Tatsächlich ist – rein geografisch gesehen – etliches zugänglicher, als Australien. Umso erfreulicher also, dass es immer mehr Bands des Kontinents zwischen Indischen und Pazifischen Ozean über den großen Teich schaffen und unsere Musiklandschaft prägen. Vielleicht hat es sogar ein bisschen mit der Magie der Goldküste zu tun, denn wer dem Groove Down Unders einmal erlegen ist, scheint offensichtlich immer wieder aufspringen zu wollen. Mit den Dune Rats und ihrem aktuellen Album „Hurry Up and Wait“ verhält es sich ähnlich. Vermutlich muss man allerdings pauschalisieren, dass man diese Band entweder hassen oder lieben muss.
„Wir haben uns nicht vorgenommen, ein dickes oder aufpoliertes Album zu produzieren oder ein Album über das Feiern, weil das Letzte doch ganz gut lief. Es sollte immer nur die Dunies sein.“
Frischen Wind mit wohliger Nostalgiefahne
Voll auf die Plomben, die drei Aussis kreieren Pop Punk as its finest und reihen sich damit mühelos zwischen den 90ern und heute ein. Man könnte das hinterwäldlerisch nennen oder sich einfach über den frischen Wind mit seiner wohligen Nostalgiefahne freuen. Die in Brisbane beheimateten Musiker veröffentlichen einen Dauerbrenner, der kein Durchbruchsalbum werden, aber immer gut hörbar sein wird. Auch Frontmann Danny beschreibt diesen Eindruck: „Wir wollen nicht für immer die ‚Scott Green‘-Band bleiben. Wir haben uns nicht vorgenommen, ein dickes Album zu produzieren, oder ein aufpoliertes Album, oder ein Album über das Feiern, weil das Letzte doch ganz gut lief, oder ein Album übers Nicht-Feiern, weil wir dem entkommen wollen. Es geht nur darum, über verschiedene Dinge in unserem Leben zu schreiben. Es sollte immer nur Dunies sein.“
Ein echt kluger Schachzug dafür war es sicherlich, dass die Band trotz ihres Erfolges mit dem Vorgängeralbum „The Kids Will Know It’s Bullshit“ aus dem Jahre 2017 letztlich doch zurück zu ihren Wurzeln blickte und sich nicht im Laufrad der Traumfabrik hat verbraten lassen.
Die normalsten Themen der Welt
Eröffnet wird der Longplayer mit dem einladenden Satz „Crazy motherfuckers“, welcher unmittelbar an das Intro der Platte anknüpft. Bobby D steigt demnach ganz poppunkesk ein und erzählt die Geschichte eines amüsant zerstörten Typens, der kurz vor vier Uhr morgens eine Voicemail schickt, welche im Intro zu hören ist! Weiter geht es mit sehr eingängigen Songs, die stets den Fuß zum mit wippen animieren. Dabei reichen sich die normalsten Themen der Welt die Hand. Während man im Song „No Plans“ das Elend zwischen absoluter Extase und Langeweile austangiert, lässt sich „Rubber Arm“ abendlich auf einen Drink im Pub vom Sofa holen, um die Party seines Lebens zu feiern und drei Tage später mit einem frischen Nickelback-Tattoo in Vegas aufzuwachen. „Rock Bottom“ holt dich auf den Boden der Tatsachen zurück und übt sich, im melodischen Skate Punk Outfit, in der radikalen Akzeptanz der eigenen Situation.
„So bleibt zu hoffen, dass sich die Dunies bald auf die Festivals unserer Gefilde verirren, sodass wir uns morgens früh um vier wilde, aber glückliche Sprachnachrichten schicken können.“
Dune Rats im La La Land
Die Leichtigkeit, die sich die Dune Rats nach einem Aufnahmeausflug in die große Plastikwerkstadt Los Angeles zurückeroberten ist eindeutig und steht dem Trio ziemlich gut. Ausdrucksstark spiegelt sich dieser kleine Betriebsausflug beispielsweise im Song „Crazy“ wider. Die Musiker berichten hier über all die abgefahrene Superlative, auf die sie im La La Land trafen. Wenn man dann seinen Hintern darauf verwetten kann, dass einen „Stupid“ immer wieder in Schwierigkeiten bringen wird, bekommt man hier zumindest Unterstützung von K Flay. Songs wie „If My Bong Could Talk“ klingen sogar ein wenig nach Anti-Flag, wenn man das dahinterstehende Motiv mal ganz aus dem Auge lässt. Thematisch gechillter matcht man dann allerdings mit Erinnerungen an The Offspring. Die Pubertäre Gleichgültigkeit spiegelt sich also ungefragt in Tracklisting: „No Plans“, „Bad Habits“, „Stupid Is As Stupid Does“ und „If My Bong Could Talk“ sind dafür definitive die besten Beweise.
Echt erfrischend
Spannend ist die Schere zwischen hohem Mitsing- und Wipppotential und unauffälliger Konstanz, der einzelnen Songs, die so gar keinen Überhit ausmachen lässt. Dune Rats liefern ein solides Album, das Spaß macht, catchy ist und weder ein besonders schnittiges Tempo, noch vermehrt ernste Themen braucht. Auch mal echt erfrischend. Es gibt einige Stellen auf „Hurry Up And Wait“, die dem Zuhörenden ein Lächeln ins Gesicht zaubern – sei es musikalisch oder lyrisch und so bleibt zu hoffen, dass sich die Dunies bald auf die Festivals unserer Gefilde verirren, sodass wir uns morgens früh um vier wilde, aber glückliche Sprachnachrichten mit ein bisschen Goldküstenglitzer schicken können.