An diesem Abend standen die Musiker im Mittelpunkt. Jeder für sich und alle gemeinsam. So wurde es sehr familiär. Und das mit einer besonderen Stimmung, die auch in den hintersten Reihen des gut gefüllten Towers noch zu spüren war.
„Hi, I’m Brian and I just woke up.“
Während der Tower sich noch weiter füllt sind bereits neugierige und gespannte Blicke auf die Bühne gerichtet, die bald darauf von einem Mann betreten wird, der sich mit „Hi, I’m Brian and I just woke up“ vorstellt und so für einige amüsierte Gesichter im Publikum sorgt. Doch sobald die ersten Klaviertöne erklingen herrscht Stille im Raum, jeder lauscht gebannt der Musik und der kraftvollen Stimme, die auch ohne große Band im Hintergrund den gesamten Tower erreicht.
Die Stimmung ist intim, beinahe etwas melancholisch, wird dabei jedoch in den richtigen Momenten etwas aufgebrochen, wie zum Beispiel durch den unkonventionellen Auftritt von Zach Quinn, der während eines Songs einfach auf die Bühne springt, um mit einzusetzen und anschließend zwei weitere Songs begleitet. Auch die anschließende Konversation „I love you, Zach!“ – „You’re nice.“ sorgt für einige Lacher. Für die letzten zwei Songs wird er von Donald Spence begleitet. Wahlstrom schafft es bis zum Ende alle Aufmerksamkeit bei sich zu behalten und das Publikum mitzureißen.
„But Zach, it’s so funny!“
Etwa 10 Minuten später betritt ein Anderer gemütlich die Bühne, hängt sich seine über und über mit Stickern beklebte Gitarre um und machte es sich auf einem Hocker bequem. Er stellt sich als Zach Quinn vor. Dann klappt er seine Pilotenbrille runter und beginnt zu spielen. Sein Set umfasst dabei sehr unterschiedliche Songs. Manche ernsthafter, manche eher lustig. Wobei auch Titel wie „Fishes Give A Fuck“ zunächst witzig anmuten. Doch dann eine durchaus anrührende Wirkung auf das Publikum haben.
Generell ist die Stimmung jedoch locker. Ab und an prostet Quinn den Zuschauern zu und erzählt ein paar Anekdoten über seine Anfänge und Entwicklung als Musiker. Unter anderem erwähnt er dabei seine Großmutter, die auch zu späterer Zeit und nachdem er seiner Meinung nach bereits bessere Songs geschrieben hatte, darauf bestand, dass er doch „Butt Train“ unbedingt mit auf ein Album nehmen sollte. Wenn er versuchte zu widersprechen, bekam er stets die Antwort „But Zach, it’s so funny!“
„You wanna hear it?“ fragt er nach dieser Geschichte und spielt den Song an, nach dem wohl jeder seiner Großmutter beipflichten kann. „You’ve had Butt Train, so now I’m gonna play Egg Train“ , witzelt er ein paar Lieder später, um den nächsten Titel anzukündigen. Während seiner Songs wechselt er gekonnt zwischen einer sehr weichen und einer sehr rauen Stimmlage, die von ein paar Zuschauern mit der von Jon Bon Jovi verglichen wird. Zach Quinn verabschiedet sich mit der Einladung „Let’s hang out“ vom Publikum und mischt sich anschließend unter die Leute.
„My name is Donald Spence and I’m gonna play some songs.“
Auf der Bühne werden eine Flasche Wasser und ein Glas Wein hergerichtet. Dann stellt sich auch schon der nächste Künstler vor. „My name is Donald Spence and I’m gonna play some songs“ , lässt er verlauten und fügt noch hinzu: „And now I’m gonna get to the point so you all can see Joey“ wofür er freundliches Gelächter erntet.
Spence schafft es binnen weniger Akkorde das Publikum für sich zu gewinnen und lässt nach dem Auftritt von Zach Quinn wieder etwas Ruhe einkehren. Einige Leute wiegen im Takt seiner Musik, manche Paare liegen sich in den Armen, doch sind alle Augen fest auf die Bühne gerichtet. Auch seine Tourkollegen haben sich an der Seite der Bühne eingefunden und sehen sich seinen Auftritt an. Wieder ist die Stimmung sehr familiär. Donald Spence wechselt zwischendurch ein paar freundliche Worte mit dem Publikum und stößt mit ihnen über die Entfernung an.
Sowohl der Musiker, als auch das Publikum haben Spaß, was unschwer zu erkennen ist. Für ein paar Songs wird er von Brian Wahlstrom am Keyboard begleitet, wobei sie viel miteinander und den Leuten herumwitzeln. Er spielt ein paar Coversongs, bei denen auch die Zuschauer fleißig mitsingen. Spence verabschiedet sich schließlich gut gelaunt vom Publikum, dem er zum Abschied noch einmal zuprostet.
„I’m right here!“
Schließlich betritt der Mann die Bühne, auf den alle gewartet haben. Joey Cape wird mit Applaus und Zurufen vom Publikum begrüßt, auf die er auch prompt eingeht. „Joey!“ ruft eine Zuschauerin ihm zu. „I’m right here!“ , antwortet er freundlich, doch es folgt nichts mehr. „I guess that was the whole conversation…“ , lacht er und beginnt mit seinem Set.
Mit Titeln wie „Reign“, „B-Side“ und „I Must Be Hateful“ hat er dabei einige Titel von Lagwagon im Repertoire. Er spielt aber auch Solo-Titel wie etwa das mit Tony Sly gemeinsam entstandene „TwentySeven“. Die erste Hälfte seines Sets dürfte damit jeden Lagwagon-Fan glücklich gemacht haben und bereits beim ersten Anspielen der Seiten sind nur noch zufriedene und vertiefte Gesichter zu sehen, deren Blicke allesamt an Joey Cape haften.
„I am proud of you man, that was cool!“
Nach ungefähr der Hälfte seines Sets erzählt er von einem Wettbewerb, den sie vor jeder Tour haben. Jeder könnte seine Videos einsenden und unter ihnen wählen sie eine Person aus, die bei ihnen auftreten darf. In diesem Fall war Gio Iacenda, ein Folk-Punk Musiker aus Wien der glückliche Gewinner, den Joey Cape nun auf die Bühne ruft. Sie wechseln ein paar Worte, dann fängt Iacenda an zu spielen und hat seinerseits die volle Aufmerksamkeit von Cape und dem Publikum. Er bekommt von beiden tosenden Applaus, als er sein Stück beendet hat. „I am proud of you, man, that was cool!“ , lobt ihn Joey Cape und nimmt seine Gitarre zurück. Es folgen mit der Eigenkreation „One More Song“ und dem Cover von „International You Day“ zwei Songs zu Ehren von Tony Sly, dem verstorbenen Frontmann von No Use For A Name.
Nach dem Lagwagon Klassiker „Violins“ holt Cape die anderen drei Künstler wieder auf die Bühne. Gemeinsam performen sie die Songs „The Black Ocean“ von Donald Spence, „Blue Screen Light“ von Brian Wahlstrom und „Infinite Sigh“ von Zach Quinn. Dieser versteckt sich dafür zunächst im Venue und taucht schließlich auf dem Tresen wieder auf und spielt von dort sein Solo. Etwas, was sie jeden Abend machen und doch immer wieder aufs Neue spannend ist, wie Cape erzählt. Witzelnd formt er das Ende des Songs um und singt „Zach brings out the best in me and gives me anxiety“ , woraufhin sie alle lachen müssen.
Während sie gemeinsam spielen sieht man ihnen den Spaß an. Sie wirken einfach wie ein paar Freunde, die zusammen Musik machen. Das ist es, was Joey Cape an diesen Tourneen auch so liebt, wie er sagt. Die gute Stimmung, die schon den ganzen Abend spürbar ist, zieht das Publikum noch einmal mit. Mit dem Klassiker „May 16th“ , den nahezu jeder Zuschauer mitsingen kann, spielen sie den letzten Song des Abends, der besser nicht hätte sein können.
One Week Records Tour 2017
Joey Cape
[supsystic-gallery id=241 position=center]Brian Wahlstrom
[supsystic-gallery id=240 position=center]Donald Spence
[supsystic-gallery id=239 position=center]Zach Quinn
[supsystic-gallery id=238 position=center]Gio Iacenda
[supsystic-gallery id=237 position=center]