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Booze Cruise Festival 2019 – Der Samstag

Foto: Sarah Fass

Nachdem The Jukebox Romantics den Freitagabend (Festivalbericht) auf dem Booze Cruise Festival mit dem The Boucing Souls Cover „True Believers“ schlossen, war noch lang nicht Schluss. Es wurde laut in der Hopfenstraße, denn immer mehr bekannte Gesichter kamen zusammen und machten die Aftershowparty zwischen Menschenzoo und Karaoke Bar zu einer Nacht, die erst in den frühen Morgenstunden enden sollte.

„Man begrüßt sich, umarmt sich und freut sich, bei entspannten Klängen und köstlichen Ananas Cocktails bekannte Gesichter zu treffen, sympathische Anekdoten zu hören und diesen neuen Tag ganz selig zu starten.“

Dieses besondere Klassenfahrtsgefühl

Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf, einem doppelten Espresso und einer Dusche, die diese etwas in die Jahre gekommenen Lebensgeister schlussendlich wecken sollte, ist das erste Ziel des Tages die Pineapple Party im Bidges & Sons auf der Reeperbahn. Kaum angekommen, setzt sich das fort, was schon am gestrigen Tage dieses besondere Klassenfahrtsgefühl wachsen ließ. Man begrüßt sich, umarmt sich und freut sich, bei entspannten Klängen und köstlichen Ananas Cocktails bekannte Gesichter zu treffen, sympathische Anekdoten zu hören und diesen neuen Tag ganz selig zu starten.

Bildergalerie: Pineapple Party

„Lieder über die Freundschaft, große Krisen, die Gemeinschaft, Liebe, Angst und das Leben in all seinen Facetten“

Mit bestem Blick über die Reeperbahn geben sich Jawknee Music, Billy Liar und Kirsty & Cory Call die Akustikgitarren in die Hand. Es werden Lieder über die Freundschaft, große Krisen, die Gemeinschaft, Liebe, Angst und das Leben in all seinen Facetten gesungen. Es geht um Themen, die uns alle betreffen. Genauso dynamisch, wie die Songtexte, wechselt auch das Verhalten des Publikums. Mal wird ganz andächtig gelauscht, gefühlt und mitgesummt und mal stimmt man ein, klatscht in die Hände, lacht über die kleinen Geschichten, oder spendet großen Applaus. Es ist kein einziges angespanntes Gesicht zu sehen. Billy Liar, der schottische Punk-Troubadour, springt für Jason Guy Smiley ein, dem leider der Flug gecancelt wurde und bringt all seinen unverwechselbaren Charme unter die Leute.

Bilderglerie: Jawknee Music, Billy Liar und Kirsty & Cory Call

Bielefelder Herzens-Skate-Punks in freier Wildbahn

Während im Hafenklang und dazugehörigen Goldenen Salon Shellycoat und Modern Saints anstimmten, hätte man noch viele Stunden auf der 120qm Dachterrasse des sympathischen Shops verbringen können. Leicht angeschwippst von der Pineapple Party, ist es höchste Zeit für einen vernünftigen Burrito im Schanzenviertel. Frisch gestärkt zurück auf der Reeperbahn, laufen uns Primetime Failure, über alle Ohren grinsend, ein bisschen stolz und mit der frohen Kunde einen echten Kapitän, der wohl ordentlich im Schnaps stand, in der ältesten Kneipe St. Paulis getroffen zu haben, in die Arme. Es passiert viel zu selten und ist immer wieder ein Fest, die Bielefelder Herzens-Skate-Punks in freier Wildbahn zu treffen. Die Musiker stehen nicht nur musikalisch weit oben im Kurs, sondern schaffen es auch rund um die Uhr gute Laune zu verbreiten.

„Look sharp now boys, it’s time to rise.“

„We were wide awake before the sun, weary and wounded, speaking in tongues when a call came down the line: ‚look sharp now boys, it’s time to rise.'“: Irish Handcuffs eröffnen im Molotow und Chamberlain, die einigen auch noch als Split Lip bekannt sein dürfte, treten kurze Zeit später im Hafenklang vor das Mikro und zeigen auch nach so langer Zeit einmal mehr, wie unfassbar vielseitig und gleichermaßen authentisch diese Band es mit ihrer Musik meint. Die Band ist nach ungefähr einem viertel Jahrhundert erstmalig zurück in Europa und überzeugt auf ganzer Strecke.

Wir sind mittlerweile im Molotow, am Fuße der Reeperbahn angekommen und bestaunen den Hinterhof des Venues. Viel Zeit bleibt dafür allerdings vorerst nicht, da Dan Webb & The Spiders schon ordentlich ihre Instrumente beackern – auch so eine Band, die man nie genug hören und erst recht nie genug live sehen kann. Hell & Back bringen den Goldenen Salon zum funkeln und Scott Ritcher, der Frontmann der Metroschifter, startet im Hafenklang durch.

Bildergalerie: Dan Webb & The Spiders

Ein echter Geheimtipp

Arial Salad füllen die Molotow Skybar mit einem ordentlich angepissten, rohen Punkrock, der ein bisschen an Wonk Unit oder die guten Zeiten Green Days erinnert. Für viele wird auch diese Band eine Neuentdeckung sein, da das Manchester Trio in den hiesigen Gefilden noch eher zu einem Geheimtipps des Wochenendes an der Elbe gehört. Die Gäste der Skybar ziehen sie schnell in ihren Bann und entlassen positiv erstaunte Gesichter, ob all dieser angenehmen Verrücktheit der Briten. Zurück im Hinterhof, mitten im Gewusel der nun gut sortierten Reisegruppe, beschließen wir den Rest des Abends zu bleiben. All die ganzen bekannten Gesichter, der super entspannte Hinterhof des Venues, die unzähligen Lacher während eventuell auch der eine oder andere Schnaps im Spiel gewesen sein könnte, lassen einem gar keine andere Wahl.

Bildergalerie: Aerial Salad

„Meine Ohren sind unfassbar in diesen außergewöhnlich frischen und gleichermaßen maximal ernstgemeinten Sound verliebt.“

New Junk City ist für mich DIE Neuentdeckung 2019, obwohl es die Band mindestens seit 2013 gibt. Meine Ohren sind unfassbar in diesen außergewöhnlich frischen und gleichermaßen maximal ernstgemeinten Sound verliebt. So war es ein leichtes jedem, der mir nur ansatzweise über den Weg lief zu erzählen, dass man sich die Band aus Atlanta unbedingt angucken müsse. Heilliger Schnapskapitän, was für eine Wucht, dass ich damit nicht alleine dastehe beweißt ein mehr als gut gefülltes Molotow! Als dann auch Larry von The Run Up auf die Bühne geholt wurde, konnte man von einem ziemlich perfekten Moment sprechen. Dazu kommt, dass wir hier gleichermaßen über total sympathische und angenehme Menschen reden. Tut mir den Gefallen und fangt an jedem von dieser Band zu erzählen und wenn ihr schon dabei seid, macht mit The Run Up und Bong Mountain weiter.

Bildergalerie: New Junk City

„Die Stimmung ist ausgelassen!“

Während mittlerweile Resolutions und Neighbourhood Brats am Ufer der Elbe spielen, geht es für uns erneut in die Skybar des Molotows, um Little Teeth zum ersten Mal live zu sehen. Die Band, die aus Cory Call von Arliss Nancy, der bereits am frühen Nachmittag mit seiner Frau Kirsty auf der Pineapple Party spielte, Jason S. Thompson von The Sky We Scrape, Max Philipp und Bastian Wegner besteht, bringt eine richtig gute Mischung beider Vorgängerbands auf die Bühne. Die Stimmung ist ausgelassen und auch das Against Me! Cover „Sink, Florida, Sink“ wird voller Inbrunst zum Besten gegeben.

Bildergalerie: Little Teeth

Chapeau, The Run Up, Chapeau!

The Run Up, die gefühlt jeden Tag mindestens dreimal das Booze Cruise Festival bespielten, gehören zu den absoluten Herzensbands der Szene. Die Shows, die sie im Zuge des Wochenendes spielen, werden sich tief in die Gedächtnisse ihrer Zuhörer einbrennen. Keine andere Band zündet so heftig ab der ersten Sekunde. Immer strahlend wird man die verschiedenen Bandmitglieder wieder und wieder im Trubel der Menge beobachten und als Stagehand unterstützen sehen. Bei Hits wie „The Upside of Being Down“ rasten die Fans der Briten ohne Kompromisse aus, es wird gestagedived und gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Dass das für die Musiker aus Bristol nicht selbstverständlich ist, kann man hinter den vor Freude und Adrenalin strahlenden Augen sehen und in jeden Ton hören, wenn sie sich wieder und wieder dafür bedanken, an diesem Wochenende hier zu sein. Chapeau, The Run Up, chapeau!

Video: The Run Up – The Upside of Being Down

Bildergaleire: The Run Up

„Die in Gainesville ansässigen Punks werden das Molotow genau zweimal in die heißeste Abrissparty des Nordens verwandeln“

As Friends Rust gehören, neben den parallel ihr zweites Set spielenden Chamberlain, Hot Snakes und Red City Radio zu den -wenn man es denn so nennen möchte- Headlinern des Booze Cruise Festivals 2019. Die US-Amerikaner sind außerdem sehr sicher prägend für die eine oder andere Band vor Ort. Die in Gainesville, Florida ansässigen Punks werden das Molotow genau zweimal in die heißeste Abrissparty des Nordens verwandeln und all das ganz exklusiv in diesem mittelgroßen und sehr familiären Club. Es sind geschätzt 95° C und der Siedepunkt ist so gut wie überschritten. Als dann auch noch die Info überschwappt, dass man an neuem Material arbeite, kennt die Crowd kein Halten mehr. Ich verspreche Euch, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass nahezu alles durch die Luft flog, was nicht im Boden dieses Ladens verankert war. Aber hey, wenn ihr jetzt glaubt, dass mehr nicht gehen würde, dürft Ihr in dieser Sekunde anfangen, neugierig auf die Mystery Band des Abends zu werden. Schön, dass As Friends Rust zurück sind.

Bildergaleire: As Friends Rust

Ganz nah am Publikum

Während All Aboard! mit ihrem Against Me! Coverset den Menschenzoo anheizen und Scott K. Ritcher Rihanna im Gun Club ehrt, betreten Bong Mountain die Bühne der Skybar des Molotows. Das Publikum ist noch ordentlich eingeheizt von As Friends Rust und wer nun den leisen Plan der Erholung geschmiedet haben sollte, wird auf ganzer Linie enttäuscht. Bong Mountain, die nun schon eine Weile mit The Run Up und New Junk City auf Europatour waren, setzen genau da an, wo der Rest der New Run Mountain Truppe, die sich auch rund um die kleine Bühne in luftiger Höhe versammelt haben, aufhörte. Ganz nah an ihrem Publikum zimmern sie ein ordentliches und ausgelassenes Brett auf die Planken. Viel schöner hätte man diesen Tag im Molotow, zwischen all den Herzensmenschen kaum beenden können, wäre da nicht noch diese Mystery Band…

Bildergaleire: Bong Mountain

We on some next level shit

Wie fast jede Band, spielen auch As Friends Rust ein zweites Set. Und zwar genau eine Band nach ihrem ersten Auftritt. Getreu dem Motto „Was einmal funktionierte, läuft auch ein zweites Mal“, soll man überrascht werden, wieviel Potential noch in diesem Publikum steckt. We on some next level shit: Der Raum vor der Band wird kleiner und definitiv heißer – schon bevor ein einziger Akkord erklingt. Das Publikum hat Mitbestimmungsrecht bei der Songauswahl und es wird die wildeste Wrestlingveranstaltung, die diese Welt vermutlich je gesehen hat. Alle flippen einfach ohne Grenzen aus. Wirklich große Männer fliegen durch die Luft, werden über Hände getragen oder stapeln sich in den ersten Reihen und der Bühne. Man fühlt sich ein wenig an die gestrigen Shows im Menschenzoo erinnert und fühlt sich sofort wieder wohl. Irgendwann wird die Luft zwischen den grölenden und stampfenden Vollblutfans allerdings ordentlich dünn und wir verziehen uns, über eine im Takt vibrierende Treppe in den so geliebten Hinterhof. Der Abend klingt in einer ausgelassenen Aftershowparty bei sommerlichen Temperaturen höchst zufrieden aus.

Bildergaleire: As Friends Rust (Mysterie Band)

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