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Pkew Pkew Pkew – Optimal Lifestyles

Pkew Pkew Pkew klingen so, als hätte sie sich beim Skaten kennengelernt. Vielleicht haben sich die Bandmitglieder aber auch zufällig bei einer Show in einem stinkigen Club plötzlich mitsingend in den Armen gelegen. Oder sie haben sich einfach bei ein paar Pabst Blue Ribbon gedacht “Komm wir gründen eine Band”. Wie dem auch sei, seit 2013 treibt der Vierer aus Toronto/Kanada rund um Sänger Mike Warne sein Unwesen in der Punkszene. Nun erscheint ihr neues Album mit dem Titel “Optimal Lifestyles”. Haben Pkewx3 (wie sie sich selbst abkürzen) ihren optimalen Lebensstil gefunden? Können 15 neue Songs in 35 Minuten diese Frage beantworten?

„Mit diesem Album wird sich die Band von einem Geheimtipp zum “neuen heißen Scheiß” entwickelt haben“

Ein paar Bierchen mit einem guten Freund

Eins vorab: Das Album liefert keine Antworten oder Lösungen, aber es zeigt Verständnis für den Zuhörer und fühlt sich direkt beim ersten Song “Still Hangin’ Out After All These Years” wie ein guter Freund an, der schreibt, dass man doch mal wieder ein paar Bierchen trinken soll und dir danach einen Platz auf seiner Couch anbietet.

Bereits 2017 hat die Band angefangen an Songs für diese Platte zu arbeiten. Hilfe haben sie dabei von Craig Finn (The Hold Steady) bekommen. Sänger Warne dazu: “You know in school when you can hand your work in early, and the teacher will read it and give it back to you, and then you can really hand it in? It was kinda like that”. Das zentrale Thema ist zu hinterfragen, ob der Weg, den die vier Musiker eingeschlagen haben, der richtige ist. “We’re all constantly wondering if we’ve ruined our lives forever or not, being in a band”, so Warne weiter – das hört man dem Album auch an.

Spaßige Gute-Laune-Songs wechseln sich ab mit Liedern, die einen schlucken lassen. So geht es im Song “65 Nickels” darum, dass man gerade genug Kleingeld für die Bahn nach Hause in der Tasche hat und man dieses gerne ausgibt, nur um sich nicht mit dem nervigen Kumpel den Fußweg nach Hause teilen zu müssen (das Video dazu ist eine wahre Meisterleistung). Im vermutlich besten Song der Platte (oder sogar des ganzen Jahres 2019) “I Wanna See A Wolf” geht darum, dass man die Zeit mit der Band unterwegs auf endlosen Autobahnen doch bitte endlich mal einen Wolf im Vorbeifahren sehen möchte.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Dem Gegenüber stehen Lieder wie “Thirsty and Humble”, dessen Songsstruktur Vergleiche mit Bruce Springsteen oder The Japandroids nahelegt, in welchen offengelegt wird, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Es wird der Club verlassen, um draußen den versteckten Wein zu trinken, weil man drinnen schon zu viel Geld ausgegeben hat und man sich fragt, ob man nicht lieber zuhause bleiben und “Red Dead Redemption” spielen sollte. Tatsächlich ist das eine autobiographische Sache, denn schon bei früheren Gigs der Band haben sie immer einen Gitarrenkoffer voll mitgebrachtem Bier in den Backstage geschmuggelt, um sich nicht teures Bier in der Venue kaufen zu müssen – das kennen verwöhnte deutsche Bands gar nicht.

Im Song “Adult Party” geht es sogar noch einen Schritt weiter und Pkew Pkew Pkew gehen dahin, wo es den meisten jungen Erwachsenen am meisten weh tut: Ihre Oberflächlichkeit beim Namen nennen. Es geht um “Fake-Hugs” und sinnlose Gespräche, Jacken-Berge auf dem Bett und Trinkspiele, die man gern verliert, um schneller betrunken zu sein und sich nicht weiter mit den tollen, ausgeschmückten Stories und dem Business-Talk beschäftigen zu müssen, wenn man denn mal nicht in seiner “Freundes-Blase” unterwegs ist. Niemand ist wirklich glücklich, aber alle tun zumindest so.

Der „neue heiße Scheiß“

Musikalisch ist das Album der Band aus Toronto in der knappen halben Stunde genauso abwechslungsreich, wie es die Themen der Songs sind. Es gibt ein Duett der beiden Sänger Mike Warne und Ryan McKinley im Song “Skate 2” und McKinley führt gesanglich allein durch das balladeske Stück “Everything’s The Same” – das passt alles perfekt zusammen. Ob das Saxophon bei “Point Break” dabei wirklich sein muss – darüber lässt sich streiten.

Im April und Mai kommen Pkew Pkew Pkew zusammen mit Spanish Lovesongs auch noch Europa und stellen hierzulande ihr neues Album vor. Spätestens nach der Tour und diesem Album wird sich die Band von einem Geheimtipp zum “neuen heißen Scheiß” entwickelt haben. Gegönnt wäre es den Jungs aus Kanada allemal.

Video: Pkew Pkew Pkew – I Don’t Matter At All

Hier erhältlich
Pkew Pkew Pkew – Optimal Lifestyles
Release: 01. März 2019
Label: Big Scary Monsters/Dine Alone Records
Archi

Archi wurde musikalisch von Dritte Wahl und der Terrorgruppe groß gezogen und ist mittlerweile irgendwo zwischen The Gaslight Anthem, The Menzingers und Hot Water Music zu Hause. Wenn er nicht gerade selbst auf irgendeiner Bühne der Republik seine Wut auf Nazis, Sexisten und andere Vollidioten rausbrüllt, sitzt er mit einem großen Stück Pizza Zuhause vor seiner PS4.

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Veröffentlicht von
Archi

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