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Casey – Love Is Not Enough

Als CASEY aus South Wales Anfang 2015 mit ihrer Single „Hell“ an den Start gingen, haben die Jungs ziemlich viel Staub im Melodic-Hardcore-Sektor aufgewirbelt. Bis zu dem Release von „Hell“ hatte CASEY wahrscheinlich keiner auch nur ansatzweise auf dem Schirm und schwupps – waren die Waliser über Nacht in aller Munde und riefen regelrechte Begeisterungsstürme hervor. So etwas ist bis dato nur BEING AS AN OCEAN gelungen. Umso mehr stieg die Erwartungshaltung der stetig wachsenden Fangemeinde, als die Band ihr sehnlich erwartetes Debüt-Album „Love Is Not Enough“ ankündigten. Kann die junge Band (erst 2014 gegründet) die zugegebenermaßen ziemlich hohen Erwartungen erfüllen und vor allem dem ständig gewachsenen Druck standhalten?

Direkt beim Opener „Bloom“ kann man schon nach der ersten gehörten Minute erleichtert aufatmen: Nahtlos machen die Jungs da weiter, wo die ganzen vorherigen Veröffentlichungen wie zum Beispiel das bereits erwähnte „Hell“ oder „Teeth“ aufgehört haben und packen sogar noch eine gehörige Schippe drauf. So unglaublich druckvoll, ehrlich und emotional ist wohl zurzeit kaum eine andere Band und man wird direkt ab den ersten Tönen in den Bann des Fünfers gezogen.

Wie der Titel „Love Is Not Enough“ schon vermuten lässt, geht es hier thematisch um Beziehungen jeglicher Art und vor allem um die Scherbenhaufen, die sie hinterlassen können. Jeder findet sich mit Sicherheit in dem einen oder anderen Song wieder, wodurch das gesamte Album sehr authentisch wirkt. Wo andere Bands zu sehr in Pathos und Schnulzengesummse abdriften, hat man bei CASEY zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise das Gefühl, dass es irgendwie unecht oder „cheesy“ wirkt. Das ist schon echt eine ziemliche Meisterleistung, da der Grad, den man hier wandern muss, verdammt schmal ist.

Auch musikalisch bieten die Jungs eine ordentliche Achterbahnfahrt: Von wütenden Tracks wie „Haze“ oder „Sleep“ bis hin zu seichten und ruhigen Nummern wie „Darling“ oder „Doubt“ wird einem alles geboten, damit keine Langeweile aufkommt. Auch hier fällt wieder sehr positiv auf, dass nichts unecht oder erzwungen wirkt. Hinzu kommt, dass alle Songs wirklich gut arrangiert sind. Sicherlich blitzen hier und da Merkmale eines Standard-Melodic-Hardcore-Songs auf und sogar typische Gitarrenmelodien à la HEART IN HAND gibt es mal zu hören, aber trotzdem klingt alles authentisch, frisch und abwechslungsreich. Bestes Beispiel in Sachen Abwechslung ist hier wohl der Song „Passion Flowers“ – obwohl: Kann man hier noch von Song sprechen oder ist das schon eher eine mit Musik untermalte Lesung eines Gedichts? Wie dem auch sei, der Track (der Begriff wurde jetzt mal extra so gewählt) ist unglaublich intensiv und bleibt daher noch länger im Gedächtnis.

Vor allem Sänger und Schreiboje Tom Weaver muss man hier ein dickes Lob aussprechen: Was dieser an stimmlicher Bandbreite auspackt, reicht locker für zwei oder sogar drei Sänger. Energiegeladene Shouts, aber auch fast zerbrechlich gehauchte Gesangspassagen haut er mit einer Selbstverständlichkeit raus, dass einem nur ungläubig die Kinnlade runterfallen kann. Gerade durch diese Bandbreite wird so viel Atmosphäre geschaffen, dass man des Öfteren Gänsehaut bekommt. Wenn man sich allein die letzten 15 bis 20 Sekunden des letzten Songs des Albums namens „Mourning“ anhört und Tom einem die letzten Zeilen (ohne Musik wohlgemerkt) wie aus weiter Ferne entgegen schleudert, kann man die Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Enttäuschung schon fast greifen, so dermaßen emotional wird das von ihm transportiert… und das ist nur ein Beispiel von vielen.

CASEY haben mit ihrem Debüt (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: DEBÜT!) voll ins Schwarze getroffen und ein Album abgeliefert, das gerade in puncto Atmosphäre und Emotionen so unglaublich einnehmend ist, dass man nur schwer wieder davon loskommt. Selten hörte sich Schmerz und Verzweiflung so gut an, wie auf „Love Is Not Enough“. Für alle Neugierigen und Ungeduldigen gibt es hier mit „Ceremony“ die erste Auskopplung des Albums, in der niemand geringeres als Michael McGough von BEING AS AN OCEAN zusätzlich ein paar Zeilen gesanglich zum Besten gibt. Starke Platte! Punkt-aus-Mickey-Maus!

von Sash

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