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Planlos – s/t

“Macht Euch bereit – das Komerzschwein ist zurück” – so ließen Planlos Ende 2019 die Reunion Bombe platzen. Schon länger gab es Gerüchte, dass sich die 2010 aufgelöste Grevenbroicher Punk Truppe um Sänger Pino wieder zusammenfinden würde. Eine Pandemie später steht nun der neue selbstbetitelte Silberling in den Regalen und auch live wird es die Vierertruppe noch in diesem Jahr zu sehen geben – das Fan-Herz steht kurz vorm Platzen bei so viel guten Neuigkeiten. Schauen wir uns mal an, was aus den rotzigen Deutschpunkern unserer Jugend geworden ist.

Immer noch geradlinig, immer noch Punk, immer noch unverkennbar Planlos.Cynthia Theisinger

Mal mehr, mal weniger als drei Akkorde, aber immer auf den Punkt

Vorweg: Planlos sind zwar erwachsener geworden, aber nicht spießig oder gar langweilig. 16 Planlos-Punk Songs vom feinsten, mal mehr, mal weniger als drei Akkorde, aber immer auf den Punkt, sowie textlich als auch musikalisch. Ganz so, wie man es erwartet hat, ja wie man es von den letzten sieben Alben vor der Auflösung kennt. Deutschpunk bleibt Deutschpunk und altert im Grundsatz einfach kaum.

Schon mit dem Opener “Die Fetten Jahre” wird direkt klargemacht, wo der (Punk-)Hammer hängt. Eine Hymne zum Mitsingen und Pogen – eine Hommage an die Gute alte Zeit. Ihr wollt die volle Breitseite gegen Fremdenfeindlichkeit? Hier bitte: “Ja Ja” kommt neben bitterböser Gesellschaftskritik mit ordentlich Druck und gradlinigem Auf-die-Fresse-Punk daher. “Konsum ist Geil” hat auf den Punkt den Nerv der heutigen schnelllebigen Instagram-Märchenwelt getroffen. Soundtechnisch geht es Vollgas nach vorne und rein ins Hirn – und spätestens nach dem zweiten Durchgang geht der Song nie mehr aus dem Kopf. “Stand der Dinge” befasst sich mit einem der wichtigsten Themen der heutigen Zeit: dem Klimawandel. Planlos können es immer noch: Unmissverständlich und direkt mit dem Finger auf die Missstände der heutigen Zeit zeigen und daraus Songs mit Ohrwurmpotential machen.

Ein Teil der Songs schwelgt in der Vergangenheit, fast so wie ein Rückblick auf die letzten Jahre. “Mein Freund” ist all denen gewidmet, die einen schon ein Leben lang begleiten. “Bye bye Heimat” handelt von dem mal Rausmüssen aus der Kleinstadt, und “Dieses Lied” fasst die Bandgeschichte nochmal zusammen und blickt dabei auch in die Gegenwart und offenbart die Freude, wieder zusammen Musik zu machen. In der zweiten Single “Fick dich!” wird nochmal Klartext mit den Dämonen der Vergangenheit geredet.

Auch Balladen können die Jungs. “Deine Welt” ist ein großartiger Song, der einem die Gänsepelle über den Körper jagt, dabei allerdings erwachsener als “Märchenland” oder “Sucht nach mehr” vom 1998er “Spiel des Lebens” wirkt.

Kassetten überspielen und weiterzugeben – ganz so wie früher. Nostalgie pur!

Mit einer gehörigen Portion Selbstironie nimmt Pino in “Il Siciliano” sein Halbblut Dasein aufs Korn. Es ist nicht ganz so einfach, in einem Elternhaus aus zwei Kulturen aufzuwachsen. Bei diesem Song wird musikalisch ein wenig vom gradlinien Punk Weg abgerückt, was dem Song allerdings sehr gut steht. “Einsturzgefährdet”, “Bye Bye Heimat” und “Stand der Dinge” preschen dann wieder in altbekannter Manier nach vorn und man freut sich jetzt schon auf die ein oder andere verschwitzte Achsel, die man beim dazugehörigen Pogo übern Kopf gezogen bekommt. So kennt man Planlos – einige Songs können auch schon auf dem 2002er Album, “Champagner & Zigarrenqualm” gewesen sein.

Sehr sympathisch und auf jeden Fall zu erwähnen ist, dass es die CD auch in verschiedenen Bundles gibt. Unter anderem gibt es eins zusammen mit einer Kassette, die den klangvollen Namen “Demo” trägt. Zum Inhalt nur soviel, dass Pino im “Vorwort” dazu aufruft, die Kassette zu überspielen und weiterzugeben – ganz so wie früher. Nostalgie pur!

Die fetten Jahre sind eben doch noch nicht vorbei

Planlos sind zurück – und das nicht mit einem lauwarmen Aufguss von bisher Dagewesenem, sondern mit einem Paukenschlag aus neuer Inspiration und Spielfreude. Das ist kein Comeback (nur) des Geldes wegen, so viel ist auf jeden Fall klar. Immer noch geradlinig, immer noch Punk, immer noch unverkennbar Planlos – schon allein weil Pino sich irgendwie immer noch ein bisschen wie Campino anhört und Max immer noch lispelt. Das Ganze gespickt mit leichten musikalischen Ausreißern fernab bekannter Pfade, einer fetten Produktion und ganz viel Bock, wieder zusammen Musik zu machen. Die fetten Jahre sind eben doch noch nicht vorbei.

Video: Planlos – F*ck Dich!

Hier erhältlich
Planlos – s/t
Release: 29. Oktober 2021
Label: Roll-a-Coaster / Warner

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