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Lost For Life – Don’t Let It Consume You

Mit „Don’t Let It Consume You“ legen Lost For Life ein durch und durch stimmiges Debütalbum vor. Für ein Erstlingswerk ist das Gebotene beachtlich, schaut man sich aber dann das Lineup an, weiß man warum: Lost For Life ist die Zusammenkunft vom ehemaligen For The Fallen Dreams Sänger Dylan Richter und dem ehemaligen Wilson Gitarristen Jason David Spencer.

„Statt Pathos bedient sich die Band einer erfrischenden Ehrlichkeit und kann so den gesungenen Worten die nötige Authentizität verleihen, die das Album ausmacht. In Summe ist das Album ein sehr starkes Debüt, das auf mehr hoffen lässt.“

Gaspedal statt Tränendrüse

„Don’t Let It Consume You“ startet mit gefühlvollen Klängen. Der Hörer wird mit dem einminütigen „Take It All From Me“ eingelullt, um dann in das Riff zu „Stay The Same“ geschmissen zu werden. Auch wenn der Song mit einer etwas härteren Gangart anfängt stellen sich schnell wieder die gut geschriebenen Melodien in den Mittelpunkt des Geschehens. Hier liegt eine große Stärke des Albums: Lost For Life wissen, wie man gekonnt Gefühle transportiert. Dabei drückt die Band lieber aufs Gaspedal, als auf die Tränendrüse und das ist wirklich erfrischend und kommt der Platte sehr zu Gute. Die Message wird schnell klar: egal, was dich beschäftigt, lass es niemals Besitz von dir ergreifen.

Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Album und so schafft es „Don’t Let It Consume You“ einen gewissen Gefühlszustand der kämpferischen Auseinandersetzung mit dem eigene Innenleben zu schaffen, dem man immer wieder gerne Platz im eigenen Leben einräumt. Das Album macht Mut, weckt verlorengeglaubte Kräfte und bietet einen perfekten Soundtrack sich den eigenen, oft schwer greifbaren, Problemen zu stellen. Musikalisch gesprochen könnte man also sagen, „Don’t Let It Consume You“ packt Emo-Themen mit einer ordentlichen Hardcore DIY-Attitüde an. Kurze Wutausbrüche, wie in „Give Nothing“ inklusive. Alles in allem versprüht das Album einen wirklich angenehmen Charme der frühen 2000er, den so viele Bands erreichen wollen. Dass hier und da auch mal modernere Elemente ihren Platz finden peppt das Ganze dann an den nötigen Stellen etwas auf.

Aber wie hören sich denn nun Lost For Life auf ihrem Debütalbum an? Beim ersten Höreindruck erinnert die Band positiv an Hopesfall oder die Genrekollegen Saosin – kurze, aber verhaltene geschriene Passagen mit treibender Strophe und ohrwurmverdächtigen Melodien. Ein sehr solides klangliches Fundament also für ein Debütalbum. Wie aufeinander abgespielt und stimmig das Ganze dann schon auf dem Erstlingswerk wirkt ist, was es hier wirklich hervorzuheben gilt, denn Lost For Life hören sich an, als würden sie in dieser Konstellation bereits ihr drittes oder viertes Album auf den Hörer loslassen.

Dabei beweist die Band vor allem ein sehr gutes Gespür fürs Songwriting. Längen findet man auf dem Debütalbum keine. In einer guten halben Stunde bekommt man als Hörer ein intensives, wie stimmiges Erlebnis geliefert. Überraschend abgeklärt und aufeinander abgestimmt kommt die Band daher und wirkt so routiniert, aber niemals abgegriffen. Dabei glänzen Lost For Life für mich vor allem in den härteren Passagen, wie der Strophe in „Too Late To Say“. Das Riffing des Songs zählt zu den größten Momenten der Platte.

Eine runde Sache

Wo andere Platten langsam gegen Ende abfallen ziehen Lost For Life im letzten Drittel nochmal einige Register. „Where Would You Be Happy“ gehört für mich zu einem der stärksten Songs auf dem Album. Da die Tracks die drei Minuten Marke nur minimal überschreiten und sich ein weiter oben benannter roter Faden durch das Album zieht wirkt alles wie aus einem Guss und dementsprechend rund.

Lost For Life haben ihren Sound gefunden und wissen diesen einzusetzen, um Emotionen zu transportieren. So ist „Don’t Let It Consume You“ eine wirklich Runde Sache, die zwar immer wieder mit schönen Ideen überzeugt, aber nie aus dem Rahmen fällt. Die großen Experimente braucht die Band aber auch nicht, denn zu verkopfte Songstrukturen würden hier auf Kosten der schnörkellosen Eleganz gehen, die die Songs ausmachen. So bleiben die Stücke leicht zugänglich, aber mit einer ansprechenden Tiefe und einem guten Wiederhörwert. Nichts wirkt überladen, alles sitzt da wo es hingehört.

Melodie und Härte

Aber auch in den ruhigeren Momenten überzeugt die Band. Sänger Dylan Richter beweist ein ums andere Mal ein gutes Händchen für schnörkellose Melodien, die nie fehl am Platz wirken. Klar, dass hier auch immer mal wieder seine Arbeit bei For The Fallen Dreams durchscheint. Das richtige Gespür für Songstrukturen und musikalische Arrangements liefert dann Gitarrist und Bassist Jason Spencer.

Ganz nach dem Motto „Viele Köche verderben den Brei“ besinnt sich die Band ohne große Experimente auf ihre Stärken und findet vor allem in der kleinen Besetzung einen großen Vorteil: zwei kreative Köpfe auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen gestaltet sich wesentlich einfacher, als eine fünfköpfige Band zu einem so stimmigen Ergebnis zu kriegen. Dass die beiden Künstler auch eine langjährige Freundschaft führen ist hier sicher ein großer Faktor gewesen.

Ehrlichkeit statt Pathos

„Don’t Let It Consume You“ endet, bevor die Mischung aus Melodie und Härte langweilig werden kann und lädt dank kurzweiliger, aber emotionaler Songs zum Wiederhören ein. Statt Pathos bedient sich die Band einer erfrischenden Ehrlichkeit und kann so den gesungenen Worten die nötige Authentizität verleihen, die das Album ausmacht. In Summe ist das Album ein sehr starkes Debüt, das auf mehr hoffen lässt.

Video: Lost For Life – Give Nothing

Hier erhältlich
Lost For Life – Don’t Let It Consume You
Release: 26. Februar 2021
Label: Dead Serious Records

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