Eskimo Callboy – MMXX

Wir schreiben das Jahr 2020. Zehn Jahre ist es mittlerweile her, seit sich Eskimo Callboy in Castrop-Rauxel gründeten und zehn Jahre ist es her, seit die erste selbstbetitelte EP in Eigenregie veröffentlicht wurde. Seither hat sich viel getan: Mehrere Chartplatzierungen, ausschweifende Touren, große Festivalauftritte und zuletzt ein Besetzungswechsel am Mikrofon etwa. Mit Nico Sallach (ehemals To The Rats And Wolves) als Sänger wurde also kurzerhand eine neue EP aufgenommen, die sowohl zukunftsweisend, als auch eine kleine Geburtstagsfeier sein soll. „MMXX“ war geboren – und kann sich durchaus sehen lassen.

„Insgesamt ist „MMXX“ eine gelungene EP mit vielen Stärken und wenigen Schwächen.“

Neue und alte Bekannte

Insgesamt sechs Songs befinden sich auf der EP: Drei neue und drei alte. Mit „Drama Queen“ und „Monsieur Moustache“ grüßen zwei alte Bekannte und auch „Prism“ vom aktuellen Album „Rehab“ (Albumreview) hat eine alternative Version erhalten.

Aber fangen wir mit den ersten Titeln an! Los geht es nämlich mit „Hypa Hypa“, mit dem Eskimo Callboy ihren neuen Sänger vorgestellt haben. Song und Video bringen genau den richtigen Grad an Beklopptheit mit sich, der die Band so wahnsinnig sympathisch macht. Auch der Song kann sich sehen lassen und schlägt nach „Rehab“ wieder schwungvollere, Trance- und Core-lastigere Töne an. Als nächstes folgt „Hate/Love“, welches es ebenfalls bereits zu hören gab und sogar ein Live-Video spendiert bekommen hat. Der Song brauchte einige Durchgänge, bis ich mich wirklich dafür begeistern konnte, auch wenn es stellenweise etwas übersteuert klingt. Landet vielleicht nicht in meinen Top 5, ist aber definitiv ein hörbarer Track, der jedes Mal ein kleines bisschen besser wird.

„I’m dancing like a ninja!“

„MC Thunder II (Dancing Like A Ninja)“, Song Nummer drei, tritt in große Fußstapfen. „MC Thunder“ ist wohl eines DER Lieder von Eskimo Callboy und auch das Musikvideo mit HandOfBlood ist schon fast legendär. Der ist zum Glück auch Teil des zweiten Teils, dieses Mal in Spandau – es wird spannend! Der Song ist in jedem Fall ein würdiger Nachfolger, subtil gibt es Parallelen, ein wieder aufgewärmtes „MC Thunder“ ist es aber nicht. Stattdessen überzeugt der Song auch solo auf ganzer Linie, sorgt vielleicht auch für das eine oder andere Schmunzeln und lässt sich wunderbar feiern – definitiv ein Stück, das neugierig auf die nächste Tour macht.

Weiter geht es mit „Monsieur Moustache“, im Original „Monsieur Moustache Versus Clitcat“. Schmerzlich vermisse ich ein „Yeah, Eskimo Callboy 2020!“, aber das wäre wohl nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen gewesen. Die Version ist nämlich wirklich gut geworden, klingt um einiges ausproduzierter und „reifer“ als die 2010er Ausgabe, auch wenn die wunderbaren, nahezu nostalgischen, Pig Squeals geblieben sind. Auch Nicos Gesang passt hier gut rein. „Drama Queen“ („Hey Mrs. Drama Queen“) ist zwar nicht schlecht, aber, für mich, etwas weniger stimmig. (Vielleicht ist es aber auch nur ungewohnt, hier einen anderen Sänger zu hören, da der Song in beinahe jeder meiner Playlists irgendwo auftaucht.) Die zweite Hälfte ist aber deutlich stärker und gibt noch einen kleinen Aufschwung.

Großartiges Finale

Enden tut das Ganze mit „Prism“, einem der Stücke, das auch für die Auditions zur Verfügung stand und schon von Nico gesungen wurde. Tobias Rauscher und seine Spielweise (guckt Euch unbedingt mal eins seiner Videos an!) sind eine großartige Ergänzung zu einem Song und einer Version eines Songs, die besser nicht sein könnte, wenn ich mich an dieser Stelle so weit aus dem Fenster lehnen darf.

Zehn Jahre nach „Eskimo Callboy“ sind eben jene ein ordentliches Stück weiter und das zeigt sich auch musikalisch. Insgesamt ist „MMXX“ eine gelungene EP mit vielen Stärken und wenigen Schwächen. Nico ist – meiner Meinung nach – eine mehr als würdiger neuer Sänger, dass er wirklich gut ist, steht so oder so völlig außer Frage. Stellenweise macht es den Eindruck, als müssten sich Band und Sänger noch ein bisschen mehr aufeinander einspielen, aber das erscheint nach der kurzen gemeinsamen Zeit logisch und nachvollziehbar. Der Auftritt beim Wacken World Wide hat Ähnliches vermuten lassen und auch da wurde es von Song zu Song stärker.
Um zum Schluss eines nicht ganz so objektiven Reviews zu kommen: „MMXX“ macht auf jeden Fall Lust auf mehr! Und solange Eskimo Callboy einfach weiter machen, worauf sie Bock haben, kann das eigentlich nur was werden.

Video: Eskimo Callboy – Hypa Hypa

Hier erhältlich
Eskimo Callboy – MMXX
Release: 11. September 2020
Label: Century Media Records
Sarah

Nachdem mit Power und Symphonic Metal alles anfing, entdeckte Sarah auch ihre Liebe zu Metalcore und Post-Hardcore. Mittlerweile hört sie sich quer durch alle Genre (außer Schlager) - je nachdem, wie gerade die Stimmung ist. Bands wie Parkway Drive, The Amity Affliction, Hollywood Undead und Being As An Ocean, aber auch In Flames und Avantasia bleiben dabei ewige Favoriten. Wenn sie nicht gerade mit ihrer Kamera auf Konzerten unterwegs ist, findet man sie irgendwo inmitten von Pflanzen bei dem Versuch, doch noch einen grünen Daumen zu bekommen.

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Veröffentlicht von
Sarah

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