Zum dritten Mal vereinigten sich Refused 2015 wieder. Mit „War Music“ bringen die Schweden nun ihr fünftes Studioalbum heraus und werden, mal wieder, beeindrucken. Ungefragt gehören die Männer um Dennis Lyxzén zu den einflussreichsten europäischen Punk/Hardcorebands der letzten 25 Jahre. Auch wenn dazwischen eine lange Pause liegt, haben Refused in der Szene nichts an Stellenwert eingebüßt, sondern vielmehr an Legendenstatus gewonnen.
„Mit War Music liefern Refused ein hervorragendes Album. Eines, was sich viele der langjährigen Fans ganz sicher schon beim letzten Mal gewünscht haben.“
Energiegeladen, musikalisch vielseitig und politisch unmissverständlich
So lässt sich sicher auch gut begründen, dass viele Fans, die von dem Comeback Album „Freedom“ 2015 sicherlich mehr erwartet haben, welches direkt an „The Shape of Punk to Come“ und die alten Zeiten anknüpft, gnädig in Ihrer Bewertung waren und sich noch nachhaltig über die Reunion gefreut haben. Jetzt melden sich Refused mit „War Music“ zurück und sind auch ab Ende Oktober zusammen mit Thrice auf Europatour.
„We still believe that capitalism is cancer and we still believe it can be cured.“
Auf Ihrem neuesten Werk präsentieren sich Dennis Lyxzén (Vocals), Magnus Flagge (Bass), David Sandström (Drums), Matthias Bärjed (Guitar) und Kristofer Steen (Guitar) gewohnt energiegeladen, musikalisch vielseitig und politisch unmissverständlich. Bei einer Band, der es wie kaum einer anderen um die Message, die Lyrics und die Beweggründe der Texte Ihrer Musik geht, kommt es auch bei diesem Album darauf an, von vornherein keine Zweifel daran aufkommen zu lassen, was Sie der Welt mitteilen möchten: „We still believe that capitalism is cancer and we still believe it can be cured. We still believe that the patriarchy is cancer and we still believe it too can be cured. We still believe in the power of art to transform and expand the mind. And last but by no means least: We still believe in the total violent obliteration of the one percent. Blood red until we’re fucking dead. Let’s go.“
Musikalisch vielschichtig
Böse Zungen könnten demzufolge behaupten, dass es sich bei der aktuellen LP um ein Konzeptalbum handelt. Vom Anfang bis zum Ende ist der Titel „War Music“, wie eine detaillierte Anleitung zu einer überfälligen Revolution wahrzunehmen. Keineswegs erwartet den Zuhörer nur frenetisches Geschrei und Geschredder, auch wenn ersteres durchaus immer wieder ein gern genutztes Ausdrucksmittel ist und war. Vielmehr präsentieren die Schweden ein musikalisch vielschichtiges Werk, welches neben typischen Refused Parts, auch stilistische Ausprägungen zeigt, die man so nicht direkt mit der Band in Verbindung bringen würde. Gerade diese Mischung und Abwechslung trägt dazu bei, dass die zehn Lieder einen bisher nicht da gewesenen stimmigen Gesamteindruck hinterlassen.
Eine Revolution, für eine Chance auf einen wahren Neuanfang
Auch textlich wird in diesem Album keinen Zentimeter hinter dem Berg gehalten: Was im oben genannten Zitat angekündigt wird, findet sich detailliert ausgeführt in den Songs wieder. Es wird einmal mehr deutlich, dass Refused keine Band ist, die einfach nur unterhalten möchte, mit dem, was Sie darbieten und musikalisch interpretieren. Protest ist zu wenig, denn dieser geht nicht weit genug und reißt keine Wunde, die annähernd den Schmerz nähren könnte, welchen man verursachen möchte um ein langfristiges Umdenken zu initiieren. Man will eine Revolution, für eine Chance auf einen wahren Neuanfang, denn diesen wird es nicht geben, wenn man mit Plakaten demonstriert, sondern nur, wenn man bereit ist noch weiterzugehen: „I’ll remain with blood on my hands – Blood red until I’m fucking dead. Blood red until the end“.
„I Wanna Watch the World Burn“
Mit „REV001“ gelingt ein explosiver Start in diese Platte. Nachdem man erst bedächtig dem Klang einer Frauenstimme lauscht, die von einer Revolution singt, wird man mit dem Übergang unmittelbar zum Zuhören auf die Beine gerissen. „I Wanna Watch the World Burn“ – könnte dem Titel getreu dem Batman Klassiker „The Dark Knight“ entnommen sein, indem man hier den Joker zitiert. Unabhängig vom eingängigen Namen, hat dieser Song echtes Hitpotenzial. Es überwiegen Alternative und Garage Rock Sounds. Auch die eher untypische Gesangsmelodie machen dieses Lied zu einem Ohrwurm und zu einer willkommenen Neuentdeckung auf diesem Album. „Turn the Cross“ – ein Liebhaberstück für alle, die es gern etwas Oldschool mögen, ist mit einem gehetzt treibenden Schlagzeugbeat und 90er Metal Riffs auf jeden Fall hörenswert. Im letzten Drittel legt die Platte noch eine Schippe darauf und man findet sich in einem Finale zwischen Abwechslung aus Alternative/ Metal Riffs und versteckten Synthie Sounds wieder. Der Song „Economy of Death“ setzt dann den wütenden Schlusspunkt und man verspürt das Bedürfnis direkt noch einmal von vorn mit dieser LP zu beginnen.
Ein hervorragendes Album
Mit War Music liefern Refused ein hervorragendes Album. Eines, was sich viele der langjährigen Fans ganz sicher schon beim letzten Mal gewünscht haben. Man bleibt dabei gewohnt politisch und unmissverständlich. Auch, wenn man sich dabei für meinen Geschmack immer wieder etwas zu weit ins extremistische Spektrum begibt. So knüpft „War Music“ gut an den alten Tagen an und ist für mich musikalisch das bisher beste Album der Band. Auch wenn das Wüten mit politisch tiefrotem 70er Jahre Charakter zwar in jedem Fall aktionistisch ist, bietet es neben Gewalt und Aufstand kaum weiterführende Perspektiven an. Trotzdem ist „War Music“ eine ganz klare Empfehlung. Egal, ob Fan oder nicht.