Wenn man den Namen American Football liest, schlagen Emo-Herzen sofort höher. Die Band um Tausendsassa Mike Kinsella gehört wohl zu einer der größten Emo-Bands der 90er. Das Besondere daran ist, dass die Musiker damals nur ein Album veröffentlichten und so gar kein Konzert spielten. Dennoch war es genau dieses eine Album, welches schlicht und einfach LP 1 heißt, das so viele Emo-Kids seinerzeit in seinen Bann zog. Der eigentümliche Mix aus Emo-, Math und Indie-Rock büßte bis heute nichts von seinem Charme ein.
“Ein von Anfang bis Ende perfektes Album“
Großes Kino schon beim Opener
Umso größer war also die Freude, dass sich American Football nach rund 15 Jahren Abstinenz wieder zusammengefunden haben und tatsächlich sogar zwei Jahre nach Ihrer Reunion im Jahr 2016 ihr zweites Album LP 2 veröffentlichten, welches bei vielen Kritikern unter den besten Alben des Jahres platziert wurde. Nun müssen wir zum Glück nicht wieder 17 Jahre warten (News), bis uns die Herren mit einem neuen Album beglücken. LP 3 ist im Kasten und wartet nur darauf, die Herzen der Emo-Rock-Liebhaber erneut im Sturm zu erobern.
Los geht es mit „Silhouettes“, welches bereits vorab als erste Single veröffentlicht wurde. Nach einem wunderbar aufgebauten Intro taucht man direkt in den Song ein. Dieser bringt alles mit, was man an American Football so liebt: Das virtuose Gitarrenspiel von Mike Kinsalla und Steve Holmes und das auf dem ersten Blick unspektakuläre, aber im Detail so verliebte Drumming von Steve Lamos, lassen den Hörer, gebettet in gut platzierte Bassläufen von Nate Kinsalla, sofort aus der Realität entfliehen. Dazu kommen diese grundehrlichen und emotionalen Gesangslinien von Mike, ein bisschen Glockenspiel von Nate und schon haben die Herren mal wieder einen grandiosen Song gebastelt, der (und das ist kein Scherz) fast 7:30 Minuten dauert. Das kommt einem während des Hörens allerdings überhaupt nicht so vor. Wer so etwas schafft, vor dem kann man sich nur ehrfürchtig verneigen. Ganz großes Kino und das war wohlgemerkt nur der Opener.
American Football bringen Abwechslung am laufenden Band
Glücklicherweise schafft es die Band auch im Anschluss an „Silhouettes“ (News) das Niveau extrem hoch zu halten. Dabei fällt auf, dass die Musiker doch um einiges gesetzter rüberkommen, als es noch vor gut zwanzig Jahren der Fall war. Aber keine Angst, im Kern sind es immer noch genau die American Football. Und in deren Songs wird es bekanntlich so schnell auch nicht langweilig. Viele verschiedene Instrumente wie Xylophon, Glockenspiel oder auch das bekannte und lieb gewonnene Trompetenspiel von Drummer Lamos kommen zum Einsatz und selbst „simples“ Klatschen kommt hier sehr effektvoll daher.
„American Football sind immer noch eine der facettenreichsten und wichtigsten Bands der Szene.“
Drei Titeln des Albums schenken die US-Amerikaner weibliche Unterstützung am Mikrofon: Land of Talk’s Elisabeth Powell verleiht dem Song „Every Wave To Ever Rise”, Slowdive’s Rachel Goswell dem Titel “I Can’t Feel You” und every-emo-bodys Darling Hayley Williams von Paramore “Uncomfortably Numb” (News) eine ganz besondere und eigene Note. Vor allem bei „Uncomfortably Numb“ funktioniert das gesangliche Zusammenspiel zwischen Kinsella und Williams dermaßen gut, dass dieser Song es mit Leichtigkeit schafft zum Aushängeschild des Albums zu werden.
Mit der emotionsgeladenen Ballade „Life Support“ endet die dritte Scheibe von American Football. Man kommt nicht umhin zu sagen, dass es von Anfang bis Ende ein perfektes Album geworden ist. American Football sind immer noch eine der facettenreichsten und wichtigsten Bands der Szene, was sie mit ihrem dritten Album wieder einmal allen unter Beweis gestellt haben.