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Andrew Neufeld von Comeback Kid im Interview

Comeback Kid

Foto: Avrinder Dhillon

„Heavy Steps“ (Albumreview) von Comeback Kid zählt für mich bislang zu den geilsten Alben des Jahres. Die Mischung aus Ohrwurmmelodien und groovigem Hardcore ist mir auch einige Wochen nach Release noch nicht langweilig geworden. Ein richtig guter Zeitpunkt also, um mit Sänger Andrew mal über die Platte zu quatschen.

Auf „Heavy Steps“ gibt es metallischen Hardcore aber auch immer wieder die Punkrock-Momente. Was für uns immer im Vordergrund stand, war der hymnenmäßige Stil von Comeback Kid. Darauf wollten wir uns konzentrieren und darauf wollten wir aufbauen auf diesem Album.Andrew Neufeld

Was kannst Du mir über den Aufnahmeprozess zu „Heavy Steps“ sagen? 

Andrew: Wir haben das Album in Winnipeg, Kanada, aufgenommen. Die Band ist eigentlich aus Winnipeg, ich selbst lebe aber mittlerweile in Toronto, drei von uns leben in Vancouver und unser Gitarrist Jeremy lebt noch immer in unserer Heimatstadt. Der Schreibprozess begann in Pandemiezeiten und so schickten wir uns die Sachen hin und her und trafen uns erst für die Aufnahmen. Der Toningenieur, bei dem wir aufnahmen, John Paul Peters, nahm auch schon unser erstes Album „Turn it around“ auf. Eigentlich hätten wir unseren Producer Will Putney nach Kanada geholt für die Aufnahmen, aber wegen der Pandemie mussten wir ihm die Aufnahmen nach New York schicken, damit er sie mixen konnte. Ich denke, wir haben es geschafft, unser bislang härtestes Material auf dem Album unterzubringen. Mit Revv Amps aus Manitoba konnten wir einen echt coolen Sound gestalten, der sich für mich wirklich groß anhört. Außerdem denke ich, wir haben es wieder geschafft, unseren Weg weiterzuverfolgen, in der Spur zu bleiben und trotzdem eine Menge unterschiedlicher Songs auf dem Album unterzubringen. Wir haben versucht, das Album interessant zu halten und nicht immer und immer wieder denselben Song zu schreiben. Diese Abwechslung haben wir in all unseren Alben.

War es das erste Mal für Euch, dass Ihr ein Album remote geschrieben habt? 

Andrew: Nein, wir arbeiten schon eine ganze Zeit remote, einfach, weil wir so weit entfernt voneinander wohnen mittlerweile. Am liebsten bin ich natürlich immer präsent im Raum mit den anderen. Manchmal bin ich dann alleine bei mir und versuche mich mit Gesangspatterns über die Riffs und während ich in den Raum schreie, kann es passieren, dass ich eine bestimmte Vorstellung habe von einem Pattern und die Lyrics daraufhin zwanzig Mal umgeschrieben werden.

So läuft das erst mal ab und dann kommen wir aber alle in einem Raum zusammen und machen auf organische Art und Weise weiter.

Hattet Ihr durch die Pandemie mehr Zeit, um an dem Album zu arbeiten und hatte das irgendeine Auswirkung auf „Heavy Steps“?

Andrew: Das Album zu schreiben hat uns wirklich eine sehr große Aufgabe gegeben in dieser Zeit. Wir konnten glücklicherweise eine ganze Menge Shows spielen und auch unsere letzte Tour konnten wir fast bis zum Ende durchziehen. Die letzten beiden Shows mussten gecancelled werden, weil wir Covid bekamen. So saßen wir dann über die Feiertage in den Staaten fest und dann vor ein paar Wochen konnten wir zurück nach Kanada. Unsere Europatour wurde ja leider abgesagt.

Wir hatten also gar nicht so viel Zeit und ich denke sogar ohne die Pandemie hätten wir für das Album sogar etwas länger gebraucht. Wir hatten vor der Pandemie ein wirklich vollgepacktes Jahr mit unglaublich coolen Sachen wie Asien zu betouren.  Aber auch über all die Jahre davor hatten wir neben Comeback Kid immer eine ganze Menge anderer Dinge zu tun. Die freie Zeit gab uns jetzt die Möglichkeit, uns sehr bewusst hinzusetzen und das neue Album zu schreiben, aber ich habe mich nie gefühlt, als hätte ich alle Zeit der Welt.

Experimentiert Ihr viel mit eurem Sound?

Andrew: Ich experimentiere immer mit meiner Musik. Viele der ungewöhnlicheren Sachen haben es nicht auf das Album geschafft, aber wir haben einige davon aufgenommen und irgendwann werden sie das Tageslicht erblicken. Wichtig ist uns vor allem die schon erwähnte Abwechslung zu haben. Auf „Heavy Steps“ gibt es metallischen Hardcore aber auch immer wieder die Punkrock-Momente. Was für uns immer im Vordergrund stand, war der hymnenmäßige Stil von Comeback Kid. Darauf wollten wir uns konzentrieren und darauf wollten wir aufbauen auf diesem Album.

Ich wollte mit den Produktionstechniken etwas experimentieren auf diesem Album. Wir haben uns bei den Aufnahmetechniken und beim Sound viel ausprobiert, dieses Mal. Amp-Einstellungen und Plug-Ins und sowas. Wir wollten die Vocals noch saftiger machen als auf den alten Alben. Daran hatte ich eine Menge Spaß. Ich denke ich habe mich für meine Vocals viel größere Herausforderungen gesetzt als auf den Vorgängern.

Der Fokus auf den hymnenhaften Stil – kam der natürlich oder war das geplant?

Andrew: Es war geplant, aber es kam sehr natürlich, wenn du verstehst, was ich meine. Wir müssen unsere Stärken voll ausspielen. Und eine unserer großen Stärken ist es, Hardcore-Punk-Hymnen zu schreiben und dabei versuchen wir immer eine Dynamik zu entwickeln, die den ganzen Raum mitreißt. Wir wollen nicht, dass nur wir auf der Bühne aktiv sind und alle anderen im Raum vollkommen still sind. Wir haben also hier versucht, unsere Stärken etwas hervorzuheben.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Joe von Gojira, der Euch seine Stimme für Teile des Songs „Crossed“ lieh?

Andrew:  Ich schrieb „Crossed“ und ich brauchte Vocals die bedrohlich über allem thronen konnten und einen ganz bestimmten Vibe ausstrahlten und zu den Inhalten des Songs passten. Joe hat eine ganz eigene Stimme und eine Art zu singen, die ich so niemals liefern könnte. Wir haben einen gemeinsamen Freund, jemand, der für Gojira arbeitet. Wir haben die Jungs schon auf einer Show getroffen. Vor ein paar Jahren wurden wir einander vorgestellt. Ich glaube mich also zu erinnern, dass die Jungs bereits Fans von uns waren und als wir dann telefonierten, sagte er mir dann „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich wirklich viel von Comeback Kid kenne“, haha. Aber er mochte sofort, was wir ihm schickten und war von der Idee begeistert. Ich glaube, er nahm seinen Part bei sich zu Hause auf und er schickte mir seine Takes. Es steht immer noch aus, dass wir uns mal persönlich treffen nach dieser Zusammenarbeit, aber es war wirklich eine sehr coole Sache. Er hat wirklich das getroffen, was ich für den Song gesucht habe.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mit Joe zusammenarbeite, bevor es zu diesem Song kam. Es war wirklich sehr spontan. Manchmal muss man dann einfach die passende Person fragen, ob sie Lust hat auf eine Zusammenarbeit und genau das haben wir getan, haha.

Gibt es jemanden, mit dem Du gerne mal zusammenarbeiten würdest?

Andrew: Ich wollte schon immer einen Song mit Walter von Rotting Out machen und wir haben da sogar schon am Telefon drüber gesprochen. Leider ist es dann nie dazu gekommen, aber das wäre wirklich eine coole Zusammenarbeit, die ich gerne noch auf die Beine stellen würde.

Fällt Dir eine Band ein, für die Du gerne den Gast-Part übernehmen würdest?

Andrew: Definitiv Hatebreed. Wir haben noch nie mit ihnen eine Tour gespielt, was echt seltsam und schade ist. Ein gemeinsamer Track wäre echt cool. Ansonsten mache ich ja auch immer wieder Guestvocals und ich liebe es jedes Mal. Es gibt so viele coole neue Hardcorebands, mit denen ich gerne mal arbeiten würde. Speed zum Beispiel. Pain of Truth aus New York ebenfalls. Die neuen Sachen finde ich sehr interessant und da wäre ich gerne Teil davon.

Welchen Song von „Heavy Steps“ willst Du unbedingt auf die Bühne bringen, um die Reaktion der Fans zu sehen?

Andrew: „Face The Fire“, dazu gibt es auch ein Livevideo. Es ist der Fokus-Track des neuen Albums. Darauf freue ich mich sehr. Es ist einer dieser hymnischen Songs, von denen ich geredet habe. Auch „Everything relates“ will ich unbedingt live spielen. Es ist ein Tribut an Sean Kennedy von Deez Nuts, der erst letztes Jahr verstarb. Wir konnten eines seiner Riffs in den Song einbauen und es wird sicher emotional das alles live zu spielen. „Dead on the Fence“ ist der heftigste Song des Albums und darauf freue ich mich auch sehr live.

Video: Comeback Kid – Heavy Steps

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