Noch nicht mal zwei Jahre sind seit ihrem Debüt “The Angst In My Veins” vergangen, da haben CAPSIZE schon den Nachfolger “A Reintroduction: The Essence Of All That Surrounds Me” in den Startlöchern.
Die Jungs aus San Diego waren in den knapp zwei Jahren nicht untätig und haben nicht nur ihren Sound, sondern direkt ihren Musikstil geändert. „Melodic Hardcore is dead, long live Post-Hardcore“ oder so ähnlich könnte das Motto des Fünfers sein, denn was dem Hörer auf dem Debüt noch als recht düsterer Melodic Hardcore um die Ohren gepfeffert wurde, findet man auf dem Nachfolgewerk vergeblich, beziehungsweise in nur wirklich sehr geringen Dosen. Das Einzige was bleibt, ist die düstere Grundstimmung.
Eins fällt beim Hören sofort auf: Es wird jetzt gesungen! Man hätte von Sänger Daniel Wand gar nicht erwartet, dass er mit seiner Stimme ein solch großes Spektrum abdecken kann. Es wird geshoutet, gegrowled, clean gesungen, mal laut und druckvoll, mal leise und fast zerbrechlich. Man könnte die Liste noch ein wenig weiterführen, so unglaublich variantenreich gestaltet sich mittlerweile der Gesang der Band aus Kalifornien. Daniel hat unglaublich hart an seiner Stimme gearbeitet und kann nun die Lorbeeren hierfür einheimsen. Das ist wirklich absolute Spitze, was er da durchweg zaubert und das kriegt so manche Band noch nicht mal mit zwei, geschweige denn drei Sängern hin.
Die Jungs haben sich, wie oben schon erwähnt, vom Melodic Hardcore weitestgehend abgewandt und präsentieren auf ihrem neuesten Werk zehn Songs im neuen Post-Hardcore-Gewand. Beim Hören kann man eigentlich nur einen Schluss ziehen, wer als Inspiration dieses neuen Sounds diente: UNDEROATH. Unweigerlich hat jeder Song etwas, was an die Band aus Florida erinnert. Sei es die variantenreichen Gesangslinien, die kleinen Elektro-Spielereien in den Songs oder die massiven chaotischen Ausbrüche (man höre einfach nur mal den Schluss von „XX (Sew My Eyes)“, da gibt es richtig auf die Zwölf) – der Einfluss ist unverkennbar. Vielleicht wird der ein oder andere manchmal etwas zu sehr an UNDEROATH erinnert (der Song „Safe Place“ klingt beispielsweise gesangstechnisch doch sehr stark nach dem UNDEROATH Song „Some Will Seek Forgiveness, Others Escape“), was jedoch nicht die Qualität der Songs schmälert, ganz im Gegenteil. Wäre “A Reintroduction: The Essence Of All That Surrounds Me” in 2004 erschienen, hätte UNDEROATH ziemlich harte Konkurrenz um den Thron im Post-Hardcore-Sektor gehabt.
Die Neuerfindung, die CAPSIZE auf ihrem neuesten Werk vollzogen hat, hat der Band anscheinend unglaublich gut getan. Herausgekommen sind dabei zehn unglaublich starke Songs, die definitiv auch noch nach längerer Zeit ihren Weg aus den Boxen oder Kopfhörern finden werden. Man darf jetzt schon gespannt sein, was mit der Band aus San Diego passiert, wenn sie ihrem neuen Sound in Zukunft noch ihren eigenen Stempel aufdrücken – dann haben wir mit aller Wahrscheinlichkeit die neuen Könige des Post-Hardcore vor uns.
von Sash