Ice Nine Kills – I Heard They KILL Live

2020 ist notgedrungen das Jahr der digitalen Liveshows. Sowohl in Streams, als auch auf Alben oder in Videos; mangelnde Kreativität kann man trotz der schweren Lage keinem Künstler vorwerfen. Perfektes Timing also, um ein Livealbum zu veröffentlichen. Das tun am heutigen Freitag auch Ice Nine Kills: „I Heard They KILL Live“ lockt gleich mit 19 Songs, allesamt aufgenommen am 30. November 2019 im heimischen Worcester Palladium, nun auch für Zuhause – und das pünktlich zu Halloween. Also: Licht aus, Kerzen an und los geht’s!

„Alles in allem ist „I Heard They KILL Live“ ein gutes Album, das von Song zu Song mehr anzieht und letztlich zu einem spaßigen Konzert für Zuhause wird.“

Theatralische Inszenierungen

Haben wir die Snacks vergessen? Daran erinnert der Einspieler zu Beginn glücklicherweise nochmal. „Let’s All Go To The Lobby!“ grüßt die 1957er Kinowerbung, die vom Publikum bejubelt wird, bevor es mit „Thank God It’s Friday“ fulminant losgeht. So spielen sich Ice Nine Kills in 19 Songs vornehmlich durch das aktuelle Album „The Silver Scream“, das 2018, beziehungsweise 2019 in erweiterter Version, erschienen ist. Doch auch ältere Titel wie „The Fastes Way To A Girl’s Heart Is Through Her Ribcage“, oder – vom vorigen Album „Every Trick In The Book“ – „The Nature Of The Beast“, „Communion Of The Cursed“, „Hell In The Hallways“, „Tess-Timony“ und „Me, Myself & Hyde“ haben ihren Weg in die Tracklist gefunden.

Die Titel sind allesamt akustisch gut inszeniert mit entsprechenden Audios, die auch auf den Alben zu hören sind. Trotzdem fehlt manchmal die visuelle Komponente, wenn Frontmann Spencer Charnas scheinbar spontan still oder außer Atem ist. Dazu muss man aber auch erwähnen, dass die theatralischen, aufwändigen Live-Shows von Ice Nine Kills unmöglich komplett in ein Hörerlebnis komprimiert werden können. Dennoch fehlt manchmal das gewisse Etwas, um den Funken so richtig überspringen zu lassen.

Für alle Fans

Zu Beginn ist das Publikum, das sehr hörbar an allen Songs beteiligt ist, leider etwas leise, das bessert sich jedoch im Laufe der Zeit und Songs. Einen zuverlässigen Chor hat die Band und der ist auch auf dem Album durchaus beeindruckend. Generell hat sich um Ice Nine Kills über die Jahre eine enorme Fangemeinde entwickelt, gerade in der amerikanischen Heimat. So ist auch das Worcester Palladium als Ort für das Album nicht zufällig gewählt. Spencer Charnas erklärt:

„The Worcester Palladium holds a very special place in the heart of INK’s history. On September 22nd, 2000, I attended a Goldfinger/Mest concert there that changed the course of my life. I knew after that incredibly high-energy show that I wanted to dedicate my life to writing and performing my own music. One year later, INK’s first show would take place on the very same stage at a battle of the bands that we did not win. The concert is pictured in this album insert. 18 years later we sold out the very same 3,000 capacity venue and recorded this live album there—a full circle moment that I will never forget. This album is dedicated to the INK psychos who allow us to make murder and mayhem an actual career.“ 

Mit diesem Wissen ist auch die Brücke zum Albumcover und -titel schnell geschlagen, die an „I Heard They Suck Live“ von NOFX angelehnt sind.

Ein Trostpflaster für verpasste Shows

Musikalisch lässt sich noch erwähnen, dass Ice Nine Kills mit ihren Besetzungswechseln in den letzten Jahren zwar deutliche Veränderungen durch gemacht haben, diese auf dem Album – und generell bei Live-Shows – aber sehr positiv zum Tragen kommen. Denn den gesanglichen Dialog, den sich Spencer Charnas und seine Bandmitglieder in manchen Songs liefern hört man sehr wohl raus und so werden auch ältere Songs mit anderen Sängern noch einmal neu und interessant gestaltet. Das Cover zu „Thriller“, sowie „Stabbing In The Dark“, „Communion Of The Cursed“ und „Me, Myself & Hyde“ sind dabei auf jeden Fall persönliche Highlights und „IT Is The End“ ist als Abschluss ebenfalls großartig.

Alles in allem ist „I Heard They KILL Live“ ein gutes Album, das von Song zu Song mehr anzieht und letztlich zu einem spaßigen Konzert für Zuhause wird. Gerade in einer Zeit, in der Live-Musik nur bedingt möglich ist, ist das ein schönes Erlebnis. Ab und an fehlt ein Einblick in die Show, um alles nachvollziehen zu können, aber das ist verzeihlich. Dadurch, dass Ice Nine Kills auf dem Album relativ straight ihre Show durchziehen und wenig drumherum geredet wird, lässt sich „I Heard They KILL Live“ auf der einen Seite gut hören, auf der anderen Seite geht das Konzert-Feeling vor allem in der ersten Hälfte ein wenig verloren und ab und an erinnert nur noch das Jubeln aus dem Publikum daran, dass man tatsächlich ein Live-Album hört.

Als Ice Nine Kills-Fan ist dieses Album vielleicht ein kleines Trostpflaster für möglicherweise verpasste Shows, die Anfang des Jahres abgesagt werden mussten. Die dazugehörigen Musikvideos sind in jedem Fall sehenswert und gerade zu Halloween ist „I Heard They KILL Live“ so oder so ideal für jede Playlist. Und wer auf die Show nicht verzichten möchte, der hat noch die Gelegenheit, sich diese im Livestream anzuschauen.

Video: Ice Nine Kills – Stabbing In The Dark (Live at The Palladium, Worcester)

Hier erhältlich
Ice Nine Kills – I Heard They KILL Live
Release: 30. Oktober 2020
Label: Fearless Records
Sarah

Nachdem mit Power und Symphonic Metal alles anfing, entdeckte Sarah auch ihre Liebe zu Metalcore und Post-Hardcore. Mittlerweile hört sie sich quer durch alle Genre (außer Schlager) - je nachdem, wie gerade die Stimmung ist. Bands wie Parkway Drive, The Amity Affliction, Hollywood Undead und Being As An Ocean, aber auch In Flames und Avantasia bleiben dabei ewige Favoriten. Wenn sie nicht gerade mit ihrer Kamera auf Konzerten unterwegs ist, findet man sie irgendwo inmitten von Pflanzen bei dem Versuch, doch noch einen grünen Daumen zu bekommen.

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Veröffentlicht von
Sarah

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