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Behind The Lyrics: Matze Rossi über das Album „Wofür schlägt dein Herz“

Matze Rossi Behind The Lyrics Wofür schlägt Dein Herz

Foto: Sven Hoppmann

„‚Wofür schlägt dein Herz‘ ist mit Sicherheit kein Konzeptalbum. Trotzdem verbindet alle zwölf Lieder ein roter Faden, geknüpft aus Suchen, Finden, Scheitern, Weitermachen, Loslassen, Natur und Liebe“, erzählt Matze Rossi und führt fort: „In allen Titeln schwingt meine Leidenschaft und Hingabe für die Musik mit. Ist ja auch klar, wenn ich malen könnten, würde ich das in einem Gemälde zeigen. Wenn ich schreiben könnte, würde ich ein Buch schreiben. Die Texte sind der Kern meiner Werke; entfalten sich aber vollends erst mit der Musik, den Arrangements und Klangbildern. Die Frage des Titels kommt ohne ein Fragezeichen aus. Wofür mein Herz schlägt erklärt sich selbst und fordert Hörer:Innen auf sich dessen auch bewusst zu werden. Mit meinem ‚Behind the Lyrics‘ will ich versuchen die Elemente des roten Fadens an vier Liedern noch nachvollziehbarer zu machen.“

„niemals aufhören zu staunen. Niemals aufhören sich zu wundern. Das hält uns lebendig.“

Sturm im Wasserglas: „Ich kann das Rad nicht neu erfinden kann den Wind nicht drehen
Kann nur die Segel richtig hissen und mein Bestes geben“

Im Lied habe ich das Boot als Metapher und archetypisches Symbol gewählt um meine Haltung zum Leben auf den Punkt zu bringen. Das Boot an sich ist schon immer das Sinnbild für die große Reise, den Aufbruch und Transzendenz. Es assoziiert Bewegung und Veränderung. Als ich „Sturm im Wasserglas“ geschrieben habe, hatte ich immer das Bild vom Boot vor mir, wie es unsere Persönlichkeit oder Seele über das Wasser trägt und uns so zu Erfahrung und Entwicklung verhilft. Die Sehnsucht aufzubrechen, Neues zu entdecken oder einfach nur treiben lassen. Das Gleichgewicht zu halten, über Wasser zu bleiben, Gefahren in Kauf zu nehmen, allen Widrigkeiten zu trotzen, das unendlich Schöne zu genießen, das Ankommen und vor allem sich dem „Nie-Auslernen“ bewusst zu sein. Das Ziel erreichen wird zur Nebensache denn irgendwie kommen alle irgendwo an, früher oder später. Was am Ende zählt ist das Erlebte und nicht das Ziel. Es macht Sinn sich das schon während der Reise bewusst zu machen.

Stadtflucht: „Aus vorbei das Thema ist durch für mich. Ein Leben in der Stadt, nein das brauche ich so nicht“

Ich habe Lärm, Stress, Beton und Dreck gegen einen Wald, einen See, ein Tal und einen Berg getauscht. Die meisten meiner Freunde und Freundinnen leben in der Stadt und machen in der Natur, auf dem Land, am Meer in den Bergen Urlaub, um sich zu erholen. Meine Frau und ich haben uns entschieden das andersrum anzugehen. Wir leben jetzt da, wo andere Urlaub machen und ich genieße es in die Stadt zu fahren, um dort zu arbeiten, also Konzerte zu spielen. Ich habe lange gebraucht um das zu merken und noch länger, den Schritt zu wagen dann wirklich aufs Land zu ziehen. Keine Sekunde bereue ich die Entscheidung und freue mich jetzt auch noch mehr nach Berlin, Hamburg, Köln, und alle die anderen Städte zu kommen.

Du weißt immer wie spät es ist: „Für dich gibt es immer nur das Hier und Jetzt, wie niemand anderes bist du eins mit dir selbst und während ich mich noch in meinen Problemen winde führst du mich aus und zeigst mir, wie ich zu mir finde“

Können wir von Tieren lernen? Ja. Ich denke sehr viel sogar. Meine Hundehymne beschreibt die Beziehung zu unseren Hunden Juno und Skadi. Beide haben einen festen und sicheren Platz in unsere Familie und ich bin ihnen jeden Tag dankbar, dass sie mich durch ihr unmittelbares Wesen ins Hier und Jetzt holen. Das habe ich besonders von den beiden gelernt, das im Moment sein.

Den Moment zu (er-)leben. Vergangenheit ist vorbei – habe ich keinen Einfluss mehr darauf, Zukunft passiert erst noch – und wenn ich mir den Kopf darüber zerbreche, blockiere ich mich selbst. Gegenwart ist jetzt – hier habe ich direkten Handlungsspielraum.

Viele Menschen leben mehr in der Vergangenheit und in der Zukunft, als in der Gegenwart und verpassen ihr ganzes Leben indem sie sich mit dem beschäftigen, was war oder an das Denken, was da noch kommt. Also brauchen alle einen Hund oder das Lied. 😉

Die Vögel fliegen himmelwärts: „Sag ist dein Glas halb voll oder ist dein Glas halb leer. Mit einem Wisch ist es vom Tisch. Wirst sehen, die Scherben bringen das Glück zu dir. Das Licht bricht sich in bunten Farben, beantwortet dir deine Fragen. Nie mehr am langen Arm verhungern für immer staunen auf’s Neue wundern“

Burn-Out-, Depressions- und Angstgefühle sind ein unbequemes, unverstandenes aber immer präsenter werdendes Thema unserer Gesellschaft. Da mich diese Gefühle auch von Zeit zu Zeit heimsuchen, besonders das Erste und ich viele Freund:innen habe, die tagtäglich die heftigsten Kämpfe mit Ängsten und Depressionen ausstehen, wollte ich ein Lied darüber schreiben. Der Kern des Liedes ist das Loslassen. So wie Vögel die himmelwärts fliegen und dabei alles loslassen, die Schwerkraft, einen Ort, eine Situation. Ich meine damit nicht das Davonlaufen, sondern das bewusste Loslassen. Ein Davonlaufen funktioniert nicht, da wir dann immer verfolgt werden. Es geht darum loszulassen, wie ein Vogel aus einer anderen Perspektive die Dinge zu sehen… In Scherben oder etwas Kaputtem das Schöne zu erkennen und niemals aufhören zu staunen. Niemals aufhören sich zu wundern. Das hält uns lebendig und hält Ängste, Depressionen und auch Burn-Out Gefühle von uns fern.

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