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Converge – Bloodmoon: I

Mittlerweile sollte es sich herumgesprochen haben: „Bloodmoon: I“, das neue Album von Converge, entstand in Zusammenarbeit mit Chelsea Wolfe und dem ehemaligen Bandmitglied Stephen Brodsky. Wie gut diese Zusammenarbeit funktioniert zeigt sich schon im ersten Track.

„Die elf Songs sind keine leichte Kost, aber sicherlich das interessanteste, was ich dieses Jahr hören durfte.“

Gemeinsam wachsen

Converge entfernten sich schon mit den letzten Alben von ihrer Kern-DNA, doch was auf „Bloodmoon: I“ in Zusammenarbeit mit Chelsea Wolfe und dem ehemaligen Converge Gitarristen Stephen Brodsky entstand gleicht einer kompletten Neuerfindung beider Bands.

Schon der Opener „Blood Moon“ vereint das Beste beider Welten: chaotische Wutausbrüche von Converge und die atmosphärische und düstere Tiefe von Chelsea Wolfe. Dabei bin ich direkt erstaunt wie unglaublich gut all diese kreativen Köpfe miteinander harmonieren, treffen doch hier eine Menge genialer und sehr eigenständiger Songschreiber*innen aufeinander.

Langsam walzende Abrissbirnen kennt man von Converge spätestens seit „All We Love We Leave Behind“, die melodischen Feinheiten steuern dann aber Chelsea Wolfe bei.

In jedem der elf Songs stecken unglaublich viele Ideen, ohne dass hier etwas erzwungen oder überladen wirkt. So sehr die Kerne beider Bands hier auch verschmelzen, gibt es immer wieder Passagen, die man einer der beiden Combos zurechnen kann. „Coil“ zum Beispiel ist sehr „Chelsea“-lastig, wohingegen andere Songs klar vom Chaos der Jungs um Jacob Bannon dominiert werden. Dabei wirkt alles stets rundum organisch.

Es scheint, als hätten Converge ein selbst auferlegtes Korsett abgeworfen, um mit weiteren Künstler*innen über sich selbst hinauszuwachsen. Selten, dass sich eine Band so sehr von der geliebten Kern-DNA entfernt und mir trotz allem noch immer so sehr gefällt, wie in den Anfangstagen.

Video: Converge – Blood Moon

Symbiose

„Bloodmoon: I“ entfaltet sich mit jedem Hören ein Wenig mehr und zu entdecken gibt es songwriterische Feinheiten für Wochen. Dabei bauen sowohl die Songs, als auch das Album im Ganzen, einen unglaublichen Spannungsbogen auf, der unerwartet auch wieder eingerissen werden kann.

Auf welch harmonische Art und Weise hier grundverschiedene Welten aufeinandertreffen ist wahrscheinlich der individuellen Größe jedes einzelnen Beteiligten geschuldet.

Das Album ist ein Gesamtkunstwerk und sollte dementsprechend genossen werden. Hierauf muss man Lust haben, aber wenn man die Zeit und Energie investiert und sich auf „Bloodmoon: I“ einlässt, wird man belohnt.

Geboten wird eine knappe Stunde Apokalypse, aus der man wie von den Toten auferstanden zurückbleibt und sich gegebenenfalls erstmal neu sortieren muss. Die elf Songs sind keine leichte Kost, aber sicherlich das interessanteste, was ich dieses Jahr hören durfte.

Album des Jahres?

Wahrscheinlich. Aber sicher nicht für alle. Wer es eher geradlinig und leicht zugänglich mag, wird hier vielleicht nur schwer Zugang finden. Wer offen an die Scheibe herangeht und mit den eigenen Stilen von sowohl Converge, als auch Chelsea Wolfe seinen Spaß hat, der könnte in „Bloodmoon: I“ ein kleines Meisterwerk für sich entdecken.

Mich hat das Album rundum überzeugt. Meine Liebe zu „Jane Doe“, „You Fail Me“ und „No Heroes“ bleibt unangefochten, aber „Bloodmoon: I“ muss sich nicht mit diesen Alben messen. Es steht neben dem bisherigen Werk der Band und ist für mich der Beweis dafür, dass hier richtige Künstler*innen aufeinandertreffen, die sich gegenseitig auf ein ungeahntes Level an Kreativität heben und so die kompletten Vorgeschichten beider Bands transzendieren können.

Stillstand bedeutet Rückschritt und die Zusammenarbeit von Converge und Chelsea Wolfe ist eine Dampfwalze, die es auf die Geschwindigkeit eines ICE bringt.

Hier erhältlich
Converge – Bloodmoon: I
Release: 19. November 2021
Label: Epitaph Records

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