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Dead Kennedys in Hannover

Bereits im letzten Jahr ging die Kultpunkband erstmals seit ihrer Trennung 1985 auf Tour, mit „neuem“ Sänger Ron „Skip“ Greer. Mit Gründungsmitglied Jello Biafra – der erst vor kurzem ebenfalls im Kulturzentrum Faust auf der Bühne stand – ist die Band zerstritten. Der Tenor, der im Vorfeld laut wurde: Die DEAD KENNEDYS sind nicht mehr die DEAD KENNEDYS ohne Jello Biafra. Aber kann man eine ganze Band so einfach an einer einzelnen Person festmachen?

Schließlich sind die Gründungsmitglieder East Bay Ray und Klaus Flouride immer noch dabei – letzter zählt immerhin stolze 67 Jahre. Als die vier Musiker die Bühne betreten, jubelt das sehr gut gefüllt Faust. „Meine Damen und Herren“, setzt Bassist Klaus Flouride auf Deutsch an. „Wie geht’s?“, fragt er, nachdem das Set mit „Forward To Death“ eröffnet wurde.

Das Publikum ist heute Abend bunt gemischt, es finden sich einige Punks der alten Schule unter den Besuchern. Kein Wunder: Die DEAD KENNEDYS gibt es bereits seit 1978. So halten ältere Herren mit glänzenden Augen ihre Hände zur Pommesgabel geformt voller Inbrunst in die Höhe, um ihren Jugendhelden Respekt zu zollen.

Während sich die anderen vier Bandmitglieder eher ruhig verhalten, wirbelt Frontmann Skip über die Bühne, schnallst mit dem Mikrofonkabel als wäre es ein Lasso und hält das Mikrofon immer wieder breit grinsend in die Menge. Gewisse Parallelen zu Jello Biafra lassen sich nicht leugnen und auch Skip zeigt sich wie sein Vorgänger zwischen den Songs sehr provokant und zynisch.

Bevor es mit dem Song „Jack-O-Rama“ weitergeht, hält Skip dem Publikum vor, dass sich Deutschland nicht für Sport interessiere. Nur für „Tennis und Badminton“. Bei ihm als Amerikaner sähe das natürlich ganz anders aus: „We are from America where sports means something!“, erklärt er und lässt eher ratlose Gesichter im Publikum zurück. So ganz scheinen seine Ansagen nicht anzukommen, der berühmte Funke nicht überzuspringen. Als er dann auch noch die Geschichte Deutschlands vor 70 Jahren in Zusammenhang mit den Worten „Tragedy is funny“ erwähnt, scheint der Bogen des Zynismus auch im Publikum etwas überspannt.

Klassiker wie „Too Drunk To Fuck“ und „Nazi Punks Fuck Off“ laden definitiv zum in Erinnerungen schwelge ein und vor allem Letzterer ist (leider) immer noch aktuell. Musikalisch gesehen präsentieren sich die DEAD KENNEDYS als das, was sie sind: Eine in die Jahre gekommene, zweifelsohne kultige und musikalisch großartige Band, die versucht, alte Zeiten und damit verbundene Gefühle wieder aufkommen zu lassen.

 

DEAD KENNEDYS

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