Ignite – s/t

Nach dem Ausstieg von Zoli Teglas überraschten Ignite im vergangenen Jahr mit der Ankündigung eines neuen Albums und machten ein großes Geheimnis um den neuen Sänger, der erst nach der ersten Singleauskopplung als Eli Santana vorgestellt wurde. Nun steht das erwähnte, heißersehnte neue und selbstbetitelte Album endlich in den Startlöchern. Und wenn man sich mit dem neuen Sänger arrangieren kann, ist dies hier ein wirklich starkes Melodic-Hardcore-Album geworden.

Das selbstbetitelte neue Album von Ignite ist abwechslungsreich, schnell, melodisch und bringt eigentlich alles mit sich, was Ignite Fans bisher an der Musik der Kalifornier so geliebt haben.Rob

Zoli Teglas und seine schon sehr außergewöhnliche und unvergleichbare Stimme haben die Musik von Ignite in den vergangenen Jahren geprägt. Sie waren das Aushängeschild der Band und sorgten dafür, dass sich die Kalifornier einen ganze eigenen Olymp innerhalb der Hardcoreszene erarbeiten konnten. Nach der Trennung war es daher für viele kaum vorstellbar, dass es Ignite künftig weiter geben würde. Doch dann kam der erste neue Song und fast zeitgleich die Vorstellung von Eli Santana. Santana ist als Gitarrist der Heavy Metalbands Huntress und Holy Grail in der Szene bekannt. Zudem ist er auch als Schauspieler unterwegs und war unter anderem schon in der Serie „Westworld“ zu sehen. Und ja, Eli ist nicht Zoli. Und dennoch macht er vieles richtig und Ignite somit auch. Stimmlich klingen beide Sänger schon ähnlich und so war die Spannung vor dem ersten Hören des neuen Albums letztlich kaum noch auszuhalten.

Neuer Sänger, alles beim Alten?

Schon der Auftakt, der als erstes veröffentlichten Single „Anti Complicity Anthem“, ist mehr als nur gelungen. Klasse Song, eine echte Hymne, in der Eli Santana seine Stärken komplett ausspielen kann. Schnell, hymnisch und kompromisslos, dabei immer melodisch. Klasse Song. Weiter geht es mit „This Day“, dem Track des Albums, der am ehesten nach ganz alten Ignite klingt. Eine schnelle Hardcore-Punknummer, bei der der neue Sänger stark an Zoli erinnert. Wirklich ein tolles Lied, das etwas Nostalgie mitbringt und von Beginn an mitreißt. „On the Ropes” nimmt das Tempo etwas heraus, ist etwas melodischer ausgefallen und besticht vor allem durch Sing-Alongs, Riffs und Gitarrensoli. „The Butcher In Me“ drückt dann noch mehr auf die Tempobremse und entpuppt sich als klassische Midtempo Melodic-Punknummer. Der Refrain reiß hier viel heraus und macht den Song zu einem kleinen Geheimtipp.

Eli Santana ist nicht Zoli Teglas, macht seine Sache aber hervorragend, passt stimmlich sehr gut zu Ignite und hat jede Chance verdient, ernst genommen zu werden.Rob

Auch „Call Of The Dogs“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, wobei Ignite vor allem in den Strophen wieder deutlich schneller und härter agieren. Der Refrain fällt dafür etwas hymnischer aus. Als Zwischenteil hat man hier sogar noch einen waschechten Screamo-Part eingebaut, der den Song außergewöhnlich macht und ihn hervorhebt. Sehr stark! Recht poppig geht es mit „The House Is Burning” weiter. Aber auch hier macht der mehrstimmige Refrain eine Menge aus und reißt den Hörer mit. Mit jedem Hördurchgang wird dieser Song besser und besser und entwickelt sich zu einem echten Hit, der vor allem live überzeugen sollte. Ein bisschen fällt „Enemy“ dann ab, denn der Track ist zwar recht groovig, kann aber das vorherige hohe Niveau nicht ganz halten. Dafür ist er ein wenig zu sperrig. „State Of Wisconsin“ dagegen zieht wieder an und legt nach kurzem ruhigen Intro deutlich zu. Der Song klingt nach klassischem Ignite Sound, auch wenn auch hier Midtempo und Melodien überwiegen. Die Ballade „Let The Beggars Beg“ wirkt ein wenig fremd und fehlplatziert, mit „After The Flood“ gelingt den Kaliforniern dann aber der gute und obligatorische typische Ignite Abschluss.

Überraschend vielseitig, überraschend stark

So ein Sängerwechsel ist nie ohne und schon gar nicht, wenn die Stimme des Vorgängers dermaßen prägend war. Dennoch ist es Ignite mit Eli Santana gelungen, einen gleichwertigen Ersatz zu präsentieren. Und natürlich klingen Ignite nun anders, aber schlechter als vorher? Absolut nicht. Die Stimme passt, der Sound ist gut und die Songs bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau, sodass das neue Album sogar das 2016er-Werk „A War Against You“ toppen kann. Das Album „Ignite“ ist kurzweilig, sehr abwechslungsreich und hat an der ein oder anderen Stelle auch das gewisse Etwas. Dank toller Melodien und starker Momente bleibt eine Menge hängen. Somit ist Ignite das Comeback mit Eli Santana absolut gelungen.

Video: Ignite – This Day

Robert

Robert würde gerne über sein erstes Konzert, das er besuchte, den Mantel des Schweigens hüllen. Doch wir haben herausgefunden, dass es ein Gig der Scorpions war. Mittlerweile hat Robert im harten Bereich alle Genres durch und hört heute am liebsten alten Punk, Oi, Hardcore, Ska oder Rock´n Roll. Auch Metal darf es gerne mal sein. Seine Lieblingsbands gibt er mit Sick Of It All, Cock Sparrer, Madball, Street Dogs, The Adicts, Rude Pride oder auch Angelic Upstarts an. Wir wissen aber, da ist noch mehr. Auch sein redaktioneller Werdegang ist interessant: So war er unter anderem schon bei mainstage, burnyourears und dem in-your-face aktiv. Heute kümmert er sich am liebsten um seine Tochter oder besucht spannende Konzerte - gerne auch von neueren Bands.

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Robert

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