“For the first time in forever I’m certain that I can’t go” – Diese Zeile aus dem Song “Bearing Down” fasst gut zusammen, in welcher Situation sich Dave Hause derzeit befindet. Er ist nach Kalifornien gezogen, hat (neu) geheiratet, ist zweifacher Vater geworden und hat wie nebenbei noch sein neues Album “Kick” aufgenommen. Viel verändert sich beim mittlerweile 40-jährigen, ehemaligen Frontmann der Band The Loved Ones aus Philadelphia.
“Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Das können wir uns einfach nicht erlauben.”
Ein untrennbares musikalisches Gespann
“Kick” ist der Nachfolger des – für Dave Hause eher ungewöhnlichen – Albums “Bury Me In Philly”. Er selbst ordnet es, wie er sagt, in der Zeitachse aber eher hinter seinem Erfolgsalbum “Devour” ein. Zehn Songs, die er gemeinsam mit seinem Bruder Tim Hause geschrieben, arrangiert und aufgenommen hat. Dass die beiden ein mittlerweile untrennbares musikalisches Gespann sind, zeigt auch ein Blick auf das Album-Cover. Denn dort steht in großen Lettern lediglich “Hause” und Dave verrät im Interview mit dem Magazin Dying Scene, dass es durchaus vorkommen kann, dass fortan alle Veröffentlichungen unter diesem Namen herauskommen könnten. Wie wichtig Tim Hauses Einfluss ist, zeigt sich auch im Song “Civil Lies” in welchem er kurzerhand die Lead-Vocals übernimmt.
Ein musikalischer Kampf gegen Ungerechtigkeiten
Schon die beiden Vorab-Veröffentlichungen “The Ditch” und “Saboteurs” zeigen, wohin die Reise von “Kick” geht. Während wir alle wissen, dass das Glas derzeit weniger als halb voll oder im besten Fall “full of piss” ist, wie Hause selbst sagt, so bringt es doch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Das können wir uns einfach nicht erlauben. Und so ist das Album “Suicidally Optimistic” (wie der ursprüngliche Arbeitstitel lautete) und das trifft den Nagel auf den Kopf. So geben sich auf dem Album melodisch-optimistische Hause-typische Songs wie “Weathervane” und “The Ditch” mit den ruhigeren, introvertierten Titeln “Fireflies” oder dem bereits erwähnten “Bearing Down” die Klinke in die Hand. Dadurch wirkt “Kick” viel homogener als die Vorgänger-Platte.
Aber auch Themen, die es so bisher nicht im Hause-Kosmos gab, haben ihren Weg auf das neue Album geschafft. “Warpaint” ist eine Verneigung vor allen Frauen im Leben der beiden Brüder und gleichzeitig ein Ruf zu den Waffen im Kampf um die Gleichberechtigung. Und auch da zeigt sich wieder das zentrale Thema der Platte: Der erste Reflex wenn einem Unrecht getan wird und alles aussichtslos zu sein scheint, ist, dagegen anzukämpfen und eben zu “kicken”. Eben “Oh what if we were all wrong? Maybe we should have learned to shoot, to kill – instead of learning Van Halen Songs” wie es im Opener “Eye Aye I” heißt.
„Kick“ strotzt vor Energie und Aufbegehren
Positive Kritik bekommt Dave Hause übrigens vom Musikerkollegen Brian Fallon (The Gaslight Anthem), der über “Saboteurs” schreibt: “We’ve all tried to write a Tom Petty song and you actually did it!”. Während sich Dave Hauses Fokus auf’s Musikmachen durch die Geburt seiner Söhne sicher geändert haben wird, so tut es seiner Tour-Freudigkeit keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Bereits vor Veröffentlichung des Albums ist er auf Nordamerika-Tour mit seiner Band “The Mermaid” und Ende April kommt er mit seinen neuen Songs auch nach Europa.
Ob seine Vaterrolle ihn dabei ruhiger und zurückhaltender gemacht hat oder ob er nun erst Recht versucht, das Beste aus seiner Abwesenheit von seiner Familie zu machen – wir werden es mit eigenen Augen erleben können. „Kick“ jedenfalls strotzt vor Energie und Aufbegehren.