Schon der Album-Titel „No Fomo“ verrät, dass wir es bei Elm Tree Circle mit einer jungen Band zu tun haben, denn für alle, die mit dem Begriff “FOMO” nichts anfangen können (Ok, Boomer!) sei es kurz zusammen gefasst: FOMO steht für Fear Of Missing Out, also die Angst, etwas zu verpassen. FOMO lässt uns rastlos durch Instagram-Feeds scrollen und in stetiger Furcht leben, neue Trends oder hippe Events zu verpassen. Doch genauso ist der Titel „No Fomo“ auch eine Persiflage auf „No homo“, welche vor allem straight-white-males verwenden, wenn sie einem „Bro“ ein Kompliment machen, aber nicht für homosexuell gelten wollen – das in Kombination mit dem Cover, welches zwei küssende Männer zeigt, macht zumindest schon einmal zwei Punkte auf der Bewertungsskala aus.
„Elm Tree Circle spielen eine wilde Mischung aus Indie-Emo-Punk und vermischen Elemente von Tiny Moving Parts, PUP, Real Friends. Sie nehmen uns mit auf eine Zeitreise in die 00er Jahre.“
Erfreulich undeutsch und authentisch
Doch tauchen wir in die Musik ein: Elm Tree Circle spielen eine wilde Mischung aus Indie-Emo-Punk und vermischen Elemente von Tiny Moving Parts, PUP, Real Friends und American Football (der Band, nicht dem Sport). Das Trio, welches zu Teilen zwischen Iserlohn und Kanada zu Hause ist, nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 00er Jahre und besingt in 10 Songs Herzschmerz („I Got It“) und Trennungen mit anschließender Freundschaft, wo jede beteiligte Person versucht zu beweisen, wie gut es ihr geht und eigentlich nur einen Grund sucht, um Kontakt zu halten („All About You“). Sänger Nic klingt dabei erfreulich undeutsch und authentisch – die positive Seite, einen Auswanderer in der Band zu haben. Aufgenommen wurde das Album in der Folge der Umsiedlung, während einzelner Iserlohn-Besuche, in den bandeigenen Proberaum-Studios „Rad Room“.
Pause-Knopf für die Welt
Klar, dass Nic, der bereits vor einigen Jahren allein nach Kanada ging, von Zweifeln und Unsicherheiten geplagt ist und seine Entscheidungen infrage stellt. Das macht “No Fomo” nur noch greifbarer und verständlicher. Die musikalischen Höhepunkte erreicht die Platte, wenn den Instrumenten der Raum gegeben wird, den sie brauchen, um sich zu entfalten. Breaks und Pausen an den richtigen Stellen sorgen für kurze Atempausen, die Songs wie „Violent Soho On The Mood“ oder das hymnisch-poppig „Going“ ausmachen. Der perfekte Soundtrack für eine Welt, die den Pause-Knopf gedrückt und derzeit wenig zum Verpassen zu bieten hat.