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Kummer – KIOX

„Das ist nicht die Musik die Du suchst, nicht die Musik die Du brauchst“ – Kummer, der in seinem anderen Leben Frontmann Felix von Kraftklub ist, stellt gleich zu Beginn seines ersten Soloalbums „KIOX“ klar, was Sache ist und reflektiert in rund zwölf Songs seine eigene Geschichte und die politischen Problematiken seiner Heimatstadt Chemnitz.

„Kummer nimmt in seinen Songs keinen Blatt vor den Mund und – pardon my French – scheißt darauf, ob sich irgendjemand auf die Füße getreten fühlt“

Felix kehrt an den Ort zurück, an dem alles begann

Auf „KIOX“ wird abgerechnet: Mit Chemnitz und der dort vorherrschenden rechtsradikalen Gesinnung, den alternden Neonazis (mit denen er mittlerweile sogar Mitleid hat) und der Gewalt, die – wie er im Song „9010“ aufzeigt – schon an der Tagesordnung stand, als er selbst noch Jugendlicher war. Dabei greift er in „Schiff“ eben jenes als Metapher für die Stadt im Südwesten Sachsens auf, das durch eine raue See steuert und rostbraune Flecken unter dem Deck hat, die nicht mehr wegzukriegen sind.

Auch wenn man es nicht vermuten mag: Kummer liegt etwas an seiner Heimatstadt. Nicht umsonst öffnet der Plattenladen KIOX Tonträger zum Release, mit dem er sich einen Traum erfüllt und den es vor unzähligen Jahren bereits gab und im Besitz seines Vaters war. Der Ort, an dem alles begann und an den Felix letztlich zurückkehrt.

„Der Teufel trägt Prada und jeder Trottel trägt Supreme“

„Der Teufel trägt Prada und jeder Trottel trägt Supreme“ – Kummer nimmt in seinen Songs keinen Blatt vor den Mund und – pardon my French – scheißt darauf, ob sich irgendjemand auf die Füße getreten fühlt. In „Wie viel ist Dein Outfit wert“ spuckt er auf das irrationale Konsumverhalten und den Markenfetisch der Generation YouTube. Immer wieder werden Kurzinterviews eingespielt, in denen junge Leute angeben, dass ihre Jogginghose 600 Euro gekostet hat oder für die Louis Vuitton Boots knackige 1500 Tacken auf den Tisch gelegt wurden. Und ja, die meisten gucken sicherlich gerade so wie ich:

Als Weiterführung dient „Aber nein“, in dem er dem Eifern nach wachsenden Followerzahlen aufs Korn nimmt. Hier wird sich sicherlich der eine oder andere peinlich berührt fühlen. Aber auch persönliche, selbstkritische Themen spricht er an und bekräftigt in „Bei Dir“, dass er „nicht mehr dieser Wichser“ ist, der er einmal war und jene Person ihn „ein kleines bisschen repariert“ hat – eine ganz wundervolle Liebeserklärung.

Pöbeln für die gute Sache

Wie auch mit seiner Band Kraftklub zeigt der selbsternannte Misanthrop Kummer, dass er ein ganz besonderes Gespür dafür hat, welche Themen aktuell relevant sind. Relevant nicht nur im Sinne von angesagt, sondern auch hinsichtlich politischer Relevanz in der Gesellschaft. Er wird sich bewusst sein, dass er die Massen erreicht und genau dies nutzt er auch für den good cause, wie seine Hörer jetzt vermutlich sagen würden. Und auch lyrisch kann man Kummer nichts vormachen: Seine Texte sind kreativ, smart und bringen einen nicht selten zumindest zum Lächeln, das einem im nächsten Moment aber auch schon wieder im Halse stecken bleibt.

„KIOX“ ist nicht nur ein starkes Album, sondern hat sicherlich auch für Felix selbst einen hohen Stellenwert – immerhin setzt er sich mit sehr persönlichen und tiefgreifenden Themen auseinander, aber auch mit gesellschaftlichen Brennpunkten der heutigen Zeit. So liefert er ein Werk, auf dem das, was er zu sagen hat, wahrscheinlich wichtiger denn je ist.

Video: Kummer – Nicht die Musik

Hier erhältlich
Kummer – KIOX
Release: 11. Oktober 2019
Label: Kummer & Eklat Tonträger

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