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Behind The Song: Modell Bianka über „Im Muster“

Modell Bianka Behind The Song: Im Muster

Foto: Tabea Mann

Die Hannoveraner Modell Bianka veröffentlichten in der vergangenen Woche den Song „Im Muster“ von ihrem kommenden Album „Kummerland„. Dieses ist das künstlerische Erzeugnis vierer Menschen, die das Gefangensein in der eigenen Doppelmoral akzeptieren – eine zentrale Eigenschaft, die den Reiz und die notwendige Tiefe von Modell Biankas Musik ausmacht. Die Texte ihrer Songs zeigen sich so nicht nur hadernd mit unausweichlichen Systemen der Arbeitswelt, sondern blicken auch über den Tellerrand der Katastrophen, die durch diese Strukturen verursacht werden. In unserer Rubrik „Behind The Song“ erzählen Euch die vier Musiker über die Hintergründe ihres neuesten Songs, stellen sich zukunftsweisenden Fragen und reflektieren ein privilegiertes Leben, was vermutlich mit stets mindestens einem halben Fuß im Hamsterrad steht. „Soll mein Leben nach diesem Muster gestrickt sein?“, wird dabei zur Gretchenfrage.

„Eine DIN-NorM für das Leben, ‘ne Schablone zum Kopieren“

Es gab viele Freiheiten und wenige Verpflichtungen

Als wir uns vor mittlerweile fünf Jahren das erste Mal zum Jammen getroffen haben, steckten wir alle noch mitten im typischen Studierendenleben. Also teilweise wirklich so, wie in übertriebenen Filmen und Serien vorgestellt wird, mit Partys und allem Drum und Dran. Spontane Zugfahrten unter der Woche um Freund*innen oder Konzerte zu besuchen waren auch kein Problem. Es gab einfach sehr viele Freiheiten und nur wenige Verpflichtungen. Und wenn, dann wurden die einfach irgendwann dazwischengeschoben. Irgendwie hat das immer gepasst.

Mittlerweile haben sich unsere Lebensumstände zum Teil schon sehr stark verändert. Und in der Zwischenzeit hat sich jeder von uns selbst die Frage gestellt, was man mit seinem zukünftigen Leben machen möchte, wo es hingehen soll. Möchte ich wirklich in die klassische 40-Stunden-Woche eintauchen? Und soll mein Leben nach diesem Muster gestrickt sein? Die Zeile „Eine DIN-Norm für das Leben, ’ne Schablone zum Kopieren“ aus dem Song „Im Muster“ trifft diese Fragestellungen wohl genau auf den Punkt.

„Eine Abweichung vom Muster und ich komm an meine Grenzen“

Auf dem Weg ins Hamsterrad

Wir glauben, dass sich viele Menschen gar nicht vorstellen können, einen Lebensweg einzuschlagen, der nicht 1:1 dem Haus-Hund-Kind-Prinzip entspricht, welches die Gesellschaft von uns erwartet. Da den meisten ja auch genau diese festen Strukturen helfen, erwarten wir natürlich nicht ein komplettes Umkrempeln des gesamten Daseins. Das wäre in den allermeisten Fällen auch gar nicht realisierbar und würde wahrscheinlich ganze Existenzen ruinieren. Denn leider haben nur wenige das Privileg, wirklich ganz frei ohne immense Verluste über sich selbst entscheiden zu können. Die Alternative wäre dann wohl ein Leben ohne den ganzen Luxus, an den wir uns inzwischen gewöhnt haben. „Jeden Tag geh ich zur Arbeit, denn man muss ja was verdienen. Sonst kann man ja leider keine schöne Wohnung mehr beziehen“. Da nehmen wir uns auch gar nicht raus und wollen uns nicht als bessere Menschen darstellen. Wir bewegen uns zum Teil selbst schon in diesem Hamsterrad mit oder befinden uns zumindest auf dem Weg dorthin. Es ist aber einfach schade, dass die Mehrheit der Meinung ist, an ihre Grenzen zu stoßen, wenn sie von den vorgefertigten Mustern abweichen. „Eine Abweichung vom Muster und ich komm an meine Grenzen“ Da ist für jeden und jede einzelne bestimmt noch viel mehr möglich!

„Ich bin müde“

Metaphern fürs Schubladendenken

Um ehrlich zu sein, fänden wir solch ein komplett vorgefertigtes Leben für uns selbst auch ziemlich langweilig. Diese Monotonie bringen wir in den Strophen musikalisch und textlich auch ziemlich deutlich rüber. Denn wenn wir, ausgedrückt durch die ständige Wiederholung „jeden Tag“, immer und immer wieder das Gleiche machen würden, fänden wir das Leben nicht so lebenswert, wie es sein könnte. Genauso wie im gleichförmig marschierenden C-Part. „Ich bin müde“ ist da unsere persönliche Stimmung, wenn es in gewissen Lebenssituationen doch zu solch einem Trott kommt.

Natürlich gibt es da noch viele weitere Stereotypen – jenseits der Vollzeit-Arbeitenden – mit ihren in weiten Teilen gleichen Lebensmustern. In Strophe zwei nutzen wir da „Jedem Raucher seine Kippe, jedem Trinker auch sein Bier“ als Metapher für genau dieses Schubladendenken. Uns geht es hier vor allem darum, sich selbst und was wir warum machen zu hinterfragen. Wenn wir voll dahinterstehen und damit zufrieden sind – dann ist das doch super. Aber wenn wir nicht glücklich sind mit dem, was wir machen, sollten wir darüber nachdenken, etwas zu ändern.

Stream: Modell Bianka – Im Muster

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