Fjørt hatten sich nach langer Live-Abstinenz etwas Besonderes für die Rückkehr auf die Konzertbühnen überlegt. 4 Platten, 4 Konzerte. Doch nicht etwa an vier Tagen, sondern an einem. Je vier Konzerte pro Tag in zwei Städten und zwei Tagen hintereinander. Köln und Hamburg kamen in den Genuss von „Demontage“, „D’Accord“, „Kontakt“ und „Couleur“ in voller Länge. Wir waren in Hamburg bei „Kontakt“ und „Couleur“ mit von der Partie.
Eine echte Schnapsidee
Pünktlich um 18:00 Uhr geht es im ausverkauften Hamburger Knust los. „Kontakt“ steht auf dem Menüplan für den frühen Samstagabend. Zuvor waren Fjørt mit „Demontage“ im Grünen Jäger und mit „D’Accord“ im Molotow schon in zwei altehrwürdigen Hamburger Clubs gewesen. Nun also das Knust, das ebenfalls fest zur Clublandschaft Hamburgs zählt. Dort, wo die Band vor vier Jahren schon einmal aufgetreten ist, im Rahmen der Tour zum damals kürzlich veröffentlichten Album „Couleur“. Fjørt und das Hamburger Publikum nehmen bereits mit den ersten Klängen Kontakt auf. „In Balance“, „Prestige“ und „Anthrazit“ donnern durch das Knust. Es ist – trotz Gehörschutz – unheimlich laut. Der Bass wummert und die Drums knallen dem Publikum so richtig um die Ohren. Bereits während der ersten Songs schafft es der erste Crowdsurfer auf die Hände der Besucher:innen. Die Stimmung ist unbeschreiblich. Die Energie, die Band und Publikum miteinander austauschen, ist greifbar. Der Kontakt ist definitiv hergestellt.
Die Zuneigung des Hamburger Publikums
Immer wieder öffnet sich der Moshpit wie eine gut geölte Ziehharmonika und der Band donnern ihre eigenen Zeilen aus dem Pulk vor der Bühne entgegen. Die Band erzählte, dass die Idee an einem Tag alle 4 Platten in 4 verschiedenen Locations zu spielen, im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee war. Doch sowohl das Label als auch die Crew waren sofort an Bord und machten diese Schnapsidee organisatorisch möglich. Die Fans hatten anscheinend nur darauf gewartet, denn sieben von insgesamt acht Shows melden „ausverkauft“.
So auch die Show im Knust, die bei dem so wichtigen „Paroli“ ihren Höhepunkt fand. Nach gut ⅔ des Sets wurde „Paroli“ mit einer Kampfansage an alle Nazis im Knust zelebriert.
Moshpit und Crowdsurfen inklusive. Mit „Lebewohl“ verabschiedeten sich Fjørt nach etwas mehr als einer Stunde und verweilten danach noch einen Moment auf der Bühne, um die Zuneigung des Hamburger Publikums aufzusaugen.
Bildergalerie: Fjørt
Fjørt sind zurück
Doch dann wurden schnell die sieben Sachen gepackt; eine Show stand an diesem Abend noch an. Im Gruenspan erwartet uns „Couleur“ in voller Länge. Auch hier wurde die Reihenfolge der Songs für die Konzert-Setlist leicht abgeändert (was mich persönlich überraschte, dass die Alben nicht von vorn nach hinten gespielt wurden). Insgesamt ist der Sound im Gruenspan an diesem Abend deutlich definierter und nicht nur brachial laut, wie bei der Show zuvor. Das Gruenspan war nicht bis auf den letzten Platz ausverkauft, aber dennoch sehr gut gefüllt. Mit „Bastion“, „Zutage“ und „Windschief“ startete das Trio in das Set. Langsam ist Fjørt das Programm der letzten beiden Tage anzumerken. Die Stimmbänder von David und Chris sind nicht mehr so kraftvoll, wie gewohnt. Dennoch ist das Energie-Level auch im Gruenspan nah am Anschlag und es wird fleißig gemosht und mitgesungen. Mit dem Titeltrack „Couleur“, dem großartigen „Südwärts“ und dem emotionalen „Karat“ verabschieden sich Fjørt innerhalb zweier Tagen zum achten Mal von einer Bühne. Was für eine Leistung der Band und allen, die das möglich gemacht haben. Das wird in dieser Form wahrscheinlich so schnell nicht wieder mitzuerleben sein. Fjørt sind zurück auf der Live-Bühne und man kann nur hoffen, dass diese wichtige und großartige Band bald wieder auf Tour geht. Dann vielleicht nicht mit vier Konzerten pro Tag.