Der zweite Festivaltag des Reload Festivals steht in den Startlöchern und nach der gestrigen Staubhölle (Festivalbericht) ziehen erstmals dunkle Regenwolken über das Sulinger Battlefield. Den Anfang machen die jungen Red County Jail aus Karweiler. Die Band hat im Vorfeld den Reload-Bandcontest für sich entscheiden können und so durften sie nun mit ihrem Modern Vintage Rock als Samstagsopener fungieren. Leider fiel ihr Sänger krankheitsbedingt aus, sodass sie am heutigen Tag mit einem Ersatzsänger auftreten müssen.
Red County Jail
Als zweite Band spielt die deutsche Hardcore-Institution Rykers. Einige Die Hard-Fans vor eben dieser lassen es sich nicht nehmen, bereits so früh am Tag mit Singalongs und den ersten Circle Pits die Müdigkeit aus ihren Knochen zu feiern.
Rykers
Anschließend betreten die drei bis über beide Ohren strahlenden Österreicher von Kaiser Franz Josef die Bühne. Die Jungs aus Wien bieten straighten Hard Rock mit ordentlicher 70’s-Kante und über allem thront die gewaltige Stimme des charismatischen Frontmanns und Gitarristen Sham. Selbst ein Cover des Led Zeppelin Hits „Whole Lotta Love“ wird aus dem Handgelenk geschüttelt, als wäre es eine ihrer leichtesten Übungen. „Es war uns eine Ehre für Euch heute zu spielen!“, bedankt sich Sham zum Schluss bei dem Publikum. Wow!
Kaiser Franz Josef
„It’s early in the day but the energy is great!“
Alle Mann an Bord! The Night Flight Orchestra setzt zum Abflug an! „Alright Reload, let’s get this party started!“, begrüßte Sänger Björn Strid das Publikum und es folgt feinster Classic Rock. Das gesamte Set der Schweden erinnert an die goldene Ära des Hard Rock aus den 80er-Jahren und so fühlt man sich oft an Bands und Künstler wie Golden Earring oder Alice Cooper erinnert, was vor allem bei der älteren Generation in der Menge für strahlende Gesichter und Jubel sorgt. Es gibt sogar zwei Background-Sängerinnen im Stewardess-Outfit!
The Night Flight Orchestra
Nun füllt sich der Pit, denn Deez Nuts sind am Start! Die erste Überraschung: First Blood-Frontmann Carl Schwartz hilft auf der aktuellen Tour am Bass und somit auch an den Backing-Vocals aus. „Reload, we wanna hear you!“, begrüßt JJ Peters das Publikum und die Jungs liefern direkt ein gewaltiges Trio aus „Word Is Bond“, „What’s Good“ und „Stay True“ vor, um den vor ihnen tobenden Pit mächtig durchzuschütteln. „It’s early in the day but the energy is great!“, freut sich JJ und so legen sie mit Songs wie „Face This On My Own“, „Popular Demand“ und „Shot After Shot“ nach. Die Menge ist textsicher und gibt mit Moshpits und mehreren Circle Pits bereits alles. Gerade bei dem Song „One More Time“ glänzt Schwartz an den Backing-Vocals und es ist eine absolute Wonne, die First Blood-Vocals auf Setlänge im Hintergrund eines Deez Nuts-Sets zu hören. Zu dem „Party Like Theres No Tomorrow/I Hustle Everyday“-Medley gibt es nun auch die ersten Crowdsurfer zu sehen. „This next song is the most positive one we’ve ever written!“, verkündete JJ und es folgt „Your Mother Should Have Swallowed You“. Während „Band Of Brothers“ zieht sich der Himmel wieder mächtig zu und pünktlich zum letzten Song „Binge & Purgatory“ setzt auch wieder der Regen ein, was aber absolut niemanden vor der Bühne an der Party hindert.
Deez Nuts
„Könnt Ihr noch ein bisschen auf die Fresse vertragen?“
Als nächstes gibt sich das Bremer Extrem-Metal-Duo Mantar die Ehre und die beiden holzen von Beginn an gnadenlos drauf los. Als sich vor dem dritten Song frecherweise die Sonne wieder durch die Wolken mogelt, kommt auch der Sonnenschein in Sänger und Gitarrist Hanno hervor. „Wir hatten eigentlich apokalyptisches Wetter und Regen bestellt und jetzt so ne Scheiße!“, verkündet er und hat die Lacher auf seiner Seite. „Könnt Ihr noch ein bisschen auf die Fresse vertragen? Und zwar nicht so Hardcore Pride-Worldwide-Scheiße, sondern so richtig Parkplatz auf die Fresse!“. Man könnte mit Hanno’s Ansagen ein ganzes Buch füllen, jeder würde es kaufen wollen. „Wir haben auch ein paar neue Songs dabei. Die sind zwar genauso wie die alten, aber auch geil!“, fährt er fort und so setzt es auch Songs aus dem neuen Album „The Modern Art Of Setting Ablaze“. Es macht einfach immer wieder ungeheuer Laune sich von den pechschwarzen Hassbatzen des Duos berieseln zu lassen.
Mantar
Nun ist die nordeutsche Party-Granate Torfrock an der Reihe und es folgt ein, mit selbstverständlich viel Humor vorgetragener, Ritt quer durch ihre mittlerweile über 30-jährige Karriere. Der Bereich vor der Bühne ist ordentlich gefüllt und das Publikum ist sehr textsicher bei Songs wie „Der Boxer“, „Die Sonntagsjäger“ und ihrem allseits bekannten Hit „Beinhart“ aus dem dazugehörigen Werner-Film.
Torfrock
Anschließend wurde es wieder Zeit für eine geballte Ladung NY-Hardcore, denn die Veteranen von Madball enterten die Bühne. Die ausgelassene Menge ist von Anfang an mit Moshpits, Circlepits und Singalongs voll dabei und Frontmann Freddy Cricien nutzt jeden Zentimeter auf der Bühne, um das Publikum zum Äußersten zu treiben. So dauert es auch nicht lange, bis er vor der Bühne an der Absperrung steht. „Do I have your motherfucking attention?“, fragte er und es hagelt Knaller wie „Hardcore Lives“, Infiltrate The System“ und „Set It Off“.
Madball
„Are you guys familiar with Guitar Hero?“
Begleitet von tosendem Applaus betreten dann die sympathischen Melodic Power Metal-Virtuosen von Dragonforce die Bühne. Das Publikum bejubelt jedes einzelne wahnwitzige Riff oder Solo der Londoner und die Band hat sichtlich Spaß daran. Generell muss man dieses Ereignis unbedingt einmal live gesehen haben. Diese Bühnenpräsenz und diese Spielfreude! „Are you guys ready to party with Dragonforce?“, begrüßt Marc Hudson das Publikum und diese antworten mit einem riesigen Circle Pit zu dem Song „Three Hammers“. „Yesterday we played a Non-Metal-Festival in France and the crowd was wild. Can you be better than France?“. Das Publikum bejaht dies selbstverständlich lautstark und so folgt direkt der nächste Circle Pit, der sogar nochmal eine ganze Ecke größer ist als der vorherige. Auch in den Pausen gibt es immer wieder lautstarke „Dragonforce“-Rufe aus dem Publikum. „Are you guys familiar with Guitar Hero?“, fragt ein grinsender Hudson in die Runde und jeder wusste was jetzt folgt. So beendet die Truppe ihr absolut beeindruckendes Set mit ihrem Über-Hit „Through The Fire And Flames“, welcher von der ausgelassenen Menge nochmal ausgiebig gefeiert wird.
Dragonforce
„Reload, let’s get fucking loud! We are Sick Of It All from NYC, in case you didn’t know“, begrüßt Lou Koller das Publikum. Es folgt die geballte Ladung NY-Hardcore der Szene-Legende Sick Of It All. „Uprising Nation“ macht den Anfang und Band sowie Publikum lassen keinen Stein mehr auf dem anderen. Das Schlagzahl wird mit Songs wie „Take The Night Off“ und „Fall Of Hand“ hochgehalten und zu „Scratch The Surface“ gibt es auch eine gewaltige Wall Of Death. Des Weiteren verkündet die Band zum Abschluss, dass im November ein neues Album erscheinen wird.
Sick Of It All
Mittlerweile schon obligatorisch betritt vor den beiden letzten Bands des Festivals Veranstalter Andre Jürgens die Bühne, um seinen Dank an Publikum und Crew auszusprechen. Immerhin ist das Festival auch zum ersten Mal in seiner Geschichte mit 12.000 Besuchern komplett ausverkauft. „Vielen Dank für unseren allerersten Sold Out!“, verkündet er und hat noch einen besonderen Leckerbissen für die Fans parat: Die ersten 300 VVK-Tickets für 2019 werden noch heute Nacht auf dem Gelände in den Vorverkauf gehen!
„It’s time to raise the flag of hate!“
Als Co-Headliner des Reload-Samstag ist nun die deutsche Thrash-Metal-Institution Kreator um Sänger und Gitarrist Mille Petrozza an der Reihe. Die Essener brettern direkt mit „Phantom Antichrist“ los – sehr zur Freude des Publikums – und machen keine Gefangen. „Totale Zerstörung!“, ruft Mille sogar mitten im Song und anschließend geht es mit „Hail To The Hordes“ weiter. „Wir sind bereits zum zweiten mal beim Reload Festival dabei und ich kann mich noch sehr gut an eine Sache vom ersten mal erinnern. Ihr ahnt es bereits und ich muss es nicht extra ansagen, oder?“, wendet sich ein gut gelaunter Mille an das Publikum und fordert somit eine gigantische Wall Of Death zu dem Song „Enemy Of God“, bei welchem sogar aus sämtlichen Konfettirohren gefeuert wird. Die Meute vor der Bühne reckt der Band konsequent die Teufelshörner entgegen und es zieht ein wahres Thrash-Gewitter über das Sulinger Battlefield. Während „Satan Is Real“ schießen sogar Flammensäulen aus der Bühne empor, bevor es mit „Civilization Collapse“ knallhart weiter geht. „It’s time to raise the flag of hate!“, verkündet Mille und schwenkt passend die dazugehörige Flagge und fordert somit nochmal das Publikum. Die Stage wird vor „Phobia“ von einer gewaltigen Nebelwolke verschluckt und auch während des Songs steigen immer wieder Nebelsäulen in die Höhe. Es folgen noch Songs wie „Gods Of Violence“, „Violent Revolution“ und „Pleasure To Kill“ bevor Kreator dann das gesamte Battlefield für den Headliner aufgeheizt hat.
Kreator
Der Samstags-Headliner In Flames aus Schweden befeuerte zum krönenden Abschluss noch einmal das gesamte Publikum mit ihrem unverkennbaren Melodic Death. Genau rechtzeitig, da es mittlerweile auch verdammt kalt geworden ist. Die Bühne ist komplett mit LED-Säulen ausgestattet und auch der Background mit kleinen Bildschirmen behangen, was optisch einiges her macht. „Scream for me!“, fordert Anders Fridén die Menge, welche nochmal seine letzten Kraftreserven mobilisiert. Es folgen Hits wie „Pinball Map“, „Cloud Connected“ und „Take This Life“ bevor es dann mit dem letzten Reload Festival-Tag zu Ende geht. Wir sehen uns 2019 definitiv wieder!