Make Them Suffer melden sich drei Jahre nach „Worlds Apart“ mit ihrem vierten und neuen Album „How To Survive A Funeral“ zurück. Dafür nahmen sich die Australier den Produzenten Drew Fulk (WZRDBLD) zur Seite, der bereits mit Acts wie Motionless In White, Bullet For My Valentine, Yelawolf oder auch Lil’ Wayne zusammenarbeitete. Als Ergebnisse dieses Projekts, das außerdem das erste ist, bei dem die Band so nahe mit einem Produzenten zusammengearbeitet hat, gab es vorab drei Songs zu hören. „Erase Me“, „Drown With Me“ und „Soul Decay“ – allesamt recht düstere Titel, ebenso wie das Album selbst. Dieses erreicht uns nun recht spontan, nachdem ursprünglich der 05. Juni und dann der 24. Juli als Release-Termine angegeben wurden. Aber wie übersteht man nun eine Beerdigung?
„‚How To Survive A Funeral‘ spiegelt musikalisch wie inhaltlich das Bedürfnis der Band wieder, sich stets nach vorn zu bewegen, sich immer weiter zu entwickeln und nicht im Stillstand aufzugehen.“
Der erste Schritt
Begrüßt wird man, wie auch auf den ersten beiden Alben der Band, von einem knapp zwei-minütigen Intro. Im Falle von „How To Survive A Funeral“ trägt das den Titel „Step One“ und schwingt nach der ersten Minute von ruhiger, melodischer Einleitung zu Sean Harmanis‘ kraftvollen Screams und schnellen Gitarrenriffs über. Dass es noch ein bisschen schneller geht beweist das folgende „Falling Ashes“, das dem Zuhörer zunächst absolut keine Zeit zum durchatmen gibt. Dann jedoch wird es plötzlich still und der Gesang macht Klängen platz, die an eine Spieluhr erinnern. Gesprochene Worte treffen auf Schreie, die nun mehr wie ein Echo erscheinen, bevor es, aufgegriffen von einem pulsierenden Beat, noch ein druckvolles Ende findet.
Dem schließt sich „Bones“ an, das jedoch deutlich grooviger daherkommt. Hier kommt auch zum ersten Mal die weiche Stimme von Keyboarderin Booka Nile zum Einsatz, die an dieser Stelle sowohl eine großartige Ergänzung zu Harmanis‘ rauen Screams, als auch einen angenehmen Kontrast bietet, der den Song gekonnt aufwertet. Bei „Drown With Me“ wird dieser Kontrast weiter unterstrichen; wobei der engelsgleiche Gesang ohne die entsprechende Instrumentalisierung auch problemlos einen Pop-Song hätte darstellen können. Da jedoch immer wieder wuchtige Gitarren und gutturale Vocals das Bild durchbrechen erhält der Song zwei interessante und verschiedene Perspektiven.
Innere und äußere Dialoge
Mit „Erase Me“ gibt es schließlich die emotionale erste Single des Albums zu hören, bei der die Gesänge von Sean Harmanis und Booka Nile endgültig zu einem Dialog werden, der sich wunderbar ergänzt. Der Klargesang von Harmanis verleiht dem Titel schließlich eine verzweifelte, melancholische Note. Die gibt die Thematik des Songs wunderbar wieder, handelt es sich dabei doch um die Frage ob es nun selbstsüchtig oder selbstlos ist, jemanden wegzustoßen, weil man selbst der Meinung ist, nicht „gut genug“ zu sein. Nach einer kleinen Exkursion Richtung Metalcore geht es dann in ähnlicher Manier mit „Soul Decay“ weiter – ebenfalls eine der Vorab-Veröffentlichungen.
„Viel mehr bietet das Album eine Perspektive auf das Leben, lädt ein zur Selbstreflexion und lässt die Idee zu, dass man manchmal möglicherweise selbst die toxische Person ist.“
Höhenflüge und Talfahrten
„Fake Your Own Death“ nimmt dann erneut Fahrt auf und lädt dazu ein, im heimischen Wohnzimmer einen Pit zu eröffnen. Nicht zuletzt die Line „I wanna watch you self-destruct“ scheint wie gemacht für alternative Tanzeskapaden und steigert die Vorfreude darauf, die Band das nächste Mal live zu sehen. Der titelgebende Track „How To Survive A Funeral“ greift das immerhin teilweise auf und setzt erneut auf das Zusammenspiel beider Sänger, kann jedoch nicht ganz so überzeugen, wie seine Vorgänger. Auch das Ende scheint etwas abrupt, was mitunter doch kurzzeitig irritierend ist.
Immerhin holt einen „The Attendant“ ebenso melodisch ab und überrascht mit Klargesang von Sean Harmanis. Die im Hintergrund hörbaren, verzerrten Screams muten an wie innere Stimmen, während im Vordergrund über die eigene Verlorenheit, Selbstreflexion und den Weg nach vorn gesungen wird. Die Melancholie wird just durch das verstörende Intro von „That’s Just Life“ beendet, welches eine zwischendurch eine plötzliche Pause einlegt. Zwar lässt sich hier auch im leisen, engelhaften Gesang von Nile die Idee erkennen, gepaart mit ebenso lauten und wesentlich kraftvolleren Gitarren wirkt das ganze jedoch eher antiklimatisch und ist zeitweise fast schon anstrengend zu hören.
Ein kreatives und vielschichtiges Album
Mit „How To Survive A Funeral“ geben Make Them Suffer einem keinen Ratgeber für das Leben (oder das Überleben einer Beerdigung) an die Hand. Viel mehr bietet das Album eine Perspektive auf das Leben, lädt ein zur Selbstreflexion und lässt die Idee zu, dass man manchmal möglicherweise selbst die toxische Person ist – auch auf den Umgang mit sich selbst bezogen. Es spiegelt musikalisch wie inhaltlich das Bedürfnis der Band wieder, sich stets nach vorn zu bewegen, sich immer weiter zu entwickeln und nicht im Stillstand aufzugehen. Dabei lässt sich auch jeder bisherige Schritt erkennen, vereint auf eine kreative Weise, die jedoch noch weiteres Potenzial birgt.
Viele der Ideen sind großartig umgesetzt, wie unter anderem „The Attendant“ beweist – bei anderen ist noch etwas Luft nach oben. Was einem jedoch bei mehrmaligem Hören auffällt ist die Vielschichtigkeit der Songs und die Detailverliebtheit, die auf jeden Fall im Gedächtnis bleibt. Alles in allem macht „How To Survive A Funeral“ Spaß beim Hören und hinterlässt nach 35 Minuten Laufzeit doch Lust auf mehr.