Am Abend des 20. Mai 2022 finden sich im Capitol in Hannover viele Punkrockfans ein, oder solche, die es nach diesem Konzert werden sollten.
Jesse Ahern, ein Solokünstler aus Boston, eröffnet die Show mit einem ca. 30-minütigen Set. Mit seiner tiefen, basslastigen Stimme, seiner Akustikgitarre und Mundharmonika bereitet er das Publikum hervorragend auf die nächsten 3 Stunden vor. Nach der Atmosphäre zu urteilen, hätte die Show genauso gut in einer Bar stattfinden können. Der Raum füllt sich langsam mit Menschen, einige Gespräche finden noch an der Bar statt, die Stimmung ist noch etwas verhalten. Ahern berichtet, dass er davor zwei Shows in Köln gespielt hat und seine Vinyl nun komplett ausverkauft sei. Gut für den Künstler, schade für neue Fans, die er vielleicht an diesem Abend dazu gewonnen hat.
Bildergalerie: Jesse Ahern
Pünktlich um 21 Uhr betritt Chuck Ragan mit Band die Bühne und die Begeisterung im Publikum ist groß. Das gemischte Klientel besteht aus langjährigen Chuck Ragan und Hot Water Music Fans, sowie neuen Fans, die zum ersten Mal eine seiner Shows besuchen. Die ersten vier Songs werden komplett durch gespielt, bevor eine kurze Ansage “it’s so good to be back!” als Verschnaufpause dient. Es folgen einige bekannte Songs wie “The Flame In The Flood”. Die Stimmung ist großartig, es wird viel und lautstark mitgesungen und es folgen viel Applaus und Zurufe.
Nach und nach verlassen nun Schlagzeuger und Bassist die Bühne und es wird etwas ruhiger und atmosphärischer. Zusammen mit Todd Beene an der Pedal Steel Guitar präsentiert Ragan etwas ruhige Songs. Unter anderem wandelt er einige Hot Water Music Songs, wie “State Of Grace” in seine eigene Akustik Version um. Da kommen langjährige Fans auf ihre Kosten und die Songs kommen sehr gut an. Für “Drag My Body” verbleibt Ragan nun alleine auf der Bühne. Mit seiner starken, prägnanten Stimme füllt der Sänger den kompletten Konzertsaal und Gänsehaut ist vorprogrammiert. Nicht mal ein Mikro wäre hier wohl notwendig gewesen und der Applaus ist riesig.
Es folgt die längste Ansage des Abends. “I feel like I just jumped out of a river. It goes without saying I’m so glad you’re all here.” Ragan, mit komplett nass geschwitztem Hemd, beschreibt wie dankbar, geehrt und geschätzt er sich fühlt in dieser Musik Community. Er erzählt, dass viele seiner Songs aus einem dunklen Gefühl heraus entstehen. Dennoch betont er dabei, wie wichtig es für ihn ist, dass diese Songs am Ende einen Lichtblick benötigen. Das lässt ihn an Musik glauben. Während er diese Worte sagt, ist es ganz ruhig im Raum, nachdenkliche Gedanken machen sich breit und einige im Publikum nicken zustimmend mit dem Kopf.
Bildergalerie: Chuck Ragan
Der Rest der Band kommt wieder auf die Bühne und es folgen Songs wie “Wish On The Moon” und “California Burritos”, bevor alle vier Musiker gemeinsam die Bühne verlassen.
Als Zugabe spielt Ragan alleine “Meet You In The Middle” und zeigt nochmal sein volles Stimmvolumen. Für den letzten Song kommt die Band dazu und Ragan wechselt während des Spielens noch schnell die Akustik Gitarre. Die teilweise sehr simplen Instrumente unterstreichen seine Stimme besonders gut. Nach fast 2 Stunden verlässt der Musiker mit Band die Bühne und verabschiedet sich mit Luftküssen.