Mit John Baizley als Letzen elementaren Bestandteil von Baroness geht die Besetzung von 2013 mit einem Neuzugang auf „Gold & Grey“ ans Werk. Gina Gleason ersetzt seit 2017 Peter Adams an der Gitarre und trägt den Ambitionen der Band Sorge, auf dem neuen Album auch gesanglich neue Dimensionen zu erreichen.
„“Gold & Grey“ bietet einiges an Facetten und wird dem hohen künstlerischen Anspruch gerecht“
Musikalische Weiterentwicklung und Veränderung in allen Farben
Born in Sludge – das zumindest kommt in den Sinn, wenn man sich vor Augen hält, wo Baroness vor mittlerweile 16 Jahren angefangen haben. Mittlerweile kann wohl zweifelsohne behauptet werden, dass sie die musikalischen Abgrenzungen zu vielen Genres längst überwunden haben. Die musikalische Weiterentwicklung und Veränderung erfolgt dabei in allen Farben, wie auch die Titel der Alben immer wieder nahe legt. Einflüsse von Metal über Prog und Jazz bis hin zu Spacerock bereichern die Tracks von Anfang bis Ende dieser LP. Der Umfang dieses Albums beläuft sich auf 17 Tracks, wobei einige sehr wohl als thematische musikalische Überleitungen dienen und eher wenig an Inhalt beitragen.
„Dieses Album ist die klarste künstlerische Vision von Baroness, die wir jemals erschaffen haben“, sagt John selbst. Und das findet man auch nach einer kurzen Phase des Einhörens genau so auf der Platte wieder. Wo „Yellow & Green“ bereits auf dem richtigen Weg war, einen aber doch zu oft etwas ratlos zurückgelassen hat, schlug „Purple“ die richtige Richtung ein, die mit „Gold & Grey“ nun souverän zu Ende geht. Insgesamt wirkt die LP neben allen verschieden Einflüssen und Experimenten doch gut strukturiert und arrangiert.
Eine großartige erste Begegnung
Zu Beginn des Albums geht es mit „Front Toward Enemy“ direkt mit einem brachialen Sound und einem großartigen musikalischen Thema zur Sache. Wo man doch das erste Lied auf einem Album direkt gleichsetzten kann mit einer ersten Begegnung im wahren Leben machen die Dame und Herren hier von Anfang an alles richtig und einen guten Eindruck. Das Album bewegt sich insgesamt erwartungsgemäß vielschichtig im Bereich von kraftvoll, mit jeder Menge Drive, bis hin zu tief emotional und verspielt. Thematisch werden neben dramatischen Ereignissen des Unfalls mit dem Tourbus von 2012 und ihren Folgen für das weitere Leben auch Geschichten aus dem Umfeld von Baizley verarbeitet, der einigen Bekannten damit die Möglichkeit gibt, ihre schlimmsten Geschichten zu erzählen.
Eines der emotionalsten Stücke des Albums ist „I’d Do Anything“, in dem offensichtlich die persönlichen Erfahrung der Vergangenheit und der schwierige Wege zurück in die Normalität nach traumatischen Ereignissen beschrieben wird. Neben der Single Auskopplung „Borderlines“ ist „Cold-Blooded Angels“ noch als eines der Highlights hervorzuheben. Sehenswert ist auch die akustische Interpretation des Songs, die als Musikvideo produziert wurde.
Die wiederholte Änderung der Besetzung schadet dem Sound nicht
Abschließend kann man sagen, dass Baroness hier ein großartiges Rock Album abgeliefert haben, das einiges an Facetten bietet und künstlerische einem hohen Anspruch gerecht wird. Die wiederholte Änderung der Besetzung schadet dem Sound nicht, sondern hebt das Ganze eher noch auf ein anderes Level. Die LP sollte nicht nur Fans der Band begeistern, sondern auch die, die es noch werden möchten. Für mich persönlich das beste Baroness Album bisher, auch wenn keiner der Songs es schafft „Take My Bones Away“ zu toppen.