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Die Fette Caroline Kann Fliegen

Die Fette Caroline Kann Fliegen

Foto: Hanna Hindemith

Um das Publikum sanft, aber ausgiebig auf den heutigen Partyabend einzustimmen, beginnt bereits um 19.30 Uhr ein Akustikset. Den Anfang machen Benny und Stephan von Fat Belly. „Standesgemäß haben wir uns nicht vorbereitet“, witzelt Benny und die Beiden starten mit „Paper Wings“ von Rise Against in den Abend. „10 Jahre, wer glaubt’s?“, zeigt sich der Frontmann überwältigt. Zu recht: Ein Jahrzehnt Die Fette Caroline Kann Fliegen – wenn das kein großartiger Grund zum Feiern ist! Nach ihnen entert C For Caroline-Frontmann Dean mit neuen Songs die Bühne. Als Abschluss der Akustikeinlage übernimmt Ich Kann Fliegens Niko Mikrofon und Gitarre und präsentiert unter anderem „Kleines Boot“ vom letzten Album „Alles flimmert“.

Perfekt vorbereitet ist es nun an der Zeit, das Feuerwerk vollends zu starten. Als C For Caroline die Bühne betreten, ist das Faust schon ordentlich gefüllt. Die Pop Punk Band aus Hannover hat neben älteren Songs auch ihre neue Platte „Head Strong Heart Strong“ mit im Gepäck, die es heute Abend käuflich zu erwerben gibt. Die Stimmung ist bereits ausgelassen, das Publikum zeigt sich textsicher und tanzfreudig. „Danke Hannover!“, freut sich Frontmann Dean und er und seine Bandkollegen strahlen über das ganze Gesicht. Am Ende des Sets gibt es noch ein Erinnerungsfoto mit dem Publikum – ein großartiger Einstieg in den Abend!

Gegenseitige Wertschätzung ist hier nicht nur eine schnöde Floskel

„Zehn Jahre“, wiederholt auch Niko von Ich Kann Fliegen, die als zweite Band auftritt und weißt auf den diesbezüglichen T-Shirt-Verkauf hin. Dieser geht in diesem Jahr an die HAZ Weihnachtshilfe. Niko motiviert das Publikum weiter mit den Worten „Also geht zum Merchstand und kauft T-Shirts, um ordentlich zu spenden!“ Direkt im Anschluss erkundigt er sich, ob das Publikum noch genug Bier habe. „Der nächste Song geht nämlich so los“, startet er in die Zeilen „Ein Bier um klarzukommen, ein Kaffee um zu reden. Viel zu viel vorgenommen, für so ein kurzes Leben“, des Songs „Kleines Boot“.

Die 60er Jahre Halle des Kulturzentrum Faust ist ordentlich gefüllt und das Publikum zeigt sich wieder und wieder textsicher und tanzlustig. Auch die Musiker der befreundeten Bands C For Caroline und Fat Belly lassen sich im Hintergrund der Bühne blicken. Immer wieder wird von den Musikern Applaus für die anderen Bands eingefordert. Gegenseitige Wertschätzung ist hier nicht nur eine schnöde Floskel, sondern ein ganz hohes Gut und gleichermaßen die Basis wunderbarer Freundschaften. „Das nächste Lied ist über die Jahre immer schöner geworden“, erklärt Niko und mit den ersten Akkorden zu „Katastrophen“ hallen die Chöre der Fans durch die Faust. Niko zeigt sich überwältigt und wird auch beim obligatorischen Lautstärketest nicht allein gelassen. Die Show nimmt immer mehr Fahrt auf.

Ich Kann Fliegen überraschen im Limp Bizkit-Style

Kaum selbstironisch berichtet Niko im nächsten Song richtigen Punkrock zu machen, so wie Fat Belly und C For Caroline es auch machen würden. Kurz darauf stimmt er den No Use For A Name Song „International You Day“ an. Es dauert nicht lang, bis Stephan von Fat Belly die Bühne stürmt und das Publikum anheizt sich auf einen Stagedive vorzubereiten. Das Bad in der Menge genießt er sichtlich.

Überraschend geht es weiter, als Niko zum anschließenden Song das Publikum bittet die Hände in die Luft zu nehmen und im Hip Hop-Style zu schwenken. Mit der Unterstützung des Beatboxers Alf Renka alias MisterGiven bekommt „Hannover“ von Fat Belly ein ganz neues Arrangement. Im blitzschnell gezauberten Limp Bizkit-Outfit hauen Ich Kann Fliegen direkt ein noch überraschenderes „Break Stuff“-Cover ins Publikum. Dieses ist förmlich aus dem Häuschen und lässt sich von den Sprechgesangkünsten der Fliegen mitreißen. Kündigt sich hier etwa ein Stilwechsel der Hannoveraner Feuerwerks-Band Ich Kann Fliegen an?

Mit dem Song „Kopf in den Wolken“ beendet der Vierer sein Set. Aus dem Publikum gibt es Unterstützung auf der Bühne. Mit den Worten „Habt noch viel Spaß“ geben Ich Kann Fliegen das musikalische Zepter an Fat Belly ab.

„Hannover ist die geilste Stadt der Welt“

Fat Belly starten energiegeladen von Null auf gefühlt Zehntausend in ihr Set. Nach den ersten beiden Songs begrüßt Sänger Benny sein Publikum und fragt die Anwesenden, ob sie denn noch voll und ganz anwesend sind. Auch er lässt sich diese zehn Jahre ganz langsam auf der Zunge zergehen: „Zehn fucking Jahre“, sagt er und führt aus „Hannover, lasst uns ein bisschen Gas geben!“

Obwohl nach der Show von Ich Kann Fliegen einige Besucher im Aufbruch zu beobachten waren, zeigt sich auch bei Fat Belly ein motiviertes und tanzwütiges Publikum. Besonders in den ersten Reihen entsteht schnell ein amtlicher Pit. Die Stimmung ist definitiv kurz vor dem Siedepunkt angekommen. Benny und Stephan schaffen es jedoch immer wieder ihre Gäste noch mehr zu motivieren und anzuheizen. Sowohl den Aufforderungen zum Tanzen, Springen oder in die Knie gehen, um dann direkt wieder völlig auszurasten, folgt das Publikum widerstandslos. „Hannover ist die geilste Stadt der Welt“, belohnt der Frontmann anerkennend die Fans der Band. Während sich Bassist Honka einen Mexikaner sichert, berichtet auch Benny immer mehr auf Temperatur zu kommen und hält fest: „Trinken wir auf die nächsten zehn Jahre!“ Etwas witzelnd bemerkt er außerdem, dass Stephan nun nach zehn Jahren auch endlich das folgende Backstreet Boys-Cover „Quit Playing Games“ spielen darf.

„Das ist ein Song für die Freundschaft“

Das Gemoshe im vorderen Bereich der Faust reißt einfach nicht ab. Wer sich nicht freiwillig bewegt, wird einfach von den Tanzenden mitgerissen. „Ich habe keine Ahnung was mit der Zeit ist,“ grübelt Benny, blickt in die Crowd und grinst: „Aber so ein, zwei Stunden können wir noch spielen“. Die Gäste honorieren direkt mit Applaus. Der anschließende Coversong „I’ll Be There For You“ aus der Serie Friends gehört definitiv zum traditionellen Material der Band. Heute geht er raus ins knapp 300 km entfernte Berlin an das ehemalige Bandmitglied Tobi alias Ebbe. Auch hier zeigt sich wieder ein Mal die tiefen Freundschaften der Musiker. Keiner wird vergessen. „Das ist ein Song für die Freundschaft“, bestärkt Stephan diesen Gedanken.

Dass die Stimmung immer mehr steigt, zeigt sich deutlich, als Benny bemerkt, dass er gar nicht mehr so laut reden müsse, da nun ein Level erreicht sei, an dem das Publikum einfach so mitgehe. Damit hat er völlig recht, denn immer mehr Leute setzen zum Stagedive oder Crowdsurfen an.

Mit Fat Belly in den Abschluss der 10. Die Fette Caroline Kann Fliegen

Fat Belly beziehen sich in ihren Songs nicht nur auf die ganz alltäglichen und zwischenmenschlichen Themen, sondern legen auch oft den Finger auf aktuelle regionale Themen. Der heutige Closer ist ein Song, den sie über ihre Heimatstadt Hannover schrieben. Das Publikum gibt nochmal alles. Die komplette Faust schließt überaus textsicher mit dem Titel „Hannover“ einen mehr als erfolgreichen Abend.

Benny, der mittlerweile auf den Schultern seiner Musikerkollegen thront, stellt fest: „Ohne Scheiß, ich könnte das zwei, drei, vier Tage weitermachen“. Direkt hallt ihm aus dem Publikum ein „Mach doch!“ entgegen. Auch am Ende bedanken sich die Musiker erneut bei all denen, die diesen Abend möglich gemacht haben. Die Fette Caroline Kann Fliegen war und ist bereits zehn Jahre ein wahres Fest für die Freundschaft. Für Freundschaften innerhalb einer Booking-Agentur und deren Musikern. Für eine tief verbundene Freundschaft zum Publikum und am Ende – ganz klar – für die Freundschaft zur handgemachten Musik.

 

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