New Found Glory sind eine der produktivsten Bands im Punkrock-Becken. In ihrer bisher 23-jährigen Karriere bringen sie es auf siebzehn Veröffentlichungen. Und selbst wenn man EPs, Livealben und die mäßig wichtigen Coveralben „From The Screen To Your Stereo“ herausnimmt, bleiben satte zehn Studioalben. Auch auf dem neuen Output wird geklotzt und nicht gekleckert, denn New Found Glory toben sich hier in ganzen fünfzehn Songs aus und beweisen, dass es egal ist, ob sie wie zu Beginn ihrer Bandgeschichte aus Florida oder wie mittlerweile aus Kalifornien kommen: New Found Glory scheint die Sonne aus dem Popo.
„„Forever + Ever x Infinity“ ist ein mehr als solides Album mit viel Sonne, Spaß und der richtigen Portion Abwechslung.“
Die Helden des Pop-Punk – eingerostet?
New Found Glory legten Ende der Neunziger einen Kickstart hin und erspielten sich schnell ihren festen und verdienten Platz in der Pop-Punk-Welt. Wobei Sie es schon immer verstanden, die Grenzen des Genres auszuloten und über den Tellerrand zu blicken. Spätestens mit dem 2006 erschienenen Album „Coming Home“ machte sich bei den alteingesessenen Fans der Verdacht breit, dass entgegen des Titels genau das Gegenteil der Fall war und die Band sich von ihren Wurzeln entfernte. Auch wenn die folgenden Veröffentlichungen wieder in eine andere Richtung gingen, fehlte der Band dennoch der gewisse Biss der Anfangsjahre.
„Forever + Ever x Infinty“ macht nun den (erneuten) Versuch, wieder an die alten Zeiten anzuknüpfen. Mit dem Opener „Shook By Your Shaved Head“ gelingt dies auch in bester New Found Glory-Manier. Der Song geht treibend voran und die eingängigen Melodien von Sänger Jordan Isaak Pundik legen sich stimmig über das überschaubare, aber ordentliche Fundament der Band. Zwischendurch blitzen Anleihen aus Postpunk-Gefilden auf und spätestens beim zweiten Chorus wippen mindestens Kopf und Fuß im Takt und man kann mitsingen.
Mit „Greatest Of All Time“ folgt ein weiterer Kracher, der das Tempo noch mal ordentlich nach oben schraubt und trotzdem nichts an Eingängigkeit einbüßt. Das klingt frisch und unverbraucht.
Jede Welle läuft auch mal aus
Leider hält sich das Level nicht durchgängig. Weder in Florida noch in Kalifornien kann es jeden Tag perfekte Wellen geben und so plätschert auch „Forever + Ever x Infinity“ stellenweise eher dahin als dass es mitreißt. Aber es ist ein angenehmes Meeresrauschen, das den Tag am Strand erst richtig rund macht. Denn viele der Songs wie z.B. „Same Side Sitters“ oder „The Way You Deserve“ haben alles, was ein guter Pop-Punk-Song braucht: schöne Melodien, ein bisschen Tempo und Harmonien, bei denen die Sonne aufgeht. Sie stechen eben nur nicht so sehr aus dem durchgängig angenehmen Niveau heraus.
Textlich bewegen sich die Songs meist im Bereich Liebe, Freundschaft und Herzschmerz und bedienen eher das frisch verliebte (oder gebrochene) Teenie-Herz als tiefgreifende Themen. Aber hier benötigt und erwartet man auch nichts anderes.
„Die Band ist gleichzeitig zurück in ihren besten Jahren und im Jahr 2020 angekommen ohne große Experimente zu wagen.“
Wo viel Sonne ist, muss man auch mit ein bisschen Schatten rechnen
Mit „More And More“ und „Slipping Away“ haben sich New Found Glory auf der Scheibe auch zwei Stücke geleistet, die man in die Schublade Ballade einsortieren kann – und dort auch getrost lassen darf. Denn wenn beide Songs keine Totalausfälle sind, nicht völlig im Kitsch versinken und auf ihre eigene Art eine melancholisch-schwülstige Note einbringen, werden sie auf dem Album ebensowenig benötigt wie die (diesmal erfreulicherweise vernachlässigten) Keyboard- und Synthieklänge einiger Vorgängeralben.
Strand, Sonne und Spaß garantiert
„Forever + Ever x Infinity“ ist ein mehr als solides Album mit viel Sonne, Spaß und der richtigen Portion Abwechslung. Der Hörer bekommt eine bunte Tüte starker Tracks serviert, ein paar richtig großartigen Songs, und dazwischen auch ein paar Filler, so dass man fast 50 Minuten guter Unterhaltung auf den Teller bekommt. Die Band ist gleichzeitig zurück in ihren besten Jahren und im Jahr 2020 angekommen ohne große Experimente zu wagen.
Vielleicht hätte es dem Werk gut getan, auf einige der schwächeren Stücke zu verzichten und zugunsten eines krachenderen Gesamteindrucks die Quantität weniger in den Fokus zu nehmen. Andererseits gibt es ja auch immer noch den Skip-Button.