„Hallo, kannst du mich sehen?“ – das Münchner Dreiergespann MARATHONMANN ist mittlerweile unübersehbar. 2013 veröffentlichten sie ihr Debütalbum „Holzschwert“ und gehören, gerade mal vier Jahre später, zu den etabliertesten Bands des deutschsprachigen Musikkosmos.
„Mein Leben Gehört Dir“ wirkt düsterer als seine Vorgänger, kritischer, selbstsicherer und deutlich erwachsener. Mit ihren Texten stehen sie ganz fest in der Realität, bearbeiten persönliche, sozial- aber auch gesellschaftskritische Themen. Erzählen ihr Leid und berichten von Ärger und Ängsten. Dabei wiederholen sie nicht das Altbewährte, sondern erfinden sich wieder einmal neu. In allen zwölf Titeln schmettert einem das Trio tief ehrliche Botschaften entgegen. Auch wenn Stücke wie beispielsweise „Blick In Die Zukunft“ erstmal schnell frustrieren können, erreichen sie genau das Richtige – unumgänglich werden die Synapsen des Hörers aktiviert und tausend Gedanken und Interpretationen jagen einem durch den Kopf.
Auch melodisch hebt sich „Mein Leben Gehört Dir“ deutlich ab. Die altbekannten Marathonmann´schen Akkorde haben ausgedient und weichen höchst interessanten Melodien. Als gutes Beispiel zeigt sich das Gitarrensolo im Titel „Der Himmel bricht ein“ – handwerklich perfekt und ausgefuchst im Detail.
Den Opener „Stand der Dinge“ spricht Frontmann Michael Lettner selbst: „Wir gaben auf und wurden zu dem, was jetzt hier in den Ruinen unserer Vergangenheit zurückgeblieben ist: Eine leere alte Hülle ohne Ziel, ohne Sinn, ohne Freude, ohne Wärme. Doch manchmal erinnern wir uns, wer wir waren“ und reicht somit der Zuhörerschaft die Hand, um sie seicht in die neue Platte einzuführen. Netter Zug, doch schnell knallt einem „Das Leben der Anderen“ um die Ohren – vorbei mit der Ruhe, willkommen in der Realität.
MARATHONMANN pflanzt keine Gedanken und lädt auch nicht zum blinden Folgen ein. Ein ehrliches und gleichermaßen aufregendes Album, welches auch nach dem vierten Hören Neues entdecken lässt. Mein Leben gehört dir – oder nicht?
von Maria