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Die Ärzte – Hell

Achteinhalb Jahre sind vergangen seit dem letzten Album „auch“. Und was hat sich am Sound der Ärzte seitdem geändert? Belafarinrodseidank nichts! Wobei so einfach ist es dann doch nicht. Die Songs sind wieder mehr geradeaus, mehr Punkrock und eine sehr schöne Rückbesinnung auf die Wurzeln der Band. Aber auch das trifft es nicht richtig. Es fällt schwer „Hell“ zutreffend in Worte zu fassen. Dazu ist das Album einfach zu vielschichtig und ausgereift, zu facettenreich und voller kleiner Ausreißer und Ideen.

„“HELL“ MAG ANFANGS ETWAS ERSCHLAGEND WIRKEN, OFFENBART SICH DANN ABER NACH EIN PAAR HÖRDURCHGÄNGEN ALS EIN KLEINES FEUERWERK AUS VIELEN SONGS FÜR KOMMENDE SETLISTS.“

Die Ärzte 1.0 – endlich auch in Stereo

Eines kann man zumindest schon beim ersten Hören festhalten: Der typische Ärzte Humor trägt ein weiteres Mal durch den Release der Band. Dabei funktionieren die Ärzte auch in ernsteren Momenten, wie „Leben vor dem Tod“ zeigt. Ganz ohne Augenzwinkern geht es auch hier nicht, trotz allem stellen Belafarinrod hier ein weiteres Mal unter Beweis, dass sie  Gefühle ebenso wie Humor transportieren können.

„Hell“ wirkt für mich wie ein Album, das die eigene Bandgeschichte hier und da reflektiert. „Das letzte Lied des Sommers“ erinnert sehr bewusst an „Westerland“ und bei „Liebe gegen Nazis“ werden zumindest textlich Erinnerungen an „Schrei nach Liebe“ wach.

Masse und Klasse

Mit exakt einer Stunde Spielzeit ist „Hell“ erstmal ein ganz schöner Brocken, der nicht nur wegen der Länge anfangs den Hörer zu erschlagen droht. Die schiere Masse an Ideen, Feinheiten und textlichem Tiefgang gibt hier über eine ganze Zeit genug zu entdecken. „Hell“ muss atmen und immer und immer wieder genossen werden um seine wahre Genialität zu zeigen. Man möchte den Ärzten auf Knien danken, dass sie sich auch in Zeiten von Spotify nicht davon abbringen lassen sperrige Alben zu schreiben, die ihre Zeit brauchen um sich voll und ganz zu entfalten.

Dabei funktionieren viele Songs auch als Singles. „Liebe gegen Rechts“ ist einer dieser Songs, den man aus dem Albumkontext auch mal ganz schnell in eine Playlist packen kann.

So herrlich kindisch wird es dann bei „Thor“ und wer sich mit der „3-Tage-Bart“ Seite der Ärzte anfreunden kann wird hier fündig. Dass sich Humor und musikalische Verneigung die Hand geben können beweist „Alle Auf Brille“ – eine lupenreine Oi!-Hymne mit Augenzwinkern.

Mein persönliches Highlight des Albums befindet sich dann ganz am Ende: „Woodburger“ vereint alles was ich an den Ärzten liebe – politische Message, intelligente Umsetzung, viel Humor und eingängiger, aber nach vorne gehender Punkrock.

Die Ärzte did it again

„Hell“ ist in der Summe ein erfrischend vielschichtiges und ausgereiftes Album, das vor allem durch seine vielen Ideen und kleinen Momente besticht, die es nach und nach zu entdecken gilt. Dabei funktionieren die Songs sowohl einzeln, als auch im Kontext des Albums.

„Hell“ mag anfangs etwas erschlagend wirken, offenbart sich dann aber nach ein paar Hördurchgängen als ein kleines Feuerwerk aus vielen Songs für kommende Setlists. Ebenfalls sehr positiv: für jeden Ärzte Fan ist etwas dabei. Vom lupenreinen Punkrock-Song bis hin zur Bierzelt-Spaßnummer bietet „Hell“ alles, was man an dieser Band so liebt.

Video: Die Ärzte – True Romance

Hier erhältlich
Die Ärzte – Hell
Release: 23. Oktober 2020
Label: Hot Action Records

 

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