Über den dunkelsten Wolken scheint immer noch die Sonne: Anders kann man es nicht erklären, dass The Deadnotes mit ihrer neuen Single „Easy Summer“ einen klein-großen Anti-Sommerhit, für eine Zeit geschrieben haben, in der zwar das Chaos herrscht, aber man nicht mal daran denkt, aufzugeben. In unserer Kategorie Behind the Lyrics erzählt uns Darius über die Hintergründe zum neuen Song „Easy Summer“. Seid gespannt!
Schon immer spielen Lyrics für mich eine große und bedeutende Rolle. Egal ob ich Musik konsumiere oder eben selber komponiere. Die Pandemie hat uns ermöglicht aus sämtlichen Routinen, die man sich als Band über Jahre hinweg aneignet, auszubrechen und sich auf ganz neue Weise mit dem eigenen Songwriting und Texten auseinanderzusetzen und neue Wege zu gehen. Auf die Lyrics von „Easy Summer“ bin ich besonders stolz.
„Easy Summer“ war einer der ersten neuen Songs die entstanden sind, nachdem unsere Album-Release-Tour im März abrupt unterbrochen wurde. Ich war so kaputt und „ausgebrannt“ und hatte das Gefühl, ich hätte einfach verlernt, wie man Songs schreibt. Für viele Zeilen im Song war genau dieses Gefühl die Referenz. Genau darum ging es mir. Keine geschlossene Geschichte zu erzählen, sondern so nahbar wie möglich vor allem ein klares Gefühl zu transportieren.
Während ich beim Schreiben von Texten meistens die volle Konzentration nur darauf benötige, sind die Lyrics zu „Easy Summer“ dann ganz plötzlich in sehr kurzer Zeit, sehr natürlich, organisch und beinahe wie von selbst entstanden. Im Juni 2020 war ich bei meinem Freund Jonathan von der Band Das Blühende Leben in Mannheim. Wir haben gemeinsam die erste Demo aufgenommen, ein Sommertag nach dem ersten Lockdown. Ich habe einfach drauflos gesungen und ins Mikro geschrien, ohne wirklich nachzudenken. „Light me up and burn me down, I am freakin‘ out, freakin‘ out!“ Was in meinem Kopf anfangs ein Lückenfüller war, fühlte sich irgendwann einfach nur noch richtig an und trifft den Nagel auf den Kopf. Manchmal tut es einfach nur gut herauszulassen, ohne immer auf irgendeine Lösung hinzuarbeiten.
Die Lyrics sind geprägt von Kontrasten, zwischen tieftraurig, hoffnungsvoll und ermutigend. Zwischen Isolation, Ausbruch und dem Wunsch nach Leichtigkeit. Mir gefällt der Gedanke, dass der Song mit einer beinahe schon klischeehaft emotionalen und besonders bildlichen Zeile beginnt: „I wake up every morning just to find you passed out on the bathroom floor“, um dann in der zweiten Hälfte der Strophe dann banalen aber auch schönen Alltag zu beschreiben. „I dress myself up for a perfect day, drink my juice, wash down the salty taste,…“ Ich habe mich irgendwann gefühlt als müsste ich die Menge an Enttäuschungen, Verlust und Trauer einfach hinnehmen und als meine neue Routine begreifen, anstatt dagegen anzukämpfen. Als wäre alles was um mich herum passiert gerade normal. Als wäre ich gerade der einzige junge und verlorene Mensch in Freiburg, in dieser wunderschönen sonnigen aber auch spießigen (Klein-)stadt, der das Bedürfnis hat etwas zu erleben.
Im Refrain dann der große Kontrast: „Chin up, it‘s an easy summer!“ Eine Zeile, die Mut machen soll und mich motiviert hat, gefolgt wiederum von der Frage: „Will it ever be lighter?“ Eine einerseits selbstironische Referenz an die eigene Bandgeschichte und die häufige Einordnung als Emo Band, von der wir uns versuchen mehr und mehr loszulösen, aber diese Kategorisierung natürlich verstehen. Andererseits eine für mich sehr wichtige Frage. Als ich den Text geschrieben habe, habe ich die Antwort im Text bewusst offen gelassen. Ich wusste sie schlichtweg nicht. Jetzt mit einigen Monaten Abstand fühlt es sich richtig an einfach mit „JA“ zu antworten.