„Die Deutschen Kids wirken etwas glücklicher auf den Shows“
No Fun At All gibt es mittlerweile seit 27 Jahren, Du gehörst nun schon seit 1993 dazu: Wenn Du vergleichend auf Deine allererste Show mit No Fun At All und heute zurückblickst, was war die größte Veränderung für Dein Leben?
Ingemar Jansson: Als ich meine erste Show mit No Fun At All spielte, waren wir lediglich ein paar Kumpels aus einer wirklich kleinen Stadt. Wir wollten einfach ein bisschen Spaß haben. Ich hatte damals überhaupt nicht die Ambition irgendwas in der Punkwelt zu werden. Es war einfach das, was wir machen konnten. Also machten wir es. Jetzt, 25 Jahre später, mache ich es immer noch einfach weil es Spaß macht. Die größte spürbare Veränderung für mich ist, dass wir statt in den lokalen Jugendclubs in der ganzen Welt spielen. Persönlich hat sich nichts für mich verändert. Ich war damals Elektriker und bin es immer noch – vielleicht mittlerweile ein etwas besserer Elektriker.
Hat sich die Punk-Szene in den letzten 25 Jahren verändert?
Ingemar Jansson: Um ehrlich zu sein: Ich bin mir da gar nicht so sicher. Damals in den 90ern war die Szene riesengroß, aber ich glaube das ist sie tatsächlich immer noch. Der DIY-Gedanke ist mittlerweile viel leichter umzusetzen und eine Menge Plattenfirmen sind weggefallen. Ich denke, dass das möglicherweise eine gute Sache ist.
Gibt es Unterschiede zwischen den schwedischen und deutschen Punk und Hardcore Kids?
Ingemar Jansson: Die deutschen Kids wirken etwas glücklicher auf den Shows.
Fredrik Eriksson (Twopointeight, Fas 3) und Stefan Bratt (Atlas Losing Grip) sind sozusagen „die Neuen“ bei No Fun At All. Wie habt Ihr Euch kennengelernt?
Ingemar Jansson: Stefan haben wir während der Tour mit Atlas Losing Grip kennengelernt. Er ist großartig am Bass. Fredrik wurde uns von vielen verschiedenen Menschen weiterempfohlen – unter anderem von Nicke von The Hives. Vor circa genau einem Jahr hat er dann bei uns vorgesungen. Augenblicklich war mir klar, dass er genau der Richtige ist.
„Wir sind sehr glücklich über das neue No Fun At All Album“
Mittlerweile sind zehn Jahre seit der Veröffentlichung von „Low Rider“ vergangen. Wie ist es nach so langer Zeit wieder ins Studio zu gehen und ein weiteres Album aufzunehmen?
Ingemar Jansson: Das hat eine Menge Spaß gemacht. Wir haben das neue Album gemeinsam mit Mathias von Millencolin in den Soundlab Studios aufgenommen. Er wusste genau, wie er das Beste aus uns rausquetschen konnte. Wir hatten ordentlich geprobt, somit liefen echt viele Prozesse wirklich sehr reibungslos ab.
Wie war die gemeinsame Arbeit mit Mathias?
Ingemar Jansson: Es war wirklich angenehm mit ihm zu arbeiten. Er hat gute Ideen und eine großartige Stimme.
Erzähl mal: Was erwartet uns mit dem neuen Album?
Ingemar Jansson: Es ist die logische Entwicklung nach „Low Rider“: Es wird schnell, sehr melodisch, voll von Harmonien und trotzdem ein bisschen anders sein, da es zwei neue Bandmitglieder gibt. Wir sind sehr glücklich über das neue Album.
Welche Inspirationen und Ideen stecken hinter Eurem Songwriting?
Ingemar Jansson: Das Meiste bei uns schreibt Micke. Er zieht sich dann zurück, bearbeitet wie verrückt seine Gitarre, schreit sich die Lunge aus der Brust und kommt kurze Zeit später mit großartigen Songs um die Ecke. Das ist ein wenig erschreckend, aber es funktioniert unglaublich gut. Ich sitze beispielsweise auf der Couch und starre auf den Fernseher, bekomme eine halbe Panikattacke und notiere hier und da ein Wort. Et voilà, vier Monate später ist dann ein vollständiger Text entstanden. Um ehrlich zu sein bekommen wir unsere Inspiration von überall. Ich nehme einfach eine Idee auf und bearbeite die dann hunderte Male.
Hat sich der Songwriting-Prozess durch Fredrik und Stefan verändert?
Ingemar Jansson: Nicht wirklich. Jeder der beiden hat einen Song geschrieben. Meine Güte, das lief dieses Mal echt gut für mich (lacht).
„Unterstützt nicht solche Typen wie Donald Trump“
Was ist für Dich die wichtigste Aussage, die Ihr Euren Fans mit dem kommenden Album vermitteln wollt?
Ingemar Jansson: Unterstützt nicht solche Typen wie Donald Trump.
Auf Euren Konzerten hat man das Gefühl auf einer riesigen Party zwischen den eigenen ziemlich besten Freunden zu sein: Was fällt Dir spontan ein, wenn Du darüber nachdenkst auf der Bühne zu stehen und den ersten Song des Abends zu spielen?
Ingemar Jansson: Kommt ganz darauf an. Auf einem Festival hoffe ich, dass wir die Menge trotz der Größe und Barrieren ordentlich anheizen können und dass das Publikum wie verrückt mitsingt. In einem kleinen Club lege ich einfach los und hoffe, dass ich am Ende noch all meine Zähne beisammen habe.
Im April kommt Ihr für einige Shows nach Deutschland. Was verbindest Du mit Deutschland?
Ingemar Jansson: Nur Gutes! (lacht) Seit wir ein paar Mal in Deutschland waren, fühlt es sich hier tatsächlich wie ein zweites zu Hause an. Die Leute sind super, Abläufe sind total organisiert, Ihr habt hier perfekte Caterings und das Bier ist auch hervorragend.
„Um eine interessante Band zu sein sollte man sich seine Echtheit bewahren“
Warum habt Ihr die besten Fans dieser Welt?
Ingemar Jansson: Die Frage habe ich mir echt schon sehr oft gestellt. Unsere Fans sind ziemlich smart würde ich sagen. Auf Tour habe ich jedes Mal eine großartige Zeit. Mit Menschen abzuhängen die die Musik mögen, die wir machen, ist einfach fantastisch.
Was ist in der aktuellen Zeit am wichtigsten für Musiker?
Ingemar Jansson: Wahrscheinlich dasselbe wie immer: Um eine interessante Band zu sein sollte man sich seine Echtheit bewahren. Macht Euer eigenes Ding!
Welche Bands und Musiker beeinflussen Dich am meisten?
Ingemar Jansson: Das sind Bands wie: Bad Religion, Pennywise, Asta Kask, KSMB, Ebba Grön, Danzig, Zappa, Magazine, Buthole Surfers, Supersuckers, Captain Beefheart, Iron Maiden, Hot Snakes, Muse, Miles Davis, Stranglers, Iggy, Bach, Dwight Yoakam, Townes van Zandt, Deep Purple, Black Sabbath…
Danke für das Interview, Du hast das letzte Wort.
Ingemar Jansson: Leute, danke dass Ihr das hier alles lest, ich hoffe Ihr hattet Freude daran. Wenn Ihr die Möglichkeit habt zu unseren Shows im April und Mai zu kommen, macht es bitte. Ich verspreche Euch, dass Ihr nicht enttäuscht sein werdet. Love, Ingemar!