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24/7 Diva Heaven – Stress

Schönen guten Tach, die 90er haben in Berlin angerufen und Sub Pop war dran. Sie wollten das Trio 24/7 Diva Heaven sprechen. Versteht Ihr nicht? Schmeißt sofort dieses Album an und stellt Euch auf eine abgefahrene Reise in die Vergangenheit ein. Hallelujah.

„Schluss mit der übertriebenen Romantisierung von miefigen Klieschees des Punkrocks der 80er und 90er Jahre!“

Von wegen der Punk ist tot

Wenn einem die ersten Töne des Debütalbums einer unbekannten Band in bester Brody Dalle und Riot Grrrl Manier entgegen gerotzt werden, gibt es keine plausible Möglichkeit sich diesem zu entziehen. „Stress“ ist eine gigantische Explosion zwischen Punk, Noise und Grunge Rock und das vielleicht Beste, was in diesem Jahr auf den Markt gebracht wurde. Dafür bedarf es endlich auch nicht mehr den Blick über den großen Teich. Karo Paschedag am Bass, Mary Westphal am Schlagzeug und Katharina Ott-Alavi am Gesang beweisen dieser Republik sehr eindrücklich, dass der Punk noch lange nicht tot ist!

Schon im Opener „Potface“ sind Einflüsse von Sonic Youth, Dinosaur Jr., Nirvana, Sonic Youth, den Melvins oder Mudhoney zu erkennen und das hört auch im Verlauf der zehn folgenden Songs nicht auf. Man hört den Musikerinnen ihre Prägung deutlich an, kann aber auch schnell erkennen, dass 24/7 Diva Heaven ihr ganz eigenes Ding daraus drehen und ausgesprochen passend ins 21. Jahrhundert adaptieren. Ich bin überwältigt – ernsthaft. Auf dieses Album habe ich eine gefühlte Ewigkeit gewartet.

Das ist große musikalische Kunst

Diese Begeisterung lässt sich so gar nicht bremsen, betrachtet man den Umgang mit den Instrumenten und die dazugehörende Textur. Da können sich einige in diesem Musikzirkus eine gewaltige Scheibe abschneiden, besonders wenn man neben den so geliebten „ordentlich auf die Fresse“-Tracks Songs wie „Everyman“ genauer unter die Lupe nimmt. Vermutlich ist nämlich genau diese handwerkliche Stärke, verbunden mit einer straighten Attitüde, die Themen wie Feminismus, Ungleichheit, Homophobie, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder den Umweltschutz aufgreift und einer gehörigen Portion Spaß, das Geheimrezept für diesen unfassbar authentischen Riot Grrrl Sound im Jahr 2021.

„Gerade die Subkultur begibt sich auf einen Weg, der besonders im Feminismus der 90er Jahre hart verschlafen wurde und nun eine mehr als verdiente Bühne bekommt.“

Wüst, kaum zu zügeln und angenehm impertinent

Wüst, kaum zügelbar und angenehm impertinent erzeugt „Stress“ einige spannende Effekte, die viel mehr, als nur zum ungebremsten Mitsingen motivieren. Das Album landet mit seiner Veröffentlichung mitten in einem sehr gespaltenen gesellschaftlichen Wandel. Der Kampf gegen all die genannten Themen wird lauter und gerade die Subkultur begibt sich auf einen Weg, der besonders im Feminismus der 90er Jahre hart verschlafen wurde und nun mit Projekten wie beispielsweise GRRRL-NOISY eine mehr als verdiente Bühne bekommt. Umso wichtiger sind Alben wie dieses für die alte, aber besonders auch junge Generation und die Einordnung zwischen Mainstream und Underground. Schluss mit der übertriebenen Romantisierung von miefigen Klieschees des Punkrocks der 80er und 90er Jahre!

24/7 Diva Heaven haben die besten Voraussetzungen dem meist eingestaubten Mainstream Punkrock, Grunge und Heavy Fuzz zu zeigen, was es bedeutet wirklich Feuer, aber vor allem auch ordentlich Mut und Substanz unterm Schlagzeug zu haben.

Video: 24/7 Diva Heaven – Potface

Hier erhältlich
24/7 Diva Heaven – Stress
Release: 12. März 2021
Label: Noisolution / Soulfood

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