Mitte der 1990er entwickelten sich Dog Eat Dog zu einer der gefragtesten und wichtigsten Bands im Bereich Crossover. Durch die Kombination aus Hip Hop, Heavy Metal und Hardcore-Punk erspielte man sich eine große Fanbase und schaffte es, auf die richtig großen Festivals und Bühnen zu kommen. Knapp 30 Jahre später ist dieser Ruhm ein wenig verblasst. Nach zwei starken Alben wurde es ab den 2000er Jahren ziemlich still um die Band aus New Jersey. Viele Veröffentlichungen folgten nicht mehr. Hier und da wurde noch getourt. Doch nun sind sie wieder da, mit neuer Musik und machen zusammen mit dem Headliner Deez Nuts aus Australien am Dienstag, den 15. August, im Lux Station. Das Konzert wurde aus dem Musikzentrum spontan verlegt und entwickelt sich, ein denkwürdiger Abend zu werden.
Dog Eat Dog: Nostalgie mit viel positiver Energie
Aufgrund der Verlegung in das deutlich kleinere Lux ist der Laden rappelvoll. An ausverkauft fehlt an diesem Dienstag nicht mehr viel. Knapp 180 Leute sind da, als Dog Eat Dog kurz vor 20:30 Uhr mit einem kleinen Rap Ontro starten und dann direkt mit der neuen Single „Lit It Up“ nachlegen. Die Band zeigt sich von ihrer besten Seite. Gut gelaunt, mit viel Spielwitz und sichtlich Spaß kommt die neue Single direkt gut an. Auch weitere neue Songs sind im gut 45-minütigen Set zu finden, die allerdings etwas abfallen, wie das doch recht außergewöhnlich ruhige „Bar Down“. Im Herbst folgt mit „Free Radicals“ dann das langerwartete neue Album, nach der EP „Brand New Breed“ aus dem Jahr 2018 die erste Veröffentlichung seit langem.
Aber das Publikum wartet im Grunde nur auf die Hits. Die Band um die Gründungsmitglieder JC und Bassist David Neabore erfüllt nur zu gerne diesen Wunsch und so kommt auch bald das Saxofon zum Einsatz. Zu „Who´s The King“ vom 1994er Überalbum „All Boro Kings“ verwandelt sich das Lux erstmalig in ein Tollhaus und sorgt für viel Nostalgie. Das großartige „Isms“, welches JC allen Frauen an diesem Abend widmet und über eine klare und tolle Message verfügt, schließt da an. Genau wie das etwas punkigere „Rocky“, beide Songs sind auf dem 1996er Album „Play Games“ zu finden. Der Song wird im Übrigen mit einem Champions-Boxgürtel und dem „Ready To Rumble“ Spruch angekündigt. Und zum Abschluss ruft Dave nach Rockys Frau „Adrian“, ganz wie in den Filmklassikern mit Sylvester Stallone. Die Zeit rennt aber und so folgt auf „Energy“ und „Man´s Best Friend“ bereits das letzte Lied. „No Fronts“ krönt diesen Abend, Hannover gibt noch einmal alles, die Band ebenso. JC dankt für die tolle positive Energie und so endet ein starker Auftritt mit tollen Momenten, der aber auch den ein anderen etwas schwächeren Song beinhaltete.
Deez Nuts: Drei Mann, zu viel von irgendwas und ein Klo
Nach einer kurzen Umbaupause sind dann Deez Nuts aus Australien an der Reihe und starten mit einem HipHop-Intro. Die Band spielte 2020 als eine der letzten Band vor dem Corona-Shutdown in Hannover und zeigte dort eine Klasse Leistung. An diesem Dienstag versucht Sänger JJ Peters die Leute vor die Bühne zu lotsen und hat Erfolg. Dann startet die Band mit „Band Of Brothers“ direkt mit einem ihrer größten Hits. JJ verschwindet im Publikum, alle singen mit. Die Band ist übrigens nur noch zu dritt. Wie man später erfährt ist der Bassist während der Tour ausgestiegen und nach Hause geflogen. Gitarrist RealBad spielt zudem mit kaputtem Knie und müsste nach eigener Aussage eher in ein Krankenhaus. Sein Bewegungsradius ist also leider etwas eingeschränkt. Am heftigsten fällt aber JJ Peters auf, dem man von Beginn an sehr deutlich anmerkt, wie dicht er ist.
So grinst er viel, schwankt manchmal ein wenig und lässt viel das Publikum die Gesangparts übernehmen. Zwischendurch verschwindet er dann komplett für circa drei Songs von der Bühne – das Klo ruft, wie man hört. Auch jetzt singt das Publikum weiter, zusammen mit RealBad. Ein Gast animiert ein wenig von der Bühne aus, ein anderer geht ans Mikro. Die Stimmung ist dennoch ziemlich gut. Denn die Songauswahl stimmt. Die Mischung aus Hardcore, Metal und HipHop funktioniert live eh ziemlich gut. Zur Setlist gehören u.a. noch „You Got Fucked Me Up”, „Crooked Smile”, „Stay True”, „Shot After Shot” und „Face This On My Own”. Dann ist völlig abrupt nach knapp 50 Minuten Schluss. Ein HipHop-Outro folgt umgehend. Nach gutem Start an diesem Abend, verkommt der Auftritt der Australier zu einem irgendwie denkwürdigen Konzert. Die Reaktionen vieler Anwesender sind dann auch eindeutig. Was ein verrückter Auftritt. Zumindest Do Eat Dog haben allerdings die Erwartungen übertroffen.