Das dritte Album ist immer so eine Sache für eine Band – während auf ein viel gefeiertes Debüt oft ein zweites Album folgt, das entweder den Ansprüchen nicht gerecht wird oder gerade so an den Vorgänger heranreicht, versuchen Bands sich bei der dritten Platte oft neu zu erfinden. Für Frank Carter ist es jedoch das dritte Album mit der (mittlerweile) dritten Band und so oft wie der 35-jährige Londoner kann man sich gar nicht neu erfinden. Berühmt wurde er als schreiender und blutender Frontmann der Band Gallows, aus der er ausstieg um sich in der Rockformation Pure Love selbst zu verwirklichen und nun ist er mit seinem kongenialen Partner Dean Richardson als Frank Carter & The Rattlesnakes unterwegs.
„Sich neu erfinden oder neue Wege gehen müssen Carter und Richardson nicht, denn das tun sie am laufenden Band.“
Einblicke in einen facettenreichen Charakter
“End Of Suffering” ist nun nach dem rohen “Blossom” und dem experimentellen “Modern Ruin” der vielzitierte dritte Streich. Sich neu erfinden oder neue Wege gehen müssen Carter und Richardson nicht, denn das tun sie am laufenden Band – das weiß jeder, der schon einmal eine Rattlesnakes-Show besucht hat. Man weiß nie, was auf einen zukommt. Genauso verhält es sich auch mit einer neuen Veröffentlichung wie “End Of Suffering”.
Vorab gab es schon einige Songs zu hören, sei es der Titel “Crowbar”, der sich wie ein Flächenbrand ausgebreitet hat, das ruhige und tief-persönliche “Anxiety” oder zuletzt das energisch-hymnische “Kitty Sucker”. Dazu lädt Frank Carter zu einem lyrischen Blick hinter die Kulissen auf seinem Instagram-Profil ein – dort gibt es Bilder und Liner-Notes zu den einzelnen Songs. Dort verrät er auch, dass die meisten der Songs im gemeinsamen “Zuhause” von ihm und Richardson auf der Couch und mit Akustikgitarre entstanden sind – in der unteren Etage haben sie ein Atelier und Art-Studio eingerichtet, oben einen Working-Space. So konnte jede Idee zu jeder Tageszeit direkt festgehalten und verfeinert werden.
Hier wird mehr als nur Musik gemacht – es ist ein Gesamtkunstwerk
Sei es ein Song über den Vergleich zwischen dem Tyrannosaurus Rex (Carters selbsternanntes Spirit-Animal) und der eigenen Persönlichkeit bei “Tyrant Lizard King” oder die Erklärung “Why A Butterfly Can’t Love A Spider” in der er voller Energie singt: “When I am high, I’m in heaven – When I am low, I’m in hell”. Wer Carter schon immer für seine brutale Ehrlichkeit geschätzt hat, wird von “End Of Suffering” nicht enttäuscht werden. Dazu die musikalische Untermalung wie der treibende Beat von “Heartbreaker”, der einem schlagenden Herz sehr nah kommt, nur um dann jäh unterbrochen zu werden und dem Song eine komplett andere Richtung gibt. Hier wird mehr als nur Musik gemacht – es ist ein Gesamtkunstwerk – vom Arrangement der einzelnen Lieder und der Beziehung der Songs untereinander.
Frank Carter ist dabei auch mehr als ein einfacher Musiker, Sänger oder Songwriter – er lebt das, was er macht und wie er auf der Tour vor Albumveröffentlichung verraten hat: Es ist genau das, was ihn am Leben hält und daran hindert verrückt zu werden. Das hört man “End Of Suffering” in jeder Silbe und jeder Note an.