No Trigger – Dr. Album

Nach zehn Jahren Szene-Binge-Watching erwachen No Trigger plötzlich zu sechst und verkleidet als Poppunk-Botschafter zum Leben. Was es für die eingefleischte Hardcorepunkband in ihrer neuen Karriere zu beachten gibt, versucht uns „Dr. Album“ mit jeder Menge Facetten zu erklären.

Allen „Lass mal sacken, vielleicht wächst das noch“ Ratschlägen zum Trotz verpufft die nostalgische Hoffnung nicht einfach so im Raum.<span class="su-quote-cite">Patrick</span>

Schabernack-Hardcore

Die gute Neuigkeit vorab: No Trigger sind noch immer relevant – vielleicht sogar relevanter denn je. In der Dekade seit dem 2012er „Tycoon“ hat die Band um Tom Rheault mehrfach ihren Namen in den US-Punkrock-Thron geritzt – aktiv unter anderem mit Hilfe der „Adult Braces“ EP und selektiver Live-Präsenz sowie passiv mit der mehr als erfolgreichen Schlagzeugfirma „SJC“, welche um den ehemaligen Drummer Mike Ciprari entstand. Was genau hat sich das Sextett aus Massachusetts also mit „Dr. Album“ vorgenommen?

Wie der Titel annehmen lässt, möchten No Trigger mit ihrem dritten Studioalbum neben ihrer deutlichen politischen Ausrichtung auch ihren Sinn für Humor ins Rampenlicht zerren. Songs wie „Acid Lord“ or „Too High To Die“ sind klar im etablierten Sound der Band verwurzelt, lassen aber mit allerhand stilistischen Gimmicks aufhorchen. Das Ergebnis klingt mal verspielt nach Zebrahead oder gar frühen Aquabats, mal so poppig, dass man Neck Deep und Konsorten vorbeirauschen hört – aber nicht zuletzt dank Rheaults markanter Stimme in der Summe doch irgendwie stets nach No Trigger.

Peace and love and record stores

„Coffee From A Microwave“ ist ein eleganter Midtemposong mit warmer Duettstimme (grosses Kino, Little Low!), welcher sympathisch seine Arme öffnet. „No Tattoos“ bedient sich in vollen Zügen der Energie von „Be Honest“ oder gar „Canyoneer“ – blendet man bloß die Partytröten im Outro aus. „Water By The Beer Can“ fährt mit dem Hörer hinaus ins folkige Brachland und lässt dann grinsend die Füsse am „Foggy Mountain Bus Stop“ baumeln. Während man gespannt der Entwicklung von „Dr. Album“ folgt und vorschnell Titel wie „Take Your Time“ als elegante Direct Hit!-B-Seite abstempelt, bemerkt man wie schwer es fällt, sich auf den „neuen“ No Trigger Sound einzulassen. Erst Ska, dann mit Streichern, hier Synthesizer und da Pineapple-Pizza-Lyrics versucht „Dr. Album“ mit aller Kraft gegen das einstige Melodic-Hardcoremonster anzustinken, das bei den dreizehn neuen Songs Platz für gesprochene Vocals und Samples machen muss.

Credibility nur unter Vorbehalt

Zwar ist der Chorus von „Antifantasy“ ebenso mitreißend und lebendig wie die Offbeats bei „Brainwashed“, aber in der Summe kauft man No Trigger 2.0 ihre Credibility nur unter Vorbehalt ab. Dicke Respektpunkte muss man der Band für die Tatsache zusprechen, dass sie sich mit ihrem neuen Line Up (mit u.a. ex-The Swellers Drummer Jono Diener) ganz ungeniert in Richtung „Fun Punk“ entwickelt – eine Soundsparte, die man eher auf einem Debutrelease erwartet hätte. Allen „Lass mal sacken, vielleicht wächst das noch“ Ratschlägen zum Trotz verpufft die nostalgische Hoffnung nicht einfach so im Raum. „Dr Album“ ist vieles und versucht sich sogar an noch mehr. Eine Fortführung von „Adult Braces“ oder „Canyoneer“ mit Hooklines bis in die Magenkuhle bieten No Trigger allerdings im Jahre 2022 nicht.

Video: No Trigger – Antifantasy

Patrick

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