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Ruhrpott Rodeo on Tour in Hannover

Foto: Maria Graul

Das Ruhrpott Rodeo ist eins der größten und besten Punkrockfestivals Deutschlands. Dieses Jahr geht das Festival, organisiert vom Ruhrpott Rodeo-Orgateam unter der Leitung von Alex Schweers, quer durch Deutschland auf Tournee und hat dabei einige illustre Gäste im Gepäck. Am Samstag den 10.06. ist dann die Faustwiese in Hannover an der Reihe, bei bestem Wetter, gut 4.000 Besuchern und viel guter Laune. Ein Sahnetag!

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Tough Luck und Knochenfabrik: Auftakt legt Messlatte hoch

Pünktlich um 14:30 Uhr eröffnen die Lokalmatadore von Tough Luck den Tag. Es gibt schnörkellosen All-Female-Punkrock auf die Ohren. Schwerpunkt ist die aktuelle EP „You Suck“. Die schon recht zahlreich anwesenden Besucher honorieren den Auftritt durchaus.

Bildergalerie: Tough Luck

Noch besser kommen dann bereits Knochenfabrik an. Für viele der Besucher ist die Band aus Köln bereits ein erstes Highlight. Vor der Bühne ist ein knallroter Herzluftballon zu sehen und es wird ordentlich Wasser ins Publikum gespritzt, denn es ist richtig warm und vor der Bühne noch mehr. Zu Beginn gibt es noch ein paar kleinere Soundprobleme, überhaupt ist es auch noch ziemlich leise, doch die Stimmung ist bereits mehr als gut. Im Gepäck hat das Trio das aktuelle Album „musikalische Früherziehung“. Aber auch zahlreiche Hits, wie „Grüne Haare“ oder „Ich höre dir nicht zu“ kommen nicht zu kurz. Und natürlich darf zum großen Finale „Filmriss“ nicht fehlen, was überall auf der Faustweise lauthals mitgegrölt wird. Dann ist nach 40 Minuten Schluss. Die Umbaupause wird für Bullenreiten genutzt bzw. man erfrischt sich an einer der Wasserstationen oder holt sich ein Bier, welches aber mit 5,50 € schon recht hochpreisig ist.

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ZSK: Der größte Circlepit

Als nächstes sind ZSK aus Berlin an der Reihe. Und die Band feiert zusammen mit allen Besuchern eine große Party. So dauert es nicht lange, bis Sänger Joshi das erste Mal ins Publikum springt. Später sind auch Bälle im Publikum und werden dort für Spiel und Spaß genutzt. ZSK machen einfach gute Laune und kommen wirklich gut an. Los geht es songtechnisch u.a. mit „Lichterketten“, „Punkverrat“ und dem neuen Song „Hassliebe“. Joshi erzählt von seinen Erfahrungen in und mit Hannover und dass er schon bei den Chaostagen mit dabei war. Zwischendurch soll ganz Hannover hüpfen, was die Anwesenden dann auch gerne machen. Oder sich gleich am größten Circlepit beteiligen, um so ins Guinnessbuch der Rekorde kommen. Ob das gereicht hat, darf allerdings bezweifelt werden. Keine Zweifel kommen dagegen bei der weiteren Liederwahl auf, wie „Die Kids sind okay“, „Keine Angst“ oder „Kein Mensch ist Illegal“ beweisen.

Joshi ist dann auch begeistert: „Das ist Hannover, alle fallen hin, alle helfen sich auf, keiner tut sich weh“. Überhaupt wird die Solidarität beschworen und die Punkkonzerte als hoffentlich fast immer sicherer Ort gepriesen. Bei „Herz für die Sache“ steht dann eine Frau mit Sturmhaube in Regenbogenfarben und Bengalo auf der Bühne. Und das Publikum singt lauthals mit. Sehr guter Auftritt des Quartetts, der ziemlich mitreißt. Das ändert sich auch bei „Die besten Lieder“ oder „Alle meine Freunde“, bei dem ein großes FCK AFD Banner ausgerollt wird, nicht mehr. Mit „Antifascista“ endet dann der Auftritt, aber man hat das Gefühl, die Band hätte noch viel, viel länger spielen können.

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Slime: Gemeinsam wütend werden

Doch es geht ja an diesem Tag Schlag auf Schlag und mit Slime steht schon der nächste Hochkaräter parat. Und heute konzentriert sich die Band und vor allem Sänger Tex verstärkt auf die Musik und die Lieder. Ansagen sind eher rar. Allerdings werden die Besucher erst einmal mit „Guten Morgen Hannover, wir sind Slime und machen Punkrock“ begrüßt. Dann werden alle aufgefordert, viel Wasser zu trinken, um bei dem Wetter nicht zu hydrieren. Musikalisch gibt es ein Potpourri aus neuen Songs vom aktuellen Album „Zwei“ und vielen alten Hits. So geht es los mit „Komm schon klar“, „A.C.A.B.“ und „Alle gegen Alle“, bei dem Tex mit allen Zuschauern ein Spiel spielen will. „Sie wollen wieder schießen dürfen“ folgt und wird mit einem „Fickt die AFD“ angekündigt. Gitarrist Elf dazu: „Ganz Deutschland fickt die AFD bzw. 20 Prozent ficken sie, der Rest bekämpft sie“. Weiter geht es mit „Alptraum“ und „Weil Fickt Euch Alle“, was Sänger Tex allen widmet, die ihm hart auf den Sack gehen.

Mit „Schweineherbst“ und „Deutschland“ biegt die Band dann langsam auf die Zielgerade ein. Tex dankt noch allen, insbesondere Drummer Alex Schweers fürs organisieren. Dann folgt „Sein wie die“ und der Sänger greift hier zur Akustikgitarre. „Störtebeker“, und Linke Spießer“ bringt noch mal nostalgische Punkhits auf die Faustwiese, bevor es zum Schlussakkord kommt. Und so fordert Tex final auf: „Lasst uns noch einmal gemeinsam wütend werden“, was dann mit „Religion“ auch geschieht und den wirklich starken und kurzweiligen Auftritt schließlich beendet.

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Dritte Wahl: Bringen den Sommer mit

Es folgen Dritte Wahl, die mit „Greif ein“ starten. Begrüßt wird das feiernde Publikum dann mit „Wir sind Dritte Wahl aus Rostock und kaum sind wir in der Stadt, habt ihr Sommer“. Sänger Gunnar sieht da einen direkten Zusammenhang. Musikalisch wird dies mit „Himmel über uns“ untermauert. Mehr Sommer, Sonne, Punkrock geht eigentlich nicht. Es folgen „Wo ist mein Preis“ und „Das regelt der Markt“. Dieses Lied beschäftigt sich mit der FDP und der Tatsache, dass bei der letzten Bundestagswahl vor allem viele junge Leute die Partei gewählt haben. Mit „Zusammen“ folgt ein Song, der währen Corona entstand und laut Gunnar das „beschissenste Lied ist, was die Band je geschrieben und was die Welt je gesehen hat“. Und Gunnar ergänzt, es täte ihm immer weh dieses Lied zu spielen. Es folgt natürlich dennoch.

„Zu wahr um schön zu Sein“ und „Scotty“ sind als nächstes an der Reihe und sollen an einen Ort auf dieser Welt führen, an dem es vielleicht besser ist. Dritte Wahl haben richtig Bock und lassen sich auch vom aufkommenden kleinen Sturm und dem drohenden Gewitter nicht unterkriegen. Das Gewitter macht schließlich einen Bogen um Hannover und das Quartett aus Rostock beschließt den Auftritt mit „Zeit bleib stehen“, „So wie ihr seid“ und „Fliegen“, wo das Publikum noch einmal alles gibt und mitsingt – auch noch, als die Band bereits von der Bühne ist. Ein tolles Konzert, einer tollen Band, die definitiv keine Konfettikanonen brauchen!

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Betontod: Küsse an alle

Zum Start des Sets von Betontod sind auf einmal zahlreiche Fahnen im Publikum zu sehen, die geschwenkt werden und der Band huldigen. Musikalisch hat die Band aus Rheinberg vor allem das aktuelle Album „Zeig Dich“ im Gepäck, aber natürlich gibt es auch hier viele Hits zu hören. Sänger Oliver fragt dann auch bald, ob alle schon in das neue Album oder die neuen Singles reingehört haben, denn könnten ja alle mitsingen. Nach dem Auftakt „Brandstifter“ folgen u.a. „Kapital“, „Keine Popsongs“ und „Auf eine gute Zeit“. Oliver ist begeistert von der Stimmung und dem Publikum in Hannover, da alle so zahlreich erschienen sind: „Ich müsste euch alle küssen, aber das schaff ich leider nicht, aber daher kommt nun der Songs ‚Küss Mich!‘“.

Weitere Lieder der starken Setlist sind u.a. „Glück Auf“, „Herz an Herz“ und „Kinder des Zorns“. Oliver ist dann auch noch von dem lauten und hervorragenden Chor begeistert, keine Stadt würde so Bock haben wie Hannover. Den Schlusspunkt setzen u.a. „Traum von Freiheit“ und „Viva Punk“, eine Hommage an die Bretter, die die Welt bedeuten. Dann ist Feierabend und der Tag neigt sich so langsam dem Ende entgegen.

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Geheimnis gelüftet – Neues Wizo Album und Tour Anfang 2024

Doch eine Patrone zündet noch, denn mit WIZO steht der Headliner auf dem Programm. Das wird die kommenden 75 Minuten auch noch so richtig gut. Zu Klängen der klassischen Musik kommt das Trio auf die Bühne. „Raum der Zeit“ ist nach dem Opener „Hey Thomas“ auch direkt das erste Highlight. Viel Zeit hat die Band nicht, wie Sänger Axel sagt, daher „spielen wir einfach, so viele Songs, wie wir schaffen“. Man widmet aber dennoch noch diverse Songs diversen Arschlöchern. Auf der Setlist stehen „Kein Gerede“, „Adagio“, „Grauer Brei“ und „Unpoliddisch“. Für Axel ein gutes Warm Up und er sieht im Publikum viele „Leute, mit denen wir alt geworden sind!“ Aber die Band macht weiter, kündigt ein neues Album an und eine Clubtour für 2024. Am 6.2. ist man auch in Hannover in der 60er Jahre Halle der Faust zu Gast. Am Merch gibt es schon exklusive Tickets zu kaufen. Denn die super, super geheimen early bird Tickets sind wunderschön und bestimmt schnell weg, verspricht der charismatische Schwabe. Aber eigentlich sei alles noch ein großes Geheimnis, so Axel mit einem Augenzwinkern.

„Goldenes Stück“ richtet sich gegen all den Mist, der immer noch passiert und leider sehr aktuell sei. Und natürlich ist WIZO weiterhin und wie schon immer „Ganz klar gegen Nazis“. Mit „Pippi“ besingt die Band noch die Frau mit den roten Zöpfen und auch „Kopfschuss“ und „Quadrat im Kreis“ stehen auf der Liste, genau wie „Ich war, ich bin und ich werde sein“ und „Alte Frau“. Axel ist glücklich, dass seine Band mit dem Publikum in Hannover feiern kann und fühlt sich wieder wie 17 und will mit dem letzten Song der CSU den Schaum vom Bier blasen. Hoffen wir, dass dies gelingt. Als Zugabe spielt WIZO noch „Nana“ und „Die letzte Sau“, dann ist Schluss. Was für ein Tag: tolle Bands, bestes Wetter und hervorragende Stimmung. Was will man mehr. Hoffentlich gibt es auch in den kommenden Jahren noch solche schönen kleinen Festivals mitten in Hannover.

Bildergalerie: Wizo

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