Im Juli veröffentlichten Awake The Mutes mit „Eyes“ ihr Full-Length-Debüt, das an die vorangegangene EP „Snowblind“ anknüpft. Inhaltlich befasst sich der Longplayer mit der Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen in all ihren Facetten. Anlässlich der neuen Veröffentlichung haben wir uns mit Awake The Mutes unterhalten und sprechen über musikalische Einflüsse, Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und das Ideale Release-Konzert.
„Natürlich gibt es einige, die vor 20 Jahren schon nichts mit Nu Metal anfangen konnten; denen gefällt unser neues Album natürlich nicht so sehr, aber das kann man ja auch niemandem vorwerfen. Gleichzeitig freut es uns enorm, wenn Leute, die mit der gleichen Musik wie wir groß geworden sind, auf uns zukommen und unser neues Album feiern.“
Eure erste Full-Length. Hattet Ihr Bedenken die Spannung über ein ganzes Album aufrecht erhalten zu können? Hat das die Herangehensweise an Aufnahmen/Schreibprozess beeinflusst, dass Ihr euch auf ein Album anstatt eine weitere EP vorbereitet habt?
Bedenken hatten wir da keine, da wir uns eigentlich immer recht viel Gedanken um die Arrangements der Songs machen und darauf achten, dass die Songs unserer Releases einen sinnvollen „Flow“ haben. Ursprünglich war „Eyes“ auch als weitere 6 Song EP geplant. Wir haben diesmal allerdings länger gebraucht, um uns fürs Studio aufzuraffen, da wir inzwischen alle berufstätig und festangestellt sind. Da sind dann einfach mehr brauchbare Songs entstanden.
Wie würdet ihr eure Musik einem völlig Fremden beschreiben?
Ich glaube als rhythmuslastig und stumpf, hauptsächlich. Musik zum Kopf nicken.
Ihr habt ja eine Menge Einflüsse aus Nu Metal, Metalcore und Rap. Aber könnt Ihr Eure drei Haupteinflüsse benennen?
Ich glaube es ist immer schwierig so etwas herunter zu brechen, aber vielleicht Meshuggah, Faith No More und die Bücher von William Gibson…? Natürlich klingen wir weder wie Meshuggah noch nach Faith No More, aber alle drei haben mich beim Songwriting stark beeinflusst. Früher hatten wir „Wu-Tang Clan & Behemoth“ als Einflüsse gelistet, das empfand ich auch als nicht ganz unrichtig.
„Wir haben gemerkt, dass jeder Aufnahmeprozess einfacher und effizienter wird, da wir uns immer besser kennen und die Kommunikation umso einfacher wird je besser und länger man sich kennt.“
Ihr habt Euch wieder dazu entschieden mit Emil Cezanne zusammenzuarbeiten. Was denkt Ihr, wie sehr diese dauerhafte Zusammenarbeit sich im Sound des Albums wiederspiegelt?
Wir haben gemerkt, dass jeder Aufnahmeprozess einfacher und effizienter wird, da wir uns immer besser kennen und die Kommunikation umso einfacher wird je besser und länger man sich kennt. Emil versteht genau was wir uns vorstellen und hilft uns dabei, besser zu klingen als wir sind. Darüber hinaus sind wir auch außerhalb der EP- und Albumaufnahmen gut befreundet.
Wie waren die Reaktionen auf die neue Musik und die neuen Videos bislang?
Sehr gut! Natürlich gibt es einige, die vor 20 Jahren schon nichts mit Nu Metal anfangen konnten; denen gefällt unser neues Album natürlich nicht so sehr, aber das kann man ja auch niemandem vorwerfen. Gleichzeitig freut es uns enorm, wenn Leute, die mit der gleichen Musik wie wir groß geworden sind, auf uns zukommen und unser neues Album feiern.
Was könnt Ihr mir zum Artwork von Alex Engel erzählen? Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Alex Engel ist ein ehemaliger Kommilitone und sehr guter Freund von mir, den ich während meines Designstudiums kennen lernen durfte. Alex kreiert schon seit Jahren u.a. diese abgefahrenen Ölgemälde und ich habe Ewigkeiten lang versucht ihn davon zu überzeugen, ein Artwork für uns zu malen. Jetzt zum Albumrelease hat es endlich geklappt und wir sind unglaublich glücklich mit dem Ergebnis. Ich hatte selbst schon einige Zeit lang herum probiert und mögliche Ideen skizziert, wie man die Begriffe „Paranoia“ und „Voyeurismus“ vereinen und ins Visuelle übertragen könne, da schon früh klar war, dass sich das Album (bzw. damals noch die EP) mit diesen Themen beschäftigen würde. Gemeinsam mit Alex ist dann dieses Cover entstanden. Das Original hängt in meiner Wohnung.
Auf Eurer Instagram Seite habe ich ein mir bekanntes Gesicht entdeckt: Simon Friedl an der Kamera. Wie war es das Video mit ambitious films aufzunehmen? Gibt es Anekdoten zu Euren Videodrehs?
Yves, unser Bassist, hat ambitious.films während seines Studiums gemeinsam mit Christian Alsan gegründet, Simon Friedl und Carlo Oppermann sind auch fast von Anfang an dabei, daher fällt die Zusammenarbeit da ziemlich einfach. Unsere Drehs sind daher immer recht effizient, aber locker. Im Musikvideo zu „Salt“ gibt es eine kleine Simon-Cameo (davor war er schon in unseren Musikvideos zu „Changes“, „Behind Enemy Lines“, „Closer“ und „Threat“ zu sehen, das hat inzwischen fast schon ein bisschen Tradition).
Das Video zu „Sugar“ haben wir als One Take aufgenommen und daher ein dutzend Mal hintereinander spielen müssen, um den perfekten Take zu bekommen. Das war ätzend. Für das Video zu „Belltower“ ist Simon auf einem Lastenkarren vier Minuten lang pro Take im Kreis um uns herumgefahren, das wiederum war sehr unterhaltsam.
„Unsere Shows sind sehr witzig. Niemand von uns nimmt sich zu ernst und es gibt keinen Platz für aufgesetztes Tough-Gehabe. Ich glaube wir haben immer viel Energie mitgebracht.“
Auch wenn die Zukunft bezüglich Shows ja weiter ungewiss ist, was kann man künftig von Euch erwarten?
Unsere Shows sind sehr witzig. Niemand von uns nimmt sich zu ernst und es gibt keinen Platz für aufgesetztes Tough-Gehabe. Ich glaube wir haben immer viel Energie mitgebracht. Allerdings ist es unser Ziel, nie wieder live zu spielen. Gigs bedeuten immer früh aufstehen, zum Proberaum fahren, Equipment viele Treppen hoch tragen, 3 Stunden lang eng gequetscht in einem viel zu kleinen Auto zu sitzen, Equipment ausladen und weitere Treppen hoch oder herunter zu tragen, stundenlang warten, für 40 Minuten schwitzen, stundenlang warten, Equipment tragen, eng gequetscht Auto fahren und wieder ausladen. Das ist anstrengend und wir werden alt und bequem haha.
Ich mag es, dass Ihr stimmlich, wie auch musikalisch eine Menge in euren Releases unterbringt und auch keine Experimente scheut. Gibt es etwas, was Ihr unbedingt noch ausprobieren wollt und Euch bislang noch nicht getraut habt?
Ich habe in letzter Zeit häufiger „The Fragile“ von Nine Inch Nails gehört sowie Author & Punishers aktuelles Album. Ich mag dieses rohe, elektronische und kann mir gut vorstellen, etwas in dieser Richtung auf unserem nächsten Release auszuprobieren.
Angenommen Shows dürfen wieder stattfinden – wie sieht für Euch die perfekte Releaseshow aus? Größe? Location? Supports?
Wir müssten auf jeden Fall Simons Band Nothings Left davon überzeugen mit uns zu spielen, idealerweise in Mainz oder Frankfurt. Da haben die Shows bisher immer am meisten Spaß gemacht. The Cold Room, die Zweitband unseres Bassisten Yves und Hauptband von Steffen Bettenheimer, der uns seine großartige Stimme für „Eyes“ geliehen hat, wäre ebenfalls Pflicht. Irgendwann im Sommer, mit BBQ und Fußballacker.
Gibt es ein oder zwei Bands, für die Ihr gerne als Support mit auf Tour wärt?
Tour ist für mich absolute Horrorvorstellung, aber ich glaube ich würde gern auf einer Show von Cane Hill und Ocean Grove als Support spielen.
Abschließende Worte? Etwas, das Ihr noch loswerden wollt?
Marvin, Du siehst heute einfach wieder überragend gut aus, wie machst Du das immer? Vielen Dank für das Interview, hört mehr Sneaker Pimps und bleibt gesund.