2021. Ungewissheit, Angst, Veränderung, Zweifel. Und eine Mutter Erde, die weiterhin versucht, die Gleichgültigkeit ihrer Bewohner zu tolerieren. Wer weiß, wie es weitergeht? Oder wann? Und wohin?
„One Step Closer sind auf dem besten Weg, die von Title Fight oder Verse ihrer Zeit entzündete Fackel in Empfang zu nehmen, fest zu umklammern und so schnell nicht mehr loszulassen.“
Hardcore (vs.) 2021
One Step Closer sind nicht darauf gepolt, Antworten zu überliefern. Lieber konzentrierte sich die Hardcoreband aus Wilkes-Barre, Pennsylvania in den letzten Jahren auf jeden einzelnen Schritt, der zum Release ihres Full Length Debuts „This Place You Know“ führte. Alle Erfahrungen aus den frühen Youth Crew Bands, relevante Momente in Sachen Bühnenerfahrung und eine Pandemie später, hängen Ryan Savitski, Tommy Norton, Grady Allen, Brian Talipan und Ross Thompson die Fahne für alle sichtbar aus dem Fenster. „This Place You Know“ hinterfragt eben jene Ort – das Vertraute, das Bekannte, das Zuhause. Von der kompromisslosen Umarmung „I Feel So“, die mit mit bulligem und zugleich zerbrechlichem Emotionsgewitter auflauert, über das gekonnt ausbalancierte Volumen von „Leave It Behind“ bis zu den 10/10 Posthardcore-Vibes von „Chrysanthemum“ rollt der East Coast-Fünfer konstant die Ärmel hoch und stellt sicher, dass die Message auch in der hinterletzten Reihe ankommt: „I say this life’s not mine to claim, rearrange, but I think that I’ll wish you the best“.
Was tun, wenn es nicht weitergeht?
Im Falle von One Step Closer: Songs darüber schreiben. Die knappe halbe Stunde Spielzeit allerdings widmet sich keinesfalls den Prügelknaben oder Gesichtstätowierten. „Home For The Night“ ist ebenso aggressiv, wie melancholisch und vorsichtig statt vorlaut arrangiert. Jede Menge Groove, nervöse Riffs und irgendwie shoegazige Gitarren lassen bei „Pringle Street“ konstant aufhorchen. War nicht eben noch Geknüppel á la frühere Counterparts angesagt? Haben uns One Step Closer mit ihren melodischen Breakdown nur täuschen wollen? „Hereafter“ versucht sein Bestes, um zu versichern, dass es sich stets um dieselbe Band handelt. Momente wie der wunderbar entschleunigende und bewegende Mittelpart von „This Place You Know“ dürften einer der Gründe sein, warum sich Szenepapst Pat Flynn stark für die Entwicklung der jungen Band einsetzt. „One Step Closer is a source and force of seeking the freedom to be as you are and dream to be“ sagt Flynn. Jede Spielminute der Platte möchte man dieses Statement neu unterschreiben und One Step Closer stolz die frische Tinte unter die Nase halten.
Wer etwas Zeit mit „This Place You Know“ verbringen mag, wird von „Time Spent, Too Long“ mit offenen Armen empfangen: „Why has it been so long? Forgot to live while you were gone“. US-Kleinstadt-Vibes oder unverdünntes Herzblut? Run For Cover’s Gespürklingel für Qualität und Leidenschaft bimmelt laut und lauter. One Step Closer sind auf dem besten Weg, die von Title Fight oder Verse ihrer Zeit entzündete Fackel in Empfang zu nehmen, fest zu umklammern und so schnell nicht mehr loszulassen. Ein Debutalbum wie es besonders im Jahr 2021 dringend benoetigt wird.