Bereits im August 2019 haben Massendefekt damit begonnen, an einem neuen Album zu arbeiten – eine Expedition nannten sie es damals. Mit vielen Unklarheiten und ohne zu wissen, was sie am Ziel erwarten würde. Wie hätten sie auch ahnen können, wie das Jahr 2020 werden würde?
„Massendefekt versuchen in den 12 neuen Songs auf der Platte eine Art Neuanfang ohne gleichzeitig die Vergangenheit und das “Hier und Jetzt” aus den Augen zu verlieren, denn es geht schließlich ZURÜCK ins Licht, also zu einem glorreichen Zustand, den es schon einmal gab.“
Der erste Stopp der Expedition führte sie in das niederländische Ouddorp – in dem kleinen Küsten-Örtchen schlossen sie sich in einem Ferienhaus ein und entwarfen zwischen Saunagängen und Strandspaziergängen die ersten Skizzen die zum neuen Album “Zurück ins Licht” führen sollten. Ein neues Kapitel in der Geschichte von Massendefekt, nicht zuletzt durch den Fakt, dass Gründungsmitglied Claus nur kurz vorher seinen Platz an der Gitarre dem langjährigen Freund der Band Nico überlassen hat. Frischer Wind im doppelten Sinne – durch die stürmische Meeresluft und einen neuen Mann an Bord der Band. Obendrein markiert das Jahr 2020 auch das 20-jährige Jubiläum der Band. Etwas, was ihnen so schnell keiner nachmacht.
Im Jahr 2020 wünschen sich voll viele an die Hand genommen und durch den Schleier dieser verrückten Zeit “zurück ins Licht” geführt zu werden. Genau das versuchen Massendefekt in den 12 neuen Songs auf der Platte – eine Art Neuanfang ohne gleichzeitig die Vergangenheit und das “Hier und Jetzt” aus den Augen zu verlieren, denn es geht schließlich ZURÜCK ins Licht, also zu einem glorreichen Zustand, den es schon einmal gab. Und das schafft die Band ohne das vielzitierte “Neu-Erfinden” – denn Massendefekt bleiben auch auf ihrem mittlerweile achten Studioalbum sie selbst, auch wenn sie deutlicher und nachdrücklicher, ja, man mag sogar sagen “älter” geworden sind.
Schon der Opener “Schiffbruch” macht unmissverständlich klar, wo die Band steht – kein Deutschrock der hier und da mit rechts kuschelt, sondern ein klarer Abgesang gegen AfD, Pegida, Querdenker und andere braune Schwurbler. Generell fällt auf, wie kritisch Massendefekt auf “Zurück ins Licht” sind – mit sich selbst (“Tun was ich will”), der Gesellschaft (“Autopiloten”) und auch ihrem Umgang mit dem direkten Umfeld (“Freunde, dachte ich”). Doch es ist nicht alles nur ernst: bei den Songs “Neelassma” und “Mehr!” kann man das Augenzwinkern im Text quasi spüren.
Musikalisch merkt man schon beim ersten Hören, dass Sebi und seine Jungs ganz genau wissen, was sie machen – hier ein gezielter Tritt auf die Bremse, um im nächsten Moment wieder voll durchzustarten. Massendefekt hat die Formel für sich gefunden und, das wird wenige überraschen, die funktioniert ziemlich gut.
Wollen wir hoffen, dass “Zurück ins Licht” die Fans des deutschsprachigen Punkrocks solange über Wasser hält, bis wirklich ein Licht am Ende des Tunnels dieser doch schwierigen Zeit zu sehen ist.
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