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All Aboard! – Rules Of Distraction

Nach nun mehr als zehn Jahren Bandgeschichte melden sich All Aboard! aus Mönchengladbach mit ihrem neuen Album „Rules Of Distraction“ zurück. Sechs Jahre nach dem letzten Studioalbum hat die Band hier vor allem das vergangene Jahr beleuchtet, aber auch viel Persönliches und Politisches miteinfließen lassen. Insgesamt sind 12 Songs enthalten, die dem melodischen und poppigen Punkrock zuzuordnen sind und den Hörer mit jedem weiteren Durchgang belohnen. Die lange Wartezeit hat sich hier auf jeden Fall gelohnt.


„Rules Of Distraction“ vereint Melodie, Leidenschaft und jede Menge Eigendynamik, die gepaart mit einer starken Tiefgründigkeit für viele Glücksmomente beim Hören sorgen

„Rules Of Distraction“ ist der direkte Nachfolger des 2015er Outputs „Aficionado“. Laut Begleitinfo ist der Titel des Albums vom Buch „The Rules of Attraction“ von Bret Easton Ellis aus dem Jahr 1987 inspiriert. Gefühlt eine halbe Ewigkeit hat es also gedauert, bis das Quartett aus Mönchengladbach wieder ein neues Album erstellt hat. Und ohne zu viel vorwegzunehmen: „Rules Of Distraction“ bietet alles, was die Gladbacher bisher so ausgemacht haben und noch viel mehr.

Passend zum Thema Jahrmarkt, mit dem auch das wirklich gelungene Albumartwork spielt, gibt es Rummelsound im Intro „Attraction“ zu hören, bevor die Midtemponummer „Perfect Stranger“ den eigentlichen musikalischen Startschuss gibt. Noch leicht mit angezogener Handbremse nehmen All Aboard! den Hörer mit auf die knapp 26-minütge Reise. Schon hier aber zeigen sich Gefühl und Melodie von Ihrer besten Seite, was sich bei der klassischen Ballade „On & On“ noch einmal verstärkt.

Gedichte, Gefühl und Punkrock

Deutlich flotter sind das starke „Satisfaction“, „What Dying Feels Like” – großartig dank seiner Sing-A-Long-Parts – oder „Mouth Of The Shark“ gehalten. Der letztgenannte Song entstand laut Bandbeschreibung in naher Anlehnung an Gedichte von den Geflüchteten Abdel Wahab Latinos und Warsan Shire. Dabei fällt die wirklich starke und gefühlvolle Stimme von Sänger David auf, die im Gegensatz zu früheren Outputs ihren eigenen Weg gefunden zu haben scheint und All Aboard! mehr denn je das i-Tüpfelchen verpasst.

Als absolute Highlights müssen aber „Crossroads“, „Like Lyrics” und „57 Walnut Street“ bezeichnet werden. In eine ähnliche Kategorie passt auch das raue und mitreißende „Footsteps“. Mit dem schönen und melodischen „Why Pretend“ neigt sich der Spuk dann schon wieder dem Ende entgegen, was mit dem Outro „Distraction“ dann bittere Realität wird. Diese Platte hätte sicher noch 1-2 Songs mehr vertragen.

All Aboard!: 2021 so stark wie nie zuvor

„Rules Of Distraction“ ist ein wirklich gutes Album geworden, dass die Band aus Mönchengladbach wohl so stark zeigt, wie noch nie zuvor. Der frühere raue Sound ist zwar noch da, steht aber nicht nicht mehr so im Mittelpunkt. Dies belegt auch die zunehmend cleanere Stimme von Sänger David. Die Band hat sich aber nicht losgelöst von ihrem alten Sound, viel mehr klingt „Rules Of Distraction“ wie eine logische Weiterentwicklung, vielleicht sogar wie das musikalische Erwachsenwerden von All Aboard!

Die Songs versprühen immer noch gute Laune, wechseln sich aber auch deutlich mehr mit nachdenklicheren Momenten ab. Musikalisch ist die Combo hier im Bereich Poppunk oder Melodic Punkrock unterwegs. Als große Referenz gilt zwar immer noch der Gainesville-Sound, wobei man sich hier zunehmend davon entfernt und 2021 so eigenständig klingt, wie nie zuvor. Hier trifft einfach Melodie auf Leidenschaft und gepaart mit viel Eigendynamik und einer starken Tiefgründigkeit ist ein so gutes Album wie „Rules Of Distraction“ entstanden.

Video: All Aboard! – 57 Walnut Street

Hier erhältlich
All Aboard! – The Rules Of Distraction
Release: 21. Mai 2021
Label: Bakraufarfita Records

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