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P.O. Box und The Antipreneurs live in Hannover

Foto: Louise Fröbel

Noch wirkt Hannover bei Ska und Punkkonzerten fast ein wenig, wie im Winterschlaf, doch so langsam ändert sich das. Dafür sorgen am Donnerstag, dem 23.02., auch die Franzosen P.O. Box, die nach einiger Zeit mal wieder Hannover beehren und das Lux unsicher machen. Im Vorprogramm sind The Antipreneurs aus Braunschweig mit von der Partie. Am Ende sind es aber auch nur knapp 40 Besucher, die sich die Bands anschauen und, um es vorwegzunehmen, einen tollen Abend haben.

Dafür hat man ja in der Schule Deutsch gelernt und alles wieder vergessen.P.O. Box

Antikapitalistisch, nachhaltig, gut

Supportbands haben es oft nicht leicht, müssen sie doch oft schon auf die Bühne, wenn die Clubs noch ziemlich leer sind. The Antipreneurs müssen diese Erfahrung auch machen, als sie gegen 20.10 Uhr auf die Bühne im Lux kommen. Doch recht schnell füllt sich der Raum und auch der Abstand zur Bühne wird Stück für Stück verringert. Denn das Quartett um Sängerin Inga ist richtig gut und macht von Beginn an sehr viel Spaß. Musikalisch bieten die Vier eine Mischung aus Desert Rock und Punk, wobei vor allem die Stimme heraussticht. Inga entpuppt sich zudem als perfekte Frontfrau mit viel Bewegung und toller Ausstrahlung. Aber auch der Rest der Band hat es drauf und macht richtig Dampf. Und das, obwohl Bassist Timo eigentlich krank ist und nur für die Show das Bett verlassen hat. Daher gibt es heute auch eher Tee, als härtere Getränke auf der Bühne.

Los geht es mit „Waiting For The Fall“, dann folgt „Enemy“. Weitere Songs tragen u.a. die Titel „No Gods“, „Functional Error“, “Cash Cult Cannibals”, “The Void” oder „Out Of Nowhere“. Und im April soll dann auch ein erstes Album folgen, wie Gitarrist Andre nach dem Konzert erzählt. Da die Band sich selber als antikapitalistisch versteht, wird das Merch im Übrigen Secondhand eingekauft, aufbereitet und dann verkauft. So gibt es zwar nur Unikate, aber gleichzeitig unternehmen The Antipreneurs mit diesem nachhaltigen Ansatz etwas gegen die Fast Fashion-Flut. Klasse! Schlusspunkt nach knapp 30 Minuten Spielzeit ist der Song „Fear“, der noch einmal alles aus der Band herausholt und in der Nacht noch ein neues Video spendiert bekommt. Schaut mal rein, es lohnt sich! Ganz starke Performance. Heute haben sich The Antipreneurs sicher einige neue Freunde erspielt. Hoffentlich sieht man die Band in Zukunft öfter.

Bildergalerie: The Antipreneurs

Humor in french

Kurz nach 21.00 Uhr sind dann P.O. Box an der Reihe. Von Beginn an zeigt das Sextett auch direkt, wo der Frosch seine Locken hat. Die Band aus Nancy spielt schnellen SkaCore, der aber auch über ruhigen Momente verfügt. Von der Setlist her spielt die Band ein Best-of aller bisherigen Alben „F#rth#r, „“In Between the Lines“, „…And The Lipstick Traces“ und „We Are All In The Gutter, But Some Of Us Are Looking At The Stars“ sowie der EP „Detour(s)“. Mit „Structuring Structured Structures“ gibt es aber auch ein erstes neues Lied auf die Ohren. Da das letzte Album schon von 2014 ist, wird es sowieso wieder Zeit für neue Musik.

Neben Sänger Sebastian, der mit seiner kratzigen Stimme den Songs seinen Stempel aufdrückt, spielt sich vor allem Bassist Olive in den Mittelpunkt, der überall auf der Bühne zu finden ist – mal vorne, mal hinten und mal auf der Amp-Box. Die Band freut sich sehr, wieder in Hannover und auf Tour zu sein. Das letzte Mal müsste dies als Vorband von Wisecräcker in der Glocksee gewesen sein. Sebastian freut sich sowieso, dass 255 der Anwesenden die Band schon einmal live gesehen haben. Dafür habe man ja in der Schule Deutsch gelernt und alles wieder vergessen. Gitarrist Jerome bestätigt dies direkt mit letzten Deutschresten – auch er hat alles verlernt. P.O. Box haben richtig Spaß und machen Lust auf mehr. Der erste kleine Circlepit funktioniert zwar nur halb so gut, trotzdem ist die Laune hervorragend und auf der Bühne wird ziemlich viel rumgeblödelt. 54 weitere Songs würden noch folgen, kündigt Sebastian dann zwischendurch an, also noch drei Stunden Livemusik, es müsse ja morgen sicher keiner arbeiten. „Entschuldigt“ wird das Ganze dann damit, man sei ja aus Frankreich und daher lustig.

22 Jahre und immer noch nicht genug

P.O. Box sind seit mittlerweile 22 Jahren aktiv. Die Erfahrung merkt man der Band an und der Funke springt auf das Publikum über. Songs wie „Something In The Way“, „It Will But Grow”, “59‘99”, “Skinocracy” oder “I Want A Steady Revolution” regen aber auch zu gut zum Mitwippen und sich bewegen an, auch wenn der allerletzte Pogofunke nicht ganz überspringen will. Dennoch, die Show ist super und als der Trompeter Yul dann nach 22 Jahren Bandzugehörigkeit auch noch zum ersten Mal bei der letzten Zugabe den Text fehlerfrei singen kann und der Bassist auch noch Sebastians Job kurzzeitig übernimmt, bricht auf der Bühne noch einmal Jubelstimmung aus. Mit dem Outro von Edit Piaf geht es dann nach gut 60 Minuten in die Nacht. Sehr starker Abend, mit zwei tollen Bands, viel Spaß und einem echten neuen Geheimtipp. Hat sich gelohnt, bitte mehr davon!

Bildergalerie: P.O. Box

 

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