Vitja – Digital Love

Was sich bereits auf der EP „You Kingdom“ abzeichnete, nimmt nun auf „Digital Love“ noch markantere Züge an: VITJA präsentieren sich auf ihrem neuen Werk wesentlich melodiöser und lassen den Clean-Gesang deutlich dominieren. Mutet das Debüt „Echoes“ (2013) musikalisch düsterer an, begeben sich VITJA auf „Digital Love“ lyrisch in nicht weniger dunkle Gebiete. Trotzdem ist ganz klar: Musikalisch wird sich neu orientiert.

Dabei kann man durchaus sagen, dass „Digital Love“ für die Allgemeinheit weniger sperrig zugänglich ist, als noch der Vorgänger „Echoes“. Die zwei neuen Songs auf der erwähnten letzten EP, die 2015 veröffentlicht wurde, gaben bereits die Richtung an und sorgten für viel Diskussionsstoff unter den Fans. Die eher unvorhersehbaren Songstrukturen weichen einer harmonischeren und ausgeglicheneren, aber sicherlich nicht weniger spannenden Linie.

Während Opener „Scum“ (featuring ESKIMO CALLBOY) noch suggeriert, dass gemeinsame Zeit mit guten Freunden alles irgendwie wieder ins Lot bringt, hellt sich die Stimmung des Albums nicht wie oft üblich gen Ende immer weiter auf – ganz im Gegenteil. Es wirkt, als würde die Hoffnung immer weiter schwinden, je länger sich VITJA mit allgemeinen und den ganz eigenen Problemen auseinandersetzen. Beinahe zerbrechlich und höchst emotional wirken David Beules gesungene Passagen wie „And here I stand alone now at the edge. I wish I died before we met“ („No One As Master No One As Slave“), nicht weniger durchdringend geshoutete Zeilen wie „Slowly die on the inside (…) We had it all but we messed it up“ („Find What You Love And Kill It“), die apokalyptische Szenarien ausmalen.

Als Kontrast zum präsenten Cleangesang werden beispielsweise im Song „Six Six Sick“ dank Gastshouter und Taste Of Anarchy Tour-Buddy Matthias Tarnath von NASTY deutlich aggressivere Klänge angeschlagen. VITJA befinden sich in Sphären hoffnungsloser Verzweiflung und düsterer Melancholie, die spannender wohl kaum präsentiert werden kann.

Es ist definitiv ein anderes zweites Album im direkten Vergleich zum Debüt. Allerdings ist der Erstling auch bereits vier Jahre alt. Mit „Digital Love“ machen sich VITJA auf, um großen Genre-Kollegen wie etwa BRING ME THE HORIZON zu folgen, ohne dabei an eigener Raffinesse zu verlieren.