I Prevail aus Michigan sind auch in Europa keine ganz Unbekannten mehr. Kennen tut man das Quartett wohl eher durch Cover Songs und vereinzelte Lieder auf Samplern. Nach einer Eigenproduktion im Jahr 2014 und dem Album „Lifelines“ von 2016 legen sie nun also mit ihrem zweiten Album „Trauma“ nach.
Für Sänger Brian Burkheiser ist das Album eine Art Comeback, da er sich in den letzten Jahren eine Stimmbandentzündung zugezogen hatte, die einfach nicht richtig verschwinden wollte.
„Egal was man sonst für Musik hört, mit „Trauma“ haben I Prevail etwas geschaffen bei dem jeder auf seine Kosten kommt.“
Eric Vanlerberghe haut feinsten Rap raus
Dem Sound vom ersten Album bleibt man sich im Grunde treu, der Punk Rock- und Metalcore-Einfluss à la A Day To Remember wird aber weitestgehend weggelassen. Man schwingt nun eher auf der Ebene von Linkin Park und dergleichen.
Der erste Song ist „Bow Down“ und vielen schon bekannt, da er eine der ersten Single-Veröffentlichungen aus dem Album ist.
Lied Nummer Zwei auf dem Album, „Paranoid“, ist eher ein Song den man wohl in die Schublade „Trap-Metal“ hauen würde. Hier stellt Screamer Eric Vanlerberghe sein Können unter Beweis und haut feinsten Rap raus. Eventuell ist das eine Hommage an Chester Bennington und Mike Shinoda. Das Lied ist definitiv anders als der Rest des 40 Minuten langen Albums, aber dennoch noch stark.
Vor allem bei dem Song „DOA“ muss man genauer hin hören um Sänger Brian Burkheiser nicht mit Patrick Stump von Fall Out Boy zu verwechseln.
Man kommt dabei sicher nicht aus dem Staunen raus. Hat man ein Lied gehört, kommt das nächste und haut einen vom Hocker. Nicht zuletzt auch durch zwei Gastsänger, die noch nicht so weltbekannt sind. Das dritte Lied des Albums ist so eines. Mit Sängerin Delaney Lane hat die Band jemanden an Bord gezogen, dessen Stimme perfekt mit der des Sängers harmoniert und das Lied so zu einem richtig guten Song macht.
Geschichten von ganz normalen Sorgen
Elektroeinflüsse lassen die MySpace-Generation aufhorchen und versetzen in eine Zeit zurück, in der man stundenlang vor dem PC saß um zu schauen welchen Profilsong man denn nimmt – den von Brokencyde oder doch eher Family Force 5? Ganz egal was man damals gewählt hat, heute wäre es definitiv „Rise Above“. Der ist textlich auf jeden Fall auch anständiger. Apropros anständiger – das ganze Album erzählt die Geschichten von ganz normalen Sorgen und Herzschmerzen der Menschheit von heute. Also Dinge, mit denen sich die Hörer identifizieren könnten.
Normalerweise haben Bands ja eventuell eine Einleitung/Intro oder eben auch ein Outro und das meistens als kürzestes Lied des Album. I Prevail haben das Ding einfach mal über den Haufen geschmissen und ein 1:40 Minuten Lied mitten in die Tracklist gehauen. Macht nichts, kommt trotzdem an. Vielleicht auch deshalb, weil in der Minute unheimlich viel gerappt wird und dementsprechend mal wieder bewusst wird, wie sehr diese Album vom ersten Album zu unterscheiden ist.
Für jeden Geschmack etwas dabei
Wenn jemand harte Gitarrenriffs haben möchte, kriegt er die. Rap? Kein Problem! Das übliche Geschrei? Ja, natürlich ist das noch da. Und der Gesang? So gut wie immer, wenn nicht sogar noch besser. Und Bass und Schlagzeug kommen hier auch nicht zu kurz. Egal was man sonst für Musik hört, mit „Trauma“ haben I Prevail etwas geschaffen bei dem jeder auf seine Kosten kommt.
Es ist ein ganz neuer Fußabdruck den sich die Band hier in die Rock-Welt setzen will.