„Hannover, lasst uns heute Abend zusammen saufen!“, feuert BOSSE sein Publikum an. Dieses ist jedoch bereits seit der ersten Minute außer Rand und Band. Im Hintergrund der Bühne erscheint auf einer riesigen Leinwand ein Sternenhimmel, der diese elektrisierende, höchst empathische Stimmung unterstützt und gleichermaßen zum Träumen einlädt. Zwischen seiner Band tanzt und hüpft Aki von einer Hallenseite zur anderen, bis die Schweißtropfen beim Kopfschütteln durch das abwechselnd warme und kühle Scheinwerferlicht spritzen. Die Fans ziehen nach und unterstützen den niedersächsischen Künstler nicht nur tanzend und hüpfend, sondern auch mit wahnsinnig emotionsbehafteten Sprechchören: „Und eines Tages weckst du mich auf und still und leise […] Du singst Yipi, ya, yeah. Ich sing Yipi, ya, yeah…“ und BOSSE reagiert anerkennend: „Yeah, da bekomme ich ja sofort Gänsehaut.“
„Istanbul ist sowieso die schönste Stadt hinter Braunschweig und Hannover“
„Der nächste Song liegt mir so am Herzen“, erklärt BOSSE. „Da hängen so gute Erinnerungen dran. Wir sind als Familie nach Istanbul gegangen – mit meiner Frau und Tochter. Istanbul ist sowieso die schönste Stadt hinter Braunschweig und Hannover“, er lacht. „Dieses ganze Rivalitätsgehabe macht doch keinen Sinn. Ich würde mir wünschen, dass Menschen aus Braunschweig und Hannover sich nach der Show paaren, dann können die ihr Kind Peine nennen“, scherzt der Musiker und erzählt weiter: „Ich liebe Hannover, ich hatte eine Freundin, die hat mich immer nach Hannover Linden geholt.“ Das Publikum reagiert jubelnd. Ob in dieser Nacht Kinder gezeugt wurden, die in neun Monaten den Namen „Peine“ tragen werden? Man weiß es noch nicht. Lebensbejahend ist jedenfalls nicht nur BOSSES‘ Auftrag an sein Publikum, sondern auch seine folgende Hymne „Istanbul“.
„Vielen Dank, dass ihr zugehört habt, aber jetzt wird noch so ’ne Stunde getanzt“, fordert BOSSE sein Publikum auf und setzt dies auch selbst direkt zu seinem Song „3 Millionen“ um. BOSSE vergisst niemanden: „Hallo ihr Leute da ganz, ganz hinten!“ BOSSE verbindet: „Ich hätte gerne mal einen großen Applaus von den Leuten hier vorn zu den Leuten nach hinten!“ und entscheidet sich: „Ach ich komme einfach zu euch rüber! Ich gehe ans Mischpult, da freut sich der Mischer.“ Via Handschlag und immer neuen netten Worten für sein Publikum arbeitet er sich durch die bis zum letzten Platz gefüllte Halle. „Ach so viele nette Leute hier“, stellt er – am Ziel angekommen – fest. „Okay ich bleibe hier hinten. Hier ist es auch schön und ich will, dass ihr jetzt richtig einen rausschreit!“, lässt er mindestens 10.000 Hände in die Luft schnellen und in jeder Minute beweißt sich dieser erste Gedanke: BOSSE ist einfach ein von Grund auf sympathischer Typ. Man sieht ihn und möchte einfach nur ein Gläschen Wein oder Bier mit dem Typen trinken, die ganze Nacht lang quatschen und seinen Geschichten lauschen oder ihn dabei beobachten, wie er durch den Stadtteil flaniert und genauso echt ist, wie in jeder Minute auf der Bühne.
„Ey Mama, ich weiß, dass das dein Lieblingssong ist. Ich spiele ihn nur für dich“
Für Bosse ist Hannover immer auch eine Art Heimspiel, denn der aus dem 360 Seelendorf Hemkenrode stammende Künstler hat regelmäßig in Hannover seine Eltern zu Besuch. „Ey Mama, ich weiß, dass das dein Lieblingssong ist. Ich spiele ihn nur für dich. Meine Eltern sind nämlich heute auch hier. Danke für alles“ ehrt der Mittdreißiger seine Eltern und stimmt „Frankfurt Oder“ an.
Beim Song „Krumme Symphony“ gibt es Unterstützung von DEICHKINDs Herrn Spiegelei und ein riesiges gelbes, aufblasbares „Bosse“ ploppt auf der Bühne auf. „Kommt kommt, nicht aufhören!“, motiviert BOSSE seine Fans immer wieder zum Tanzen und bedankt sich durch Gesten und Worte. Als er dann „Zünd all deine Leuchtfeuer“ aus dem Song „Weit Weg“ singt, erheben sich dutzende Handy- und Feuerzeugglühwürmchen in die Luft der Swiss Life Hall.
Die Stimmung hat den Siedepunkt schon längst überschritten, selbst die Tribünen rechts und links der Halle beben und das Publikum dankt BOSSE in jeder Minute – mit Applaus, Gesang und einem amtlichen Trampelwirbel. „Als wir damals angefangen haben, so vor 13 Jahren, war hieran nicht zu denken und dann sagt mein Gitarrist Thorsten heute morgen zu mir „Ey, kannst du es glauben?“. Es ist zu glauben, denn Bosse zieht einen einfach vom Stuhl, fesselt den Zuhörer mit seiner Art und hält ihn über Stunden in seinem Bann. Auch wenn man diese ganz kleinen 50 Mann Konzerte – an den besonderen Orten, außerhalb der Zeit – ein wenig vermisst, gönnt man BOSSE die großen Konzerthallen und erfreut sich daran, dass er diese mit seiner warmen Art verzaubert.
Hier findet Ihr unsere Bilder des Abends:
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