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Candy Trip Down im Béi Chéz Heinz

Ein Neujahrsempfang mit Tradition

Traditionell luden Candy Trip Down am letzten Samstag zum Neujahrsempfang in den Saal des Béi Chéz Heinz in Hannover. Die Veranstaltung, die in den Anfangsjahren noch im Salon lief, ist bereits seit ein paar Jahren in den größeren Saal gewandert. Eine weise Entscheidung, da der Salon in den früheren Jahren immer aus allen Nähten zu platzen schien. Neben den Grunge-Rockern aus Hannover sind heute mit Pacman und Cosmic Tribe noch zwei weitere Lokalbands dabei.

Ziemlich genau um 20.20 Uhr eröffnen Pacman mit den Worten „Hi, wir sind Pacman“ den Abend für Candy Trip Down im bereits ordentlich gefüllten Keller des Vertrauens. Die Besucher halten zunächst noch etwas „Sicherheitsabstand“ zur Bühne, lauschen gleichzeitig aber sehr aufmerksam den Noise-Rock-Klängen des Vierers aus Hannover. Die Band weiß durch anspruchsvolle Arrangements, interessante Rhythmuswechsel und wuchtigem Shout-Gesang von Sänger und Gitarrist Niklas Pfeil zu überzeugen.

Das Set ist abwechslungsreich, für den ein oder anderen möglicherweise gleichzeitig auch etwas sperrig, aber vor allem eines: technisch einwandfrei gespielt. Dicke Gitarrenwände wechseln sich ab mit einfallsreichen cleanen Melodien und die Zuschauer quittieren die Show mit zunehmendem Kopfnicken. Die Band Pacman hat ihren ganz eigenen Stil und sollte unbedingt live gehört werden. Der Startschuss für den Abend hätte nicht besser ausfallen können.

Perfekt gespielte Gitarren-Leads und eine gewaltige Stimme von Sänger Olli

Der Laden ist inzwischen gut gefüllt und nach einer kurzen Umbaupause geht es direkt weiter mit der nächsten Band. Cosmic Tribe betreten mit einem ausgedehnten Intro die Bühne und schnell wird klar, dass hier ein nicht unwesentlicher Teil des Publikums insbesondere für diese Band ins Béi Chéz Heinz gekommen ist. Das Publikum steht nun ganz nah an der Bühne und die Party scheint richtig in Fahrt zu kommen: Es wird getanzt, mitgesungen und die ein oder andere Rockerfaust in die Luft gestreckt.
Sänger Olli motiviert das Publikum im hinteren Bereich des Saales noch näher heranzukommen: „Das nächste Lied heißt ‚Kommt näher‘“, kündigt er den folgenden Song „Come closer“ an. Laut eigener Beschreibung spielt die Band „Neo Hippie Space Rock“.

Wenn man das Ganze jemandem vereinfacht näher bringen wollte, würde man mit Hard-Rock wahrscheinlich auch nicht so falsch liegen. Cosmic Tribe wissen, was sie tun. Perfekt gespielte Gitarren-Leads und eine gewaltige Stimme von Sänger Olli ergänzen sich perfekt. Die Band hat genau wie das Publikum sichtlich Spaß und die Zeit verfliegt förmlich. Gegen Ende wird noch ein Cover von „Song 2“ der Band Blur ausgepackt. Das Publikum verausgabt sich ein letztes Mal. Nach zwei Zugaben ist dann wirklich Schluss und der Weg ist frei für den Gastgeber des heutigen Abends.

Mit Vollgas in den Abend

Candy Trip Down legen ohne Ansage direkt mit Vollgas los. Man kann den vier Musikern deutlich ansehen, dass sie sich auf diesen Abend ganz besonders gefreut haben. Der Sound der Grunge-Rock Band ist druckvoll und das Publikum macht einfach da weiter, wo es bei Cosmic Tribe aufgehört hat: Mit Tanz und jeder Menge Kopfnicken. Neben vielen neuen Songs, die Candy Trip Down heute vorstellen, fehlen natürlich auch Klassiker wie „Paralyzed“ nicht.

„Vielen Dank! Schön, dass Ihr da seid“, bedankt sich Sänger und Gitarrist Daniel Stemme immer wieder bei seinem Publikum für das heutige Erscheinen. Ansonsten fallen die Ansagen kurz aus – es wird sich voll und ganz beim Spielen verausgabt. Bassist Michi liefert mit einem brachial-schönen Bass-Sound den Teppich, während Gitarrist Kos den Songs durch beeindruckende Gitarrenriffs zusätzlich Leben einhaucht. Über das Highspeed-Fingertapping des Musikers kann man ausnahmslos staunen.

Sphärisch zieht der Sound durch die Reihen

Die Hannoveraner schaffen es jedes Jahr aufs Neue, dass im Zuge ihres Neujahrsempfangs aus Fremden Freunde werden – ob am Krökeltisch, am Tresen oder eben dort, wo die Musik spielt. Sphärisch zieht ihr Sound durch die Reihen und verwandelt den Keller des Vertrauens in eine Garage der frühen 90er. Erinnerungen an legendäre Bands wie Nirvana oder Pearl Jam bleiben auch 2018 nicht aus. Der Neujahrsempfang hat sich eben zu einer festen und vor allem gern gesehenen Institution der hiesigen Musikszene gemausert. So viel Charisma wird sofort belohnt. Das Publikum hat nach dem regulären Set noch nicht genug und fordert direkt eine Zugabe ein. Mit „Stuck State“ vom aktuellen Album „Autoimmune“ kommen die Herren diesem Wunsch gerne nach.

Die Veranstaltung war auch in diesem Jahr eine mehr als runde Sache und das obwohl sich die Bands vom Sound her doch stark unterscheiden. Wahrscheinlich macht genau diese Tatsache den Abend am Ende so abwechslungsreich. Hervorzuheben ist außerdem der glasklare Sound am heutigen Abend. Die Bands wurden den gesamten Abend über perfekt abgemischt. Ein wahres Hörerlebnis! Es bleibt zu wünschen, dass diese Neujahrstradition noch viele Jahre Bestand hat.

Maria

Bei Maria reichen sich Punk und Politik nicht einfach nur die Hand, sie liegen sich quasi eng umschlungen im Arm und trinken Schnäpschen auf die alten Zeiten. Wenn sie nicht gerade davon träumt durch die Welt zu reisen, ihrem Ärger auf Demos Luft macht oder ihrem Weltschmerz nachhängt, testet sie die neuesten Eiskreationen der Stadt, träumt vom Sommer und von Festivals oder sortiert ihre Platten zwischen der Terrorgruppe, Wizo, Propagandhi und No Use For A Name.

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