Was für eine Durststrecke für Interpol-Fans. Im September 2016 wurde vollmundig seitens der Band angekündigt, dass man an einem neuen Album arbeite und die Fans waren natürlich entsprechend aus dem Häuschen. Dass aber das Album bis zum Sommer 2018 auf sich warten lässt, damit hat wohl – zumindest aus der Fangemeinde – keiner gerechnet. Das lag vor allem daran, dass diverse Bandmitglieder in anderen Projekten unterwegs sind und so wenig Zeit blieb, um das Album zu vollenden. Doch was lange währt, wird endlich gut und so dürfen wir uns auf das neue Album der New Yorker mit dem Titel „Marauder“ freuen. Der Albumtitel entstand durch die Aufarbeitung und Reflektion des Lebens des Sängers der Band, Paul Banks. Dieser erklärte im Vorfeld, dass der „Marauder“ (zu deutsch: Plünderer, Räuber) der zentrale Charakter des Albums ist, wobei er sich selbst als den „Marauder“ sieht:
“The Marauder is a facet of myself- that guy that fucks up friendships and does crazy shit. He has taught me a lot, but it’s a representation of a persona best left in a song. This album is like giving him a name and putting him to bed.”
Harte und düstere Worte von Paul Banks. Aber Interpol waren sowieso noch nie eine „happy-sunny-sing-a-long-feeling-good“-Band. Man darf sich also mit Sicherheit wieder auf düstere und schwere Kost der New Yorker freuen.
Man fühlt sich sofort zuhause
„Marauder“ beginnt mit „If You Really Love Nothing” und vor allem diejenigen, die sich mal ein wenig mit Interpol beschäftigt haben, werden sich direkt wie zuhause fühlen. Paul Banks unverwechselbare Stimme und vor allem das unverkennbare Gitarrenspiel von Banks und Daniel Kessler zaubern direkt das erste Highlight des Albums hervor. Wenn das mal kein gelungener Start ist!
Direkt danach folgt der absolut ohrwurmverdächtige Song namens „The Rover“, der sich tief in die Gehörgänge einnistet und den Hörer so schnell nicht wieder loslässt. Der Song ist dermaßen eingängig, dass er auch locker im Radio gespielt werden kann.
All Killer, No Filler
Auch im weiteren Verlauf des Albums reiht sich ein fantastischer Track an den nächsten. Sei es das umwerfende „Flight of Fancy“ oder die düsteren Songs „NYSMAW (Now You See Me At Work)“ und „Surveillance“ – das neue Werk der Herren aus New York weiß durchweg zu begeistern. Langeweile oder Lückenfüller sucht man (zum Glück) vergebens und der Stempel „All Killer, No Filler“ lässt sich problemlos aufdrücken.
Das Album endet mit „It Probably Matters“, einem wahnsinnig ehrlichen und emotionalem, der das Thema des Albums mit der Textzeile “didn’t have the grace or the brains” bestens widerspiegelt. Einen besseren Song zum Abschluss eines wunderbaren Albums hätten Interpol nicht wählen können und die Herren beweisen mit „Marauder“ wieder einmal, dass sie immer noch zur Speerspitze der Indie-Szene gehören.