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Boston Manor – Glue

Das neue Boston Manor-Album „Glue“ ist ein Album, das eine ganze Generation zum Handeln auffordern soll: Die Wut ist das Ziel, um daraus die Kraft zu schöpfen, aktiv zu werden. Während sich die Briten auf dem Vorgänger „Welcome To The Neighbourhood“ (Albumreview) noch auf ihre britische Heimat und der Aussichtslosigkeit der dort lebenden, eigenen Generation eingegangen sind, wagt die Band auf „Glue“ nun einen Blick über die Landesgrenzen hinaus und möchte mit ihrer Generation auf persönlicher und sozialer Ebene Hoffnung geben.

„“Glue“ stellt einen weiteren Pfeiler dar, der die menschen auf musikalischem Wege animieren soll, sich nicht ohnmächtig allem Unheil der Welt hinzugeben, sondern aufzustehen, ihre Stimme einzusetzen, zu handeln und den Ort, an dem wir leben, zu einem besseren zu machen.“

Entfesselte Wut und schmerzhafte Selbstreflexion

Wer denkt, dass Boston Manor mit den ersten Singles einen repräsentativen Einblick in den Rest des Albums gegeben haben, der irrt: Die rund 13 Songs auf „Glue“ könnten abwechslungsreicher kaum sein. Dass sich die Band hier neu erfindet und Spaß am Experimentieren hat, kann man mit jedem Ton hören. Nicht umsonst sagt Frontmann Henry Cox: „Es ging darum, alle vorgefassten Meinungen über die Identität unserer Band wegzuwerfen und uns aus unserer Komfortzone zu bewegen.“

Nur zu gerne bewegen sich Boston Manor aus jener Komfortzone hinaus und überraschen mit nahezu brachialen Parts, die man so von der Band nicht gewohnt ist. Schon die erste Single „Everything Is Ordinary“ war so nicht erwartbar, wartet die Band doch mit einer ordentlichen Portion Post Punk auf. Auch „Only1“, „Monolith“ und „You, Me_The Class War“ zeigt sich ungestüm, nahezu aggressiv und entfesseln jene Wut, die Boston Manor auf ihrem neuen Werk antreibt.

Im Pendant dazu stehen Songs wie „Liquid“ – bei dem es Unterstützung von Trophy Eyes-Frontmann John Floreani gibt – oder auch „Plasticine Dreams“ und „On A High Ledge“. Letzterer ist meiner Meinung nach besonders hervorzuheben, da dieser Song nicht nur eine unglaublich wichtige Message verbreitet: Es geht um toxische Männlichkeit und dem dogmatischen Bild des starken Manns, das vielen Kindern im jungen Alter immer noch viel zu oft eingetrichtert wird. Diese wird musikalisch perfekt unterstrichen und bildet mit dem dazugehörigen Video eine perfekte Symbiose – wodurch sich die ganze Kraft entfaltet. Ein für Sänger Henry Cox sehr wichtiger Song ist auch „Terrible Love“, in dem er sich mit den Seiten auseinandersetzt, die er an sich selbst nicht mag und diese schmerzhafte Selbstreflexion als Therapie nutzt.

Am Ziel der Selbstfindung?

„Das ist der Anfang, an dem unsere Band endlich die Band wird, die wir sein wollen“, erklärt Cox. Die musikalischen Veränderungen von der ersten EP bis hin zu „Glue“ könnten vielfältiger wohl tatsächlich nicht sein. Schon der Unterschied zwischen der EP „Saudade“ (2015) und dem Debütalbum „Be Nothing.“ ein Jahr später war und ist enorm. Ebenso der Sprung zwischen Debüt und dem letzten Werk „Welcome To The Neighbourhood“ haben deutlich gezeigt, dass Boston Manor noch nicht da waren, wo sie sein wollten.

Wenn man genau hinhört, finden sich dennoch Elemente aus beiden Alben auf „Glue“ wieder: Die Songs sind griffig und ungestüm, wie damals auf „Be Nothing.“ und warten mit einem ungemein feinen Gespür für die Kreation einer besonderen Atmosphäre wie auf „Welcome To The Neighbourhood“ auf. Dabei sprechen Boston Manor Themen an, die aktuell eine ganze Generation bewegen: Der Klimawandel, die Austerität und Tyrannei der großen Regierungen und Unternehmen, aber auch persönliche Herausforderungen wie die immer größer werdenden Kluft zwischen der älteren und jüngeren Generation, das Abstumpfen gegenüber schrecklichen Ereignissen, Sucht und psychische Gesundheit sowie das schier unstillbare Bedürfnis nach Bestätigung, der die jüngere Generation auf Social Media Plattformen hinterherhetzt.

„Wir können es besser machen als jetzt“

„Unsere einzige Regel war, das zu tun, was wir tun wollten“, erklärt Cox. Herausgekommen ist ein Album, das gleichermaßen authentisch als auch wichtig ist. Und am Ende stellt „Glue“ einen weiteren Pfeiler dar, der die Menschen auf musikalischem Wege animieren soll, sich nicht ohnmächtig allem Unheil der Welt hinzugeben, sondern aufzustehen, ihre Stimme einzusetzen, zu handeln und den Ort, an dem wir leben, zu einem besseren zu machen. „Denn wir können es besser machen als jetzt“, so Cox. „Wir müssen nur anfangen.“

Video: Boston Manor – Plasticine Dreams


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Boston Manor – Glue
Release: 01. Mai 2020
Label: Pure Noise Records

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