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KMPFSPRT und Illegale Farben live in Berlin

Kmpfsprt, Badehaus, Berlin, 2022

Foto: Adina Scharfenberg

Es ist Samstag, der letzte Tag im April und KMPFSPRT laden zum Tanz in den Mai ins Berliner Badehaus. Gelegen auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain, das sich von der Warschauer Straße aus entlang der Revaler Straße erstreckt, ist vollgepackt mit Clubs und Gastronomie und verknüpft den Charme einer Industrieruine mit alternativer Kultur.

Viel Euphorie, wenig Panik

Absolut stimmige Atmosphäre also für die Kölner Punks von KMPFSPRT, die aktuell ihr jüngstes Baby „Euphorie und Panik“ durch die Clubs der Republik tragen und bejubeln lassen. Nicht zu Unrecht, denn die Meinungen zu Album Nummer vier sind einhellig: KMPFSPRT finden zum 10. Jubiläum zurück zu alter Stärke. Vielleicht hat der kurze (also im Wortsinn) Hardcore-Exkurs ihrer selbstbetitelten 10-Minuten-Konzept-Seven-Inch von vor zwei Jahren dabei geholfen, sich wieder zu fokussieren, denn so explosiv und druckvoll und gleichzeitig mitreißend melodisch klangen KMPFSPRT vielleicht schon seit dem Debüt „Jugend Mutiert“ nicht mehr.

Tanzbarer Auftakt

Bevor das alles aber live und in Farbe verifiziert werden kann, betreten erstmal die ebenfalls in Köln beheimateten Post-Punks Illegale Farben die Bühne: Pünktlich um 20 Uhr wird das Licht gedimmt und die ersten scharfen Riffs schneiden durch den noch eher spärlich besuchten Saal – das laue Wetter verführt zum Bier auf der Terrasse. Das ändert sich jedoch mit jedem Song, den das Quintett anstimmt: Tanzbare Beats und Riffs, die sich nicht recht zwischen dissonantem Post-Punk und melancholischer Emo-Note entscheiden können, bringen nach und nach die Beinpaare des Publikums in Bewegung. 

Überhaupt wirkt der Sound der Band für gleich drei Gitarren erstaunlich aufgeräumt. Illegale Farben schaffen es dabei, einen Spannungsbogen vom ersten Song bis zum treibenden Abschluss „Schwarz“ zu spannen, der den inzwischen gut gefüllten Saal zunehmend in Bewegung bringt. Nach exakt 30 Minuten ist Schluss mit dem Aufwärmprogramm, das seinen Zweck hier mehr als erfüllt hat.

Illegale Farbe, Badehaus, Berlin, 2022

Pünktlich wie die Punker

Punkrock steht für Pünktlichkeit, wie man weiß und so stehen KMPFSPRT um Punkt 21 Uhr auf der Bühne (vielleicht ist hier aber auch die angekündigte Aftershow Party eines gewissen Jan Schwarzkamp der Treiber). Etwas überraschend eröffnet kein Song des neuen Albums den Reigen, sondern das schwer groovende „Trümmer“ des letzten „richtigen“ Albums „Gaijin“, direkt gefolgt von „Antithese“, das sogar noch ein Album älter ist. 

Nach kurzer offizieller Begrüßung durch Sänger Richard folgt mit „Punk muss sich wieder lohnen“ nun der erste Song von „Euphorie und Panik“. Was nach drei Songs feststeht: KMPFSPRT haben Bock.  Das Energielevel ist durchweg hoch, was sich auch langsam auf das Publikum überträgt: Die Reaktion wechseln von verhalten zu sehr wohlwollend, dazu gibt es zumindest direkt vor der Bühne einiges an Bewegung. Spätestens bei „Musikdienstverweigerer“, einem der ältesten Songs des Sets, taut auch der restliche Saal auf und zur Parade-Hymne „Intervention“ wird tatsächlich auch mal gesprungen. 

Foto: Adina Scharfenberg

Ehrenfeld vs. Friedrichshain

Die Songauswahl ist angenehm ausgeglichen und alle vier Alben werden ziemlich ausgeglichen berücksichtigt. Selbst zwei Songs der Konzept-EP kommen als kleiner Zwischenblock dran: „Schwarzfahren“ kann man sicher auch in der BVG und von der verdammten Gentrifizierung, die „Black Jeans. Black Shirt. Black Fööss“ besingt, hat man in Berlin wohl auch schonmal gehört. Genauso wie vom Biertrinken, wie die Reaktionen auf „Atheist“ schließen lassen, der etwas augenzwinkernd als Song über – naja – Biertrinken angekündigt wird. 

So kryptisch sich die Kölner in ihren Texten geben, die manchmal nicht viel mehr als interpretationsfähige Gedankenfetzen sind, so direkt können sie auch werden, wenn die Umstände es erfordern: Dass Sänger Richard sich vor 20 Jahren niemals hätte vorstellen können, mal einen Song schreiben zu müssen, in denen sich Janas mit Anne Frank vergleichen: man kann nur kopfschüttelnd nicken. „Schottergarten Eden“, der vielleicht wichtigste Song heute Abend, beendet als Abrechnung mit allem, was uns die letzten zwei Jahre an gesellschaftlichen Querwüchsen beschert haben, das reguläre Set. KMPFSPRT lassen sich aber nur sehr kurz bitten, schnell die Zugabe, bestehend aus „Nachtschicht“ und „Ich hör die Single nicht“ abzureißen: Das Quartett hat schließlich immer noch Bock für Fünf, ein Hauch von Eskalation liegt in der Luft, es fliegt ein wenig Konfetti und als die Gitarren verklingen, legt Jan Schwarzkamp am DJ-Pult direkt das „Siegerlied“ von Muff Potter auf – geschmackssicherer Übergang. Profi halt.

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