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As I Lay Dying – Shaped By Fire

The shock and the aftermath – so könnte man beschreiben, was sich im Mai 2013 zutrug als bekannt wurde, dass Tim Lambesis verhaftet wurde, weil er den Mord an seiner Frau in Auftrag geben hatte. Schlagartig wurden As I Lay Dying auch über die Grenzen der Szene bekannt. Wenn auch aufgrund dieses schwerwiegenden Sachverhaltes, der unter anderem die Bild zu -nennen wir es eben auch in diesem Kontext- journalistischen Höchstleistung auflaufen lies. Dieses Ereignis und seine Folgen verursachten ein Vakuum, welches dazu führte, dass die geplante Tour der Band abgesagt wurde und sich und ihr gesamtes Umfeld neu sortieren musste. Es wurde lange still um As I Lay Dying.

Nachdem Lambesis 2016 auf Bewährung aus der Haft entlassen wurde folgte im Dezember 2017 ein öffentlicher Entschuldigungsbrief und erste Gerüchte um eine Fortsetzung von As I Lay Dying mit neuen Musikern. Glücklicherweise stellten sich diese Gerüchte als falsch heraus da Tim es wohl als eine Mission seiner Resozialisierung und Vergangenheitsbewältigung ansah, den Rest der Bandmitglieder von seiner ehrlichen Reue zu überzeugen und alle dazu bewegen konnte, ihm eine zweite Chance zu geben und das Comeback von As I Lay Dying einzuläuten. Öffentlich greifbar wurde das Comeback in unveränderte Besetzung Mitte 2018 mit der Veröffentlichung von „My own Grave“.

„Es ist ein kraftvoller und sicherlich keines Falls leichter Neubeginn für As I Lay Dying, aber deren wohl mit Abstand ehrlichstes Werk.“

We are reborn through pain

Um das Album rein musikalisch wiederzugeben, wäre dieser kleiner Exkurs in die Ereignisse der Vergangenheit wohl kaum von Nöten, doch da sich die Platte, wie man erwarten kann, hauptsächlich mit der Aufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung beschäftigt, aber auch die Widergeburt der Band symbolisiert, schadet es sicher nicht zur Einstimmung den Fokus auf die vorausgegangen Ereignisse zu lenken, um später auch inhaltlich besser zu verstehen, was die Herren hier abliefern. Zweifelsohne ist die Richtung, die dieses Album einschlagen wird für Interessierte und langjährige Anhänger der Band keine Überraschung. Die bisher veröffentlichten Vorboten, wie der Titeltrack „Shaped by Fire“ und der Opener „Blinded“ gehören definitiv mit zu den stärksten Tracks des Albums und reißen Fans der etablierten dynamischen Songstrukturen aus brachialen Strophen und den meist cleanen Refrains direkt nostalgisch berührt vom Hocker.

Kompromisslos, direkt und hart geht es voran und es wird alles getriggert was es braucht, um Bock auf moschen und lauthals grölen zu bekommen. Inhaltlich wird ebenfalls nicht hinter dem Berg gehalten: So startet „Blinded“ den Erklärungsversuch für die Ohnmacht und empfundene Ausweglosigkeit die blinde Wut und Schmerz mit sich bringen kann und die unter widrigen Umständen eine solche absorbierende Wirkung entwickeln kann, dass man diese manchmal nicht ohne fremde Hilfe bewältigen kann.

Ein abwechslungsreicher Mix aus rollenden Riffs

Nachdem die Platte mit dem kurzen Intro „Burn to Emerge“ und den beiden bereits genannten Singleauskopplungen fulminant Fahrt aufgenommen hat, ändert sich am weiteren Prozedere im Wesentlichen nichts. Die Band aus San Diego versteht es trotz der langjährigen Pause mit jeder Menge Drive einen abwechslungsreichen Mix aus rollenden Riffs, tragenden Refrains und kurzweiligen, aber effektiven Solos ihre Anliegen musikalisch und ohne große Umschweife auf den Punkt zu bringen. Wenn man überhaupt spürbare Änderungen wahrnehmen kann, dann sind diese mitunter subtiler Natur.

Im Verlauf der LP stößt man mitunter doch hier und da auf kleine Überraschungen. So versteckt sich mit „Gatekeeper“ in der Mitte des Albums ein Song der etwas Abwechslung bereit hält, weil er die klassische Songstruktur aufbricht und ohne einen typischen Josh Gilbert Refrain auskommt. Direkt im Anschluss folgt mit „The Wreckage“ die violent intonierte Ode an die Freundschaft und ihr Vermögen, gerade durch diese überhaupt die Chance zu haben, Episoden, wie die eigenes durch den Frontmann verursachten, zu bewältigen.

Ein demütiges Album voller Selbstoffenbarung

Ganz klar darf auch die ursprüngliche Annonce des As I Lay Dying Neuanfangs nicht fehlen. So lässt man es sich auch nicht nehmen und reserviert dem demütigen „My Own Grave“ eine Zeile auf der Tracklist. Die restlichen vier Songs der Platte bleiben ganz klar thematisch im gesteckten Rahmen und runden das Ganze mit weiteren tiefgründigen Ausführungen, zur Akzeptanz von Schuld und der bitteren Erkenntnis sich mit dem zu konfrontieren, was man mit selbstzerstörerischen Verhalten nicht nur sich selbst, sondern auch seiner Umwelt antut, ab. „Shaped by Fire“ ist ein demütiges Album voller Selbstoffenbarung und dem Wunsch zu erklären, was so unverständlich schien. Außerdem zeigt es die Stärke der Freundschaft und den Wunsch nach einer zweiten Chance. Es ist ein kraftvoller und sicherlich keines Falls leichter Neubeginn für As I Lay Dying, aber deren wohl mit Abstand ehrlichstes Werk.

Video: As I Lay Dying – Shaped By Fire

Hier erhältlich
As I Lay Dying – Shaped By Fire
Release: 20. September 2019
Label: Nuclear Blast
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